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PRN expandiert wieder

Technicolor kauft wieder ein – und setzt auf PRN

Die französische „Maman“ und ihre kleine „Fille“ bleiben beieinander – irgendwie. Premier Retail Networks (PRN) aus San Franciso gilt als Erfinder des Walmart TV. Einst von der Konzernmutter Technicolor zum Verkauf angeboten, wird PRN wieder voll im Konzern konsolidiert.

PRN ist im Entertainment-Segment des Konzerns untergeschlüpft und berappelt sich seit 2011 wieder. PRNs frisch gebackener Präsident Ahmad Ouri kurbelt die Geschäfte an. Und auch die Konzernmutter geht aktuell wieder auf Einkaufstour.

Die PRN-Mutter Technicolor hat eine wechselhafte Geschichte hinter sich: Bis Anfang 2010 firmierte das im französischen Issy-les-Moulineaux beheimatete Unternehmen unter dem Namen Thomson. Die börsennotierte Gesellschaft kam im Zuge der Finanzkrise ins Trudeln. Diverse Töchter standen zum Verkauf – unter anderem auch Premier Retail Networks (PRN) aus San Francisco. Vor allem das Jahr 2010 muss für PRN kein leichtes gewesen sein. Gemeinsam mit den anderen im Segment Entertainment geführten Unternehmungen steht man für rund die Hälfte der Technicolor-Erträge, die im Geschäftsjahr bei rund 1,7 Milliarden Euro lagen. Der Geschäftsbericht weist PRNs Anteil daran nicht separat aus. Allerdings fielen sie geringer aus, als noch 2009.

Den Hauptschuldigen benennt Technicolor an dieser Stelle auch gleich: Walmart. Der Hauptkunde von PRN setzte deutlich bessere Konditionen für sich durch. Nur durch vermehrte Umsätze bei anderen Kunden und zwei neu gewonnenen Retailern als Kunden konnte PRN ein Abschmieren der Zahlen verhindern. Aber PRN ist wieder auf die Füße gekommen, wie der Halbjahresbericht zeigt. Das Jahr 2011 ist für das Entertainment-Segment deutlich erfreulicher gelaufen: im ersten Halbjahr stieg das EBITDA von 142 auf 167 Millionen Euro an. Auch PRN hatte daran seinen Anteil. In den schwierigeren Quartalen 3 und 4 konnte das Entertainment-Segment zulegen – laut letztem Quartalsbericht legte explizit auch PRN im dritten spürbar Vierteljahr zu.

Inzwischen hat Technicolor sein Selbstbewusstsein wiedergewonnen. Man möchte global einen stärkeren digitalen Fußabdruck hinterlassen, heißt es in Investorenpräsentationen. Papier und PDF sind geduldig – gleichwohl geht Technicolor wieder auf Einkaufstour. Aktuell in Frankreich: Ende der letzten Woche gab man die geplante Übernahme von ADJ(Auditoriums de Joinville), SIS (Société Industrielle de Sonorisation) und ScanLab bekannt. ADJ und SIS sind im Audio-Bereich tätig; ScanLab ist auf Postproduction spezialisiert.

Die bis vor kurzem noch zum Verkauf stehende Tochter PRN bleibt in der Familie. Sie soll zu alter Blüte finden und dabei mithelfen, die immer noch existierenden Altschulden der Konzernmutter zurückzufahren. Für das strategische Ziel entsendet Technicolor seinen ehemaligen Chief Marketing Officer Ahmad Ouri nach San Francisco der seit Ende 2011 nun neuer PRN-Präsident.

Mitte Januar 2012 konnte er bereits ein neues Joint Venture in den USA verkünden: Gemeinsam mit indoorDIRECT Inc., die das The Restaurant Entertainment Network in 1200 Schnellrestaurants wie Taco Bell betreibt, sollen bis Jahresmitte weitere 1300 Restaurants ausgestattet werden. PRN wird die Hälfte am Joint Venture halten, die restlichen 50% verteilen sich auf diverse Investoren.

Bereits heute erreicht PRN mit seinen Networks nach eigenen Angaben 181 Millionen zusehende Konsumenten monatlich und deckt damit 97 Prozent des US-Marktes ab. Ein digitaler Fußabdruck eben – extra large.

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