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Displaytechnologie

Retina iMacs - Apple verbaut DCI-P3 konforme LG Screens

Apple hat den ersten 21,5" Retina 4K iMac sowie die zweite Generation des 5K iMac gelauncht. Die Screens sind was für Profis: Quasi nebenbei bekommen die Retina Modelle nun DCI-P3 konforme Screens von LG spendiert. Damit wird ein wichtiger Farbraum abgedeckt.
Neue Retina iMacs mit 4K und 5K Screens mit erweitertem Farbraum (Foto: Apple)
Neue Retina iMacs mit 4K und 5K Screens mit erweitertem Farbraum (Foto: Apple)

So kennt man Apple: irgendwo zwischen Maßlosigkeit und purer Bescheidenheit. Denn manche Produktneuheit oder manches neue Feature trägt einen schönen Namen, verspricht aber weniger Nutzwert.

Und umgekehrt erfahren manche Produkte ein Line up, dessen Vorteile man gar nicht sonderlich kommuniziert. Hinzu kommt die für Apple typische Marketingsprache, die manches mehr verdeckt, als klar herausstellt.

Denn die neuen iMacs mit Retina Screen – also das in zweiter Generation vorliegende 5K Modell (6. Skylake Generatin CPUs von Intel, AMD GPUs) und das neue 4K Modell (5. Broadwell Generation CPUs, interne l Iris Pro Graphics 6200) – kommen laut Apples Website und Pressemitteilung mit einem um 25% größeren Farbraum als sRGB daher, den Apple mit P3 bezeichnet.

Wie der in Apple Dingen bestens informierte Ars Technica Redakteur Andrew Cunningham – neben weiteren US Medien – berichtet, handelt es sich um den Profi Farbraum DCI-P3. P3 ist also offenbar die geschmeidigere Bezeichnung von DCI-P3 in Apple Sprech.

Aber so ganz sicher ist sich bei Apple in Deutschland keiner, den wir erreichen. Selbst die deshalb kontaktierte externe Presseagentur verweist nur auf oben erwähnte Berichte von US Medien und wiederum die deutschen und US Websites von Apple, die aber immer nur von P3 sprechen. Na ja, Apple halt.

Bis Redaktionsschluss konnte es bei Apple Deutschland offiziell zwar kein Pressesprecher bestätigen, dass Apples P3 und DCI-P3 identisch sind, aber zumindest bei Apples technischer Hotline wurde indirekt auf eine Nachfrage hin bestätigt, dass jeweils ein DCI-P3 konformer Screen in den neuen Retina iMacs verbaut wird. Jetzt wissen’s auch potenzielle Kunden.

Auch die US Zentrale spricht nicht direkt von DCI-P3, sondern P3. Eigentlich sehr bescheiden, wenn man den USP des Produkts für manche potenziellen Anwendergruppen fast schon versteckt.

Vielleicht will man aber auch nicht die Nutzer des Mac Pro vergrätzen, die, inklusive externem Display, ein Mehrfaches des Preises für ihre Rechner zahlten – statt eines in vielen Anwendungen ebenbürtigen bis überlegenen 5K iMac.

Bislang ist der Markt für Profi Screens mit DCI-P3 konformem Farbraum überschaubr. Einzel-Screens gibt es beispielsweise von Eizo in 24″ und in 31″ oder von LG, die sehr früh mit einem entsprechenden 31″ Modell im Markt waren, deren Abdeckung bei Letzterem etwa den Rec. 2020 erreicht und damit eine rekordverdächtige 99,98% DCI-P3 Abdeckung. Auch Viewsonic hatte kürzlich einen 27″ Screen mit 97% DCI-P3 Abdeckung gelauncht.

Wessen Screens werden verbaut? – Wir verlassen uns da auf die Aussage von iFixit, die jeden Mac nach dem Motto Repair is Noble auseinanderschrauben, so auch das neue 21,5″ 4K Retina iMac Modell.

Das TCON Modul, das im 27″ und 21,5″ Retina iMac mit dafür sorgt, dass die ganzen schönen Pixel (Backlight: rot-grüne Phosphor LEDs, anstatt weißer LEDs) auf dem Screen richtig verteilt werden, ist hauseigene Apple Hardware. Beim Teardown brachte iFixit einen Parade Technologies DP665 LCD Timing Controller zum Vorschein. In diesem Jahr hatte es der 5K iMac mit diesem TCON Typ bei den auf der SID Display Week verliehenen 20. Display Industry Awards zu einem Preis, und damit Industrie Lorbeeren, gebracht.

Ergebnis: DCI-P3 konformes IPS Panel und von LG Display in China assemblierter Screen. Details zum Farbraum DCI-P3 finden sich an dieser Stelle.

Beim Backlighting setzen die neuen Screens auf Rot Grün Phosphor LED. Wie Ars Technica beim aktuellen Test berichtet, soll der Screen den DCI-P3 Farbraum um bis zu einem Wert von größer 99% abdecken können.

Hier zitiert Ars Technica eine (Unternehmens-) Quelle, hat den Screen aber offenbar nicht getestet – in der Regel testet Ars Screens auch nicht unter Laborbedingungen. Laut dem US Branchenmedium hat die eingesetzte Technologie beim Backlighting Ähnlichkeit mit einer von Hersteller Sharp vorgestellten neuen  LCD Technologie. Andere Portale werden sicherlich den Farbraum der Screens genau vermessen und testen.

Jedenfalls hat Apple hier einen Industriestandard der Kreativindustrie zu nahe 100% in einem Prosumer bis Consumer Gerät der oberen Mittelklasse eingeführt. Das wird mit Preisen ab 1.700 Euro auch für Consumer ein interessantes Angebot, die sich schnell an neue Seherlebnisse gewöhnen werden.

Das Potenzial für DCI-P3 konforme Screens: weitere Marktbereiche öffnen sich. Mit Apples Hilfe könnte der Standard sogar eine neue Consumer-Referenz werden.

Motto: Niemand lässt sich so gern verwöhnen, wie das menschliche Auge.

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