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Organspende-Kampagne

Blutwäsche am Bahnhof

Frankfurt Airport, Fernbahnhof: Michael Stapf lässt - stundenlang ans Krankenbett gefesselt und ans Dialysegerät angeschlossen - eine reale Blutwäsche über sich ergehen. Und neugierige Blicke seiner Umgebung. Stapf ist selbstbewusster Star der Kampagne der Organspende-Stiftung Fürs Leben.
Am Bahnhof in Frankfurt: Kampagne der Stiftung Fürs Leben (Foto: Ogilvy Berlin)
Am Bahnhof in Frankfurt: Kampagne der Stiftung Fürs Leben (Foto: Ogilvy Berlin)

„Irgendwann war Tag X…“, sagt der 27-jährige Michael Stapf, der seit sieben Jahren auf eine Spenderniere hofft. Wie 12.000 weitere Menschen wartet er auf den Anruf, der sein Leben verändern kann. Nach Angaben der Stiftung werden hierzulande aber lediglich 1.200 Organe jährlich gespendet. Unangenehmes Thema, dröge Zahlen. Deshalb hat sich die Stiftung Fürs Leben für die teilweise virale Kampagne entschieden, die die Kreativagentur Ogilvy & Mather konzipiert, beraten und kreiert hat.

Dafür hat sich Michael Stapf von einem kleinen Kamerateam der Filmmeisterei am Bahnhof am Frankfurter Flughafen filmen lassen (Regie: Thomas Bausenwein). Im Krankenhausbett samt Dialyseeinheit. In einer kurzen Stummversion sowie in einer Langversion in der Stapf über das Thema Organspende spricht, und auch mit Wartenden am Bahnsteig diskutiert. Am gestrigen Mittwoch startete die Stiftung Fürs Leben ihre multimediale Kampagne mit der Platzierung der beiden Viral-Spots via Youtube, Blogs und Foren. Die Kampagne wird zudem in 14 deutschen Städten auf Infoscreens in S- und U-Bahnstationen weitergeführt. Mit dem Spruch „Die Wartezeit verlängert sich…“ wird die erste Aufmerksamkeit erregt. Allerdings geht es nicht um die Wartezeit von wenigen Minuten auf eine Bahn, sondern um eine beispielhafte Wartezeit von 1.139.580 Minuten – das Warten auf ein Spenderorgan.

Michael Stapf , Protagonist der multimedialen Kampagne, wartet seit sieben Jahren auf den erlösenden Anruf (Screenshot: invidis.de)
Michael Stapf , Protagonist der multimedialen Kampagne, wartet seit sieben Jahren auf den erlösenden Anruf (Screenshot: invidis.de)

Auch im Viral-Video auf Youtube ist die Infoscreen-Kampagne sehr gut erkennbar: „Einige von uns warten ein bisschen länger. Auf ein Spenderorgan.“ Die virale Verbreitung im Web wurde von Virallab und Shareifyoulike übernommen; die Bahnhofsmedien von Ströer. In den Web-Videos und auf den Infostelen dauert die Kampagne ein paar Sekunden oder Minuten – für Michael Stapf dauert die lebensrettende Therapie jeweils vier Stunden, an drei Tagen in der Woche.

Für Michael Stapf war der Dreh vielleicht kein einfacher Gang in die Öffentlichkeit. „Es werden viele Menschen heute Abend ins Bett gehen und über das nachdenken. Aber das wollten wir ja eigentlich auch erreichen“, sagt Stapf im Film. Nach dem Tag X hofft er auch auf den – positiven – Fall Y. Dann wenn das Handy klingelt. „Es könnt‘ ja sein, dass in der Nacht der Anruf kommt. Ich muss ja positiv denken.“

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