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Casual Friday

Hornbach zimmert sich einen Mini-Skandal zum Valentinstag

Die Baumarktkette provoziert zum Valentinstag mit einer Prise Steinzeit-Herrenwitz  -  und zementiert so den eigenen Anspruch, der Baumarkt nur "für echte Kerle" zu sein: "Wer nageln will, muss freundlich sein!", tönt es einem heute in Print und im Web entgegen.
Stein des Anstoßes: valentinstags-Kampagne von Hornbach in DACH (Screenshot: invidis.de)
Stein des Anstoßes: valentinstags-Kampagne von Hornbach in DACH (Screenshot: invidis.de)

Die Baumarktkette Hornbach ist bekannt für ihre Werbung mit rustikalem Unterton und spitzt Männlichkeitsklischees – meist ironisch gebrochen – gerne zu. Kein Wunder, dass man nun entgegen der floralen und süßen Floristik- und Schokoladen-Werbesoße zeigen wollte, warum Männer zum Valentinstag überhaupt Geschenke machen.

Das fanden die ÖVP-Frauen gar nicht witzig: In der Krone – Österreichs großem Boulevardblatt – fand sich zum Valentinstag eine Anzeige mit dem Spruch „Wer nageln will, muss freundlich sein!“. Die Frauenorganisation der Österreichischen Volkspartei, die sonst selbst mit dem Claim „Stark. Schwarz. Weiblich“ ebenfalls recht selbstbewusst auftritt, fand an der zunächst in der Anzeige sowie auf der österreichischen Website von Hornbach entdeckten Kampagne keinen besonderen Gefallen. Dorothea Schittenhelm, Bundesleiterin der ÖVP-Frauen forderte in der österreichischen Tageszeitung „Die Presse“ denn auch eine Entschuldigung von Hornbach.

Hart bis blumig und seicht

Auch auf den Schweizer und deutschen Websites wirbt das Unternehmen aktuell mit dem Spruch, der allerdings – das sei zur Ehrenrettung der Baumarktkette gesagt – dann schon ins Blumige, Seichte und dabei zugleich Schweinebauch-Anzeigen-mäßig-Anpreisende abgleitet. Im Kontext liest sich das dann so: „Am 14. Februar ist Valentinstag! Echte Kerle denken dran. Denn seien wir mal ehrlich: Wer nageln will, muss freundlich sein! Erobern Sie im Sturm die Herzen – und zwar mit Zimmerpflanzen. In unseren Märkten finden Sie eine große Auswahl an Zimmerpflanzen, zum Beispiel Orchideen, Hortensien, Flammende Käthchen, Bromelien, Rosen-Mix und Glockenblumen.“

Wenn Fleurop das erfährt... - Kampagne für Einkommensgleichheit der ÖVP-Frauen (Screenshot: invidis.de)
Wenn Fleurop das erfährt… – Kampagne für Einkommensgleichheit der ÖVP-Frauen (Screenshot: invidis.de)

Entspannung nach Entschuldigung

Nach dem ersten Sturm der Entrüstung zeigen sich die ÖVP-Frauen am heutigen Freitag auf Nachfrage entspannter und souveräner. Nachdem das Unternehmen sich entschuldigt habe, betrachte man das Thema als erledigt, so eine Sprecherin gegenüber invidis.de. Vielmehr konzentriere man sich auf den 95. Jahrestag des ersten Wahlgangs für Frauen in Österreich. Nach Ausrufung der Republik im November 1918 konnten österreichische Frauen zum ersten Mal bei den Wahlen vom 16.02. 1919 von ihrem Stimmrecht Gebrauch machen.

Frauen provozieren Floristen

Während das mediale Pingpong – Kampagne vs. Entrüstung – seinen Ausgang und sein schnelles Ende in Österreich gefunden hat, wusste beispielsweise beim deutschen Pendant der ÖVP-Frauen – der Frauen Union der CDU (FU) –  bis heute Mittag niemand von der Hornbach-Kampagne. Insofern hat Hornbach kommunikativ wohl dieses Mal noch nicht alle Register gezogen, etwa durch eine große DACH-DooH-Kampagne. Und kann da wiederum kommunikativ von den ÖVP-Frauen lernen. Die fordern im Web: „Einkommen: Gleicher Lohn statt Blumen!“ – ein Thema und Sujet, das die Frauenorganisation der ÖVP schon in den letzten Nationalratswahlkampf mit eingebracht hatte.

Gleicher Lohn statt Blumen? Hoffentlich werden Fleurop und die versammelten Gärtner-Gilden Österreichs, Deutschlands und der Schweiz das jetzt nicht als Kampfansage verstehen, ist doch der Valentinstag für den Gärtner das, was die CeBit für den Hannoveraner Hotelier ist – Big Business.

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