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Wirbel um Shanice - erster Avatar im Dienst Ihrer Majestät

Erst vor kurzem hat die neue Empfangsdame die Arbeit aufgenommen - schon gibt es Ärger und Protest. Denn Shanice ist der erste Avatar mit Arbeitsvertrag in der britischen Bürokratie.
Shanice (rechts im Bild) - ist einfach zu perfekt und arbeitet zum Dumping-Preis (Foto: Brent Council)
Shanice (rechts im Bild) – ist einfach zu perfekt und arbeitet zum Dumping-Preis (Foto: Brent Council)

Das muss man erst mal schaffen: am 21. des Monats tritt man den neuen Job an; aber bereits zwei Tage vor Arbeitsbeginn entbrennt eine große Diskussion über die Personalie. Dabei reden wir nicht über einen neuen CEO, die Ernennung eines Staatssekretärs oder wer Markus Lanz endlich bei Wetten dass..? ablösen wird. Weniger das Wer, sondern das Was erzürnt derzeit die Gemüter jenseits des Kanals.

Denn der britische Council Brent im Greater London nutzte den Neubau seiner Stadtverwaltung, um einen Hologramm-Avatar anzuschaffen. Avatare sind seit einiger Zeit erhältlich und im Einsatz, besonders an internationalen Flughäfen und bei Airlines. Allerdings wurde noch keiner im Dienst Ihrer Majestät gesichtet – zumindest nicht im nicht-geheimen Teil des öffentlichen Dienstes. Da selbst das technik-affine GCHQ beim Zertrümmern und Zersägen von Festplatten aktuell noch auf humanoide Mitarbeiter setzt, kann man davon ausgehen, dass Shanice wirklich der erste waschechte Avatar bei einer britischen Regierungsbehörde sein dürfte.

Im neuen 90 Millionen £ teuren Rathaus waren nach Angaben des Councils noch 12.000 £ an Mitteln für die Anschaffung von Shanice übrig. Eine menschliche Rezeptionskraft hätte 17.000 zusätzliche Pfund bedeutet – nicht an Gewicht, sondern in Münzen. Obwohl Darstellerin Shanice Stewart-Jones, die für den Avatar Modell stand, mit ihren auf 1,75m verteilten 60kg durchaus als federleicht bis normal schmal durchgehen kann. Natürlich nur, falls die Set Card nicht gewichts-optimiert ist.

Was die Öffentlichkeit viel mehr interessiert als Maße und Gewicht der Schauspielerin und des Avatars, ist dass Shanice zum einen im neuen Civic Centre eine menschliche Arbeitskraft ersetzt – und die Furcht, dass der Avatar kognitiv mit seinen vielfältigen Aufgaben an der Rezeption überfordert sein könnte. Alison Hopkins von den oppositionellen Liberaldemokraten jedenfalls sagte der Zeitung London Evening Standard, der Council Brent habe zugeben müssen, dass Shanice nur einige wenige Scripts abspulen könne. Sie hoffe aber, dass man der Empfangs-Holo-Mitarbeitern eine der häufigsten Fragen samt Antwort mitgegeben habe – die nach dem stillen Örtchen.

Shanice und Shanice Stewart-Jones (Foto: Shanice Stewart-Jones via Twitter)
Shanice und Shanice Stewart-Jones (Foto: Shanice Stewart-Jones via Twitter)

Wie wortgewaltig und intelligent Shanice ist, wird wohl die Zeit zeigen. Und dass am Tag, an dem diese Glosse erscheint, auch die Website des Councils nicht zur Verfügung stehen wird, liegt nicht daran, dass unsere Worte so großes Gewicht haben, dass das Kommando der Entrechteten Empfangsmitarbeiter – Zelle Brent (KdEE-ZB) eine Distributed Denial of Service-Attacke (DDoS) gestartet hat. Sondern einfach an Wartungsarbeiten. Ob auch der erste Avatar im Dienste Ihrer Majestät besonders einfach gewartet werden kann, wissen wir nicht.

Allerdings rätseln wir noch, ob der Council Brent aus Häme für die deutschsprachigen Besucher nicht sowieso einen Fake-Avatar – vulgo: Pappaufsteller – hat installieren lassen. So schaut es zumindest auf dem Foto auf, dass die echte Shanice Stewart-Jones via Twitter verbreitete. Denn unten kann man noch das „Willkommen“ lesen, während oben die wie blasse Shanice hinter’m Counter steht (siehe oben rechts), als hätte die Sonne ihr Konterfei ausgebleicht. Aber da wären wir schon beim nächsten künstlichen Aufreger. Und den wollen wir vermeiden, und gehen davon aus, dass die holografische Avatar-Shanice bloß nicht so fotogen ist – beziehungsweise neben ihrem echten Vorbild einfach verblassen muss.

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Veröffentlicht in News