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Display-Technologie

Quantum Dot vs. OLED - Samsung vs. LG

Mit OLED und Quantum Dots konkurrieren zwei Display-Technologien miteinander. Die Hersteller LG und Samsung präferieren zwar jeweils eine davon, dennoch ähneln sich ihre Strategien für 2015 - Grund sind Forschungsschübe und Produktionskosten.
F&E bei Quantum Dot-Produzent Nanoco (Foto: Nanoco Technologies)
F&E bei Quantum Dot-Produzent Nanoco (Foto: Nanoco Technologies)

Mit QD LED und OLED sind zwei konkurrierende Display-Technologien weltweit auf dem Vormarsch. Tendenziell eilt OLED bisher der Ruf voraus, die teurere, aber potenziell effizientere und noch anwendungsoffenere Technologie zu sein. Vorteil von OLEDs: In der Produktion lassen sich extrem dünne und biegsame Displays für Anwendungen aller Art herstellen. Hier sind Entwickler weltweit am Ball, zahlreiche entsprechende Samples sind auf Messen zu sehen. In Deutschland ist beispielsweise das Fraunhofer COMEDD eines der industrienahen Forschungszentren, das sich auf die OLED-Entwicklung spezialisiert hat.

Konzernseitig sind Philips und LG bisher als große Befürworter von OLED in Erscheinung getreten: Diverse Lighting-Lösungen sind von beiden Herstellern auf den Markt gebracht worden. Von kleinen Tischleuchten bis hin zu großen – und momentan recht kostspieligen – OLED-Panels, wie Philips‘ Lumiblades, die sich im Einsatz auf Messen, in der Event-Gastronomie oder Hotellerie einsetzen lassen, sind in den letzten 24 Monaten entsprechende Produkte gelauncht worden.

Auch bei Consumer TVs und Displays hat OLED inzwischen einen Stand. Hier bekennt sich LG seit einiger Zeit zu der Technologie und bringt entsprechende Produkte auf den Markt und zeigt in Szenarien, wie man ein Display in naher Zukunft auch denken und umsetzen kann. So wollen die koreanischen Ingenieure bis zum Jahr 2017 ein flexibles und transparentes OLED-Display in 60″ Größe entwickelt haben.

Wie entwickelt sich OLED im Bereich der Consumer-TVs? OLED ist dort auf Sicht noch ein Thema bei höherpreisigen Modellen. Nachdem erste Full HD OLED 55-Zöller und Curved OLED TVs im Jahr 2013 auf den Markt gekommen sind, erwarten die Marktforscher von IHS, dass LG noch im vierten Quartal 2014 mit einem Ultra HD Modell in 65″ und einem mit 77″ Diagonale auf den Markt geht. Einerseits dürften IHS zufolge die Produktionszahlen von OLED-Displays anwachsen – und damit die Kosten sinken. Zugleich konstatieren die Experten aber, dass sich einige Hersteller nach anfänglicher Euphorie wieder von OLED verabschiedet haben.

OLED als intelligentes Lighting-Objekt: Lumiblade (Foto: Philips)
OLED als intelligentes Lighting-Objekt: Lumiblade (Foto: Philips)

Im Vergleich zu den immer noch hohen Kosten liefere OLED bei den aktuellen Produktionsverfahren noch nicht genügend originäre Vorteile gegenüber der Fertigung von LCDs, lautet die Einschätzung der Analysten bei IHS auch noch im November 2014. Gleichwohl hat auch die Industrie selbst erkannt, dass die Effizienz von OLED, die Langlebigkeit der Dioden und der Kostenblock noch Themen sind, die bearbeitet werden müssen. Hierzulande haben sich Osram, Merck und weitere Partner zum Forschungsverbund OLYMP zusammengeschlossen, der seit zwei Jahren intensiv daran arbeitet.

Die beiden großen Display- und TV-Produzenten LG und Samsung haben beide OLED-TVs entwickelt und auf den Markt gebracht. LG hatte sich bisher dort durch mehr Engagement hervorgetan. Allerdings gibt es nun einen Turnaround, den Samsung angestoßen hat. Inzwischen ist auch LG auf gleichem Kurs unterwegs: Bei den B2C-Geräten präferieren beide Konzerne inzwischen Quantum Dot als aktuelle Technologie, wobei LG einschränkend hinzufügt, OLED weiter aktiv zu verfolgen. Das schließt auch ein, dass LG noch im Dezember seine Produktionskapazitäten für OLED TVs vervierfacht. Eine Produktionslinie der neusten Generation ergänzt die bestehenden Kapazitäten. Bisher kann LG in seiner Fabrik in Paju, Südkorea, 8.000 dafür notwendige 2,2 x 2,5 m große Substrate herstellen, bald potenziell zusätzlich 26.000 weitere. Hergestellt werden dann Geräte in 55″, 65″ und 77″. Die Produktion soll allerdings moderat hochgefahren werden, heißt es.

LGs CFO Jung Do-hyun sprach Ende Oktober 2014 gegenüber Börsenanalysten von einer zweiteiligen Strategie. Heißt: OLED und QD sind ein Thema. Samsung Vice President Simon Sung wird hingegen so zitiert, dass er den Quantum Dots aktuell große Chancen einräumt. Und erst dann wieder auf OLED setzt, wenn der Markt reif ist. Auf den ersten Blick ein gradueller Unterschied – zugespitzt: Samsung drückt bei OLED die Pausetaste, LG nicht. Bei QD wollen aber beide Gas geben. Folge: Zumindest im Modelljahr 2015 sind von den beiden Herstellern QD LED-basierte Consumer-Geräte zu erwarten.

Quantum Dot Ultra HD TV von TCL (Foto: BusinessWire)
Quantum Dot Ultra HD TV von TCL (Foto: BusinessWire)

Hintergrund für die Strategieanpassung bei beiden Konzernen: vor allem der Preis. Aktuell ist ein Quantum Dot 55-Zöller etwa 30% bis 35% teurer als ein herkömmliches LCD-Gerät. Ein entsprechender OLED TV ist allerdings momentan 500% teurer.

Für das Jahr 2015 dürften also zahlreiche neue QD-Geräte kommen, was wiederum sinkende Preis und möglicherweise auch Quantum Dot-basierte Produkte für den Professional-Bereich nach sich ziehen könnte, die in professionellen Feldern einsetzbar sind. Vielleicht wird dies noch nicht im ersten Quartal spürbar sein. Aber im ersten Halbjahr 2015 soll eine neue Fabrik in Südkorea die Massenproduktion von Vorprodukten starten, die der QD-Lieferant Nanoco Group PLC und Dow Chemical planen. Man darf davon ausgehen, dass hier zumindest für einen der beiden großen Hersteller produziert werden wird.

In Folge dieser Entwicklungen könnte sich Sony einem starken Preisdruck ausgesetzt sehen – der japanische Konzern war einer der ersten, der konsequent auf QD LED-basierte TVs im oberen Preissegment setzt. Neben Samsung und LG hat Sony zudem bald mit dem chinesischen Riesen TCL zu konkurrieren, der auf der IFA 2014 seinen ersten Quantum Dot-TV gezeigt hat. Als Lieferant der Quantum Dots für den Ultra HD-TV ist bei TCL der Hersteller QD Vision bekannt. Auch TCL fährt zweigleisig: OLED-Geräte haben die Chinesen ebenfalls im Programm.

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