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Displaytechnologie

LGs superschlankes OLED zeigt, wohin die Reise geht

In Südkorea hat LG Display jetzt die Twiggy unter den OLED-Prototypen gezeigt, ein hauchdünnes und federleichtes - wir reden von 0,97 mm und 1,9 kg - OLED Panel in 55", das sich per Magnet an die Wand montieren lässt. Und mit einem angekündigten 99-Zöller OLED beweist der Hersteller seinen Technologievorsprung.
Konzept eines dünnen und leichten OLED TVs (Foto: LD Display)
Konzept eines dünnen und leichten OLED TVs (Foto: LD Display)

Ein Proof-of-Concept-Gerät, das ist der leichte und dünne 55-Zöller, der mit seinen Maßen als das Twiggy-Pendant unter den Large Format Displays gelten kann. Bisher sind OLED-TVs von LG etwa 4,3 mm tief – nicht gerade die Rainer Calmunds unter den TV Sets.

Damit ist der lange Zeit von Apple (und sicherlich auch anderen) verfolgte, und, wie das Wall Street Journal jüngst herausfand, vor einem Jahr aufgegebene Traum, ein absolut dünnes und durchsichtiges Panel, etwa für den Einsatz als UHD-TV, auf den Markt zu bringen, kein Traum mehr. Zumindest nicht bei LG Display.

Ob und wann aus dem 1,9 kg leichten und 0,97 mm dünnen OLED in 55″ Diagonale ein Serienmodell werden wird, kann man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beantworten. Allerdings verwundert nicht, dass LG diesen OLED nun aus dem Hut zaubert – was nicht heißt, dass es selbstverständlich ist, so einen Screen real werden zu lassen.

Dennoch ist der Hersteller nun zu einem frühen Zeitpunkt mit dem dünnen OLED Screen an die Öffentlichkeit gegangen – vielleicht wollten sie auch nur Investor Carl Icahn unterstützen, der immer noch der Meinung ist, Apple solle den Mega-TV bauen, der sich, einem Running Gag gleich, seit 2008 durch die Prophezeihungen diverser Apple-Analysten zieht – und das allein seit 2011 gefühlt etwa alle sechs Wochen.

Ob unter dem Apfel-Logo, dem Namen der Konzernschwester LG Electronics oder für andere Hersteller: So ein 4K-Gerät würde ankommen, oder eben einschlagen wie eine Granate. Und LG Display pflegt viele und gute Beziehungen zu möglichen Abnehmern.

Da OLED die Technologie ist, an die LG als einer von sehr wenigen Herstellern nicht nur glaubt, sondern auch entsprechend nachweislich forscht und produziert, ist der Screen nur als ein Steinchen im Strategie-Mosaik Technologieforschung zu sehen.

Bereits im vergangenen Jahr hatte LG gezeigt, dass man ein dehnbares und durchsichtiges OLED in 18″ produzieren kann – und zur gleichen Zeit bekannt gegeben, dass man bis 2017 ein entsprechendes Gerät in etwa 60″ und mit Ultra HD-Auflösung auf den Markt bringen möchte. Das „möchte“ darf nun durch ein „wird“ ersetzt werden.

LG ist eine Wette eingegangen, die durch den bisherigen internationalen Vorsprung in Sachen großformatige OLEDs jetzt mehrfach eingelöst wurde. Seit der Hersteller 2009 seinen ersten 15″ OLED herausbrachte, ist die klare Neigung erkennbar – auch wenn, Ehre, wem Ehre gebührt, Sony bereits 2007 den weltweit ersten OLED-Screen auf den Markt brachte, einen 11-Zöller.

Bei kleineren und mittleren OLEDs sind inzwischen einige weitere Player im Markt, die in Serie produzieren – manchmal ist ein Fluch (Aufkommen von Mobile Devices zuungunsten von PCs) in anderer Hinsicht ein Segen.

Überzeugende Prototypen in kleineren Größen auch für B2B-Einsätze, hier dezeit vor allem industrielle Anwendungen, können seit Jahren ebenfalls auf Messen überzeugen. Über dieses Stadium ist LG lange hinaus. Dies sagt noch nichts über die Vermarktbarkeit und Durchsetzung in den Märkten aus. Bislang sind große OLEDs ein Nischenmarkt.

Gleichwohl gibt es genügend positive Indikatoren, die aufzeigen, dass diese Nische durchaus das Zeug dazu hat, einmal zu dem zu werden, was aus LCD wurde, der Röhren- und Plasma-Killer schlechthin. Zum einen das Tempo: Innerhalb von weniger als zwei Jahren konnte LG zunächst 55″ OLED Full HD TVs auf den Markt bringen (2013), die dann von Ultra HD-OLED-Boliden bis einschließlich 77″ (2015) abgelöst wurden. Kein Wunder, dass LG in diesem Sommer seinen ersten 99-Zöller auf OLED-Basis auf den Markt bringen möchte. Zudem das starke Wachstum (von niedrigen Niveaus aus), das die Marktforscher großen OLED-Panels attestieren.

Bezieht man die kleineren OLEDs mit ein, berücksichtigt man den Trend zu flexiblen Displays, kann man der Technologie noch mehr zutrauen. Bereits in diesem Jahr sollen 75 % der flexiblen Displays solche auf OLED-Basis sein, hat IHS errechnet. Für OLED-Hersteller wie LG – auch Samsung hat sich inzwischen ernsthaft in Stellung gebracht – waren die letzten Jahren anstrengend: Forschung und Entwicklung kosten, Märkte entstehen nicht von alleine.

Ein weiterer Trend, der mit UHD und Trends in Fotografie und Digital Cinema zu tun hat, wird OLED ebenfalls Auftrieb geben: HDR. Auch bei High Dynamic Range darf spätestens zur IFA 2015 mit einer Reihe an darauf optimierten Geräten gerechnet werden. Für die ersten beiden OLED TVs hat LG Electronics in Korea nun Firmware-Updates auf HDR angekündigt.

Zwei Analogien zeigen, wie schnell es dann aber gehen kann:

Schlagen Sie mal nach, wann Sie, und wo Sie zuerst von Ultra HD gelesen haben. Dann versuchen Sie, heute ein TV-Gerät oder einen Computermonitor mit Full HD auf einer beliebigen Herstellerseite zu finden. Klar, noch vorhanden – aber irgendwie nach unten gerutscht.

Oder erinnern Sie sich an die Zeit, als LED Signage gleichbedeutend war mit großem Pixelpitch und absolut Indoor-ungeeignet. Und gehen Sie dann in Gdeanken über die Gänge der letzten ISE in Amsterdam.

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