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Poster. tv insolvent

Seit über einem Jahr ist das ehemals mehr als 2.000 Standorte umfassende Netzwerk der saarländischen Poster.tv außer Betrieb. Viele Gerüchte hat es gegeben - nun ist es amtlich. Am 30.07.2009 wurde das Insolvenzverfahren am Amtsgericht Saarbrücken eröffnet.

Einige Marktteilnehmer haben auf diesen Moment lange gewartet um nun – auf eindeutiger rechtlicher Grundlage – Teile der Standorte zu übernehmen. Der Saarbrücker Digital Signage Netzwerkbetreiber kam 2008 u.a. durch die undurchsichtigen Machenschaften der Inncona Investoren unter die Räder. Doch auch unzählige hausgemachte Fehler führten zum Untergang von Poster.tv.

Amtsgericht Saarbrücken, Aussenstelle Sulzbach, Aktenzeichen: 111 IN 49/09

In dem Insolvenzeröffnungsverfahren über das Vermögen

der im Handelsregister des Amtsgerichts Saarbrücken unter HRB 12260 eingetragenen poster.tv GmbH, Mecklenburgring 25a, 66121 Saarbrücken, gesetzlich vertreten durch die Geschäftsführerin Nicole Hopfner

Geschäftszweig: Entwicklung und Vertrieb von Produkten der Medien- und elektronischen Werbetechnik etc.

ist am 30.07.2009, um 18:30 Uhr angeordnet worden (§§ 21, 22 InsO):

Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wird Rechtsanwalt Christoph Goergen, Beethovenstraße 13, 66606 St. Wendel bestellt.

Der Schuldnerin wird ein allgemeines Verfügungsverbot auferlegt (§ 21 Abs. 2 Nr. 2 InsO); die Verwaltungs- und Verfügungsbefugnis über das Vermögen der Schuldnerin einschließlich des Rechts zum Einzug von Bankguthaben und anderen Forderungen geht damit auf den vorläufigen Insolvenzverwalter über. Die Schuldner der Schuldnerin werden aufgefordert, nur noch unter Beachtung dieser Anordnung zu leisten (§ 23 Abs. 1 Satz 3 InsO).

111 IN 49/09
Amtsgericht Saarbrücken, 30.07.2009

invidis Kommentar

Mit der Insolvenz der Poster.tv geht ein ärgerliches Kapitel deutscher Digital Signage Geschichte zu Ende und hinterlässt ein weiteres Stück verbrannter Erde. Es liegt mir fern mich über die Standortauswahl und Inhalte der Poster.tv auszulassen, vielmehr möchte ich auf darauf hinweisen, dass die Digital Signage Branche schlecht fährt, wenn sie als Steuersparmodell mit angeschlossener Traumrendite bei völlig unbedarften Investoren angepriesen wird.
Wer nun Schuld an der ganzen Misere ist, ist eigentlich völlig egal. Wahrscheinlich ist es eine Mischung aus habgierigen Beratern, naiven Investoren und unfähigen Geschäftsführern. Wie man sein sauer verdientes Geld verbrennt ist letztendlich auch jedem selbst überlassen. Viel schlimmer ist die Tatsache, dass Poster.tv auch diejenigen in Mitleidenschaft zieht, die nach bestem Wissen und Gewissen versuchen vermarktungsfähige Netzwerke aufzubauen.
Für Investoren sollte die Poster.tv als mahnendes Beispiel gelten. Digital Signage Netzwerke aufzubauen ist ein komplexes Unterfangen. Die Vergangenheit hat gezeigt, das theoretischen Berechnungen der zu erwartenden Werbeeinnahmen sich kaum bewahrheiten. Dazu gibt es noch zu viele Unbekannte. Solange Markenartikler nicht von der Wirksamkeit des Mediums überzeugt sind und Mediabuyern keine Vergleichbarkeit mit traditionellen Medien zur Verfügung gestellt wird, bleiben DooH-Netzwerke ein fragiles Konstrukt.

(eca)