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Digitale Außenwerbung

Schlammschlacht um Ströer - so reagiert das Unternehmen

Nach dem Report von Muddy Waters, der zu massiven Kursverlusten bei Ströer führte, prüft der Außenwerber rechtliche Schritte. Auch die Bafin prüft die Vorgänge. Aktuell läuft eine Telefonkonferenz zum Thema. Weitere Fakten in diesem Bericht.
Spotproduktion bei Infoscreen in München (Foto: Ströer)
Spotproduktion bei Infoscreen in München (Foto: Ströer)

Ginge es nicht um Verluste in teilweise hoher dreistelliger Millionen Euro Höhe, könnte man den Ausgang um die seit gestern tobende Schlammschlacht um Ströer für einen schlechten Witz eines noch schlechter informierten Analysten halten.

Worum geht es? – Wie am Donnerstag, 20. April 2016, an dieser Stelle berichtet, löste eine negative Studie des US Finanzunternehmens Muddy Waters Research einen gravierenden Kurssturz aus. Zum Hintergrund muss man wissen, dass Muddy Waters LLC und Muddy Waters Capital LLC durchaus ein eigenes Interesse daran haben dürften, die Kurse des börsennotierten Digital Hybrids und Media Owners zumindest zeitweise stark fallen zu lassen – um dann über Leerverkäufe auf eigene Rechnung oder für zumindest einen von Muddy Waters betreuten Fonds schnelles und dickes Geld zu machen. Das geht aus verschiedenen unwidersprochenen internationalen Medienberichten sowie den online verfügbaren Eigendarstellungen von Muddy Waters hervor.

Nomen est omen: Das Unternehmen Muddy Waters nutzt dazu noch den Namen eines der besten Bluesmusikers aller Zeiten – wenn es auch offiziell heißt, dass der Firmenname sich auf ein chinesisches Sprichwort bezieht. „‚浑水摸鱼‘ (muddy waters make it easy to catch fish)“ heißt es dazu aktuell auf der Website. Aber nicht nur dem Namen nach, orientiert sich das Unternehmen offenbar gerne am Schlamm: verschiedene chinesische sowie internationale Firmen gerieten ins Kreuzfeuer des vom Short-Seller Carson Block gegründeten Unternehmens.

Hier liegen Research und Leerverkauf also sehr nah beieinander. Am Freitag, 21. April 2016 hat Ströer eine 17-seitige Stellungnahme veröffentlicht, die die Vorwürfe entkräften soll. Teilweise geht es um diffizile finanztechnische Fragen (etwa: Welches Ebitda wird vom Unternehmen Ströer für Berechnungen herangezogen, welches Ebitda nutzt Muddy Waters in seinem Report).

Andere Beispiele aus dem Research Report von Muddy Waters zeigen, dass sich die US-Firma offenbar nur oberflächlich mit Markttrends der digitalen Außenwerbung / DooH sowie Online oder Mobile beschäftigt haben kann.

Beispiel 1: Muddy Waters stellt in Frage, dass Public Video bei Ströer seit einiger Zeit unter Digital korrekt bilanziert wird. Damit soll in dem 62-seitigen Dokument die These untermauert werden, dass Public Video weiterhin unter Out-of-Home zu bilanzieren sei. Seit mindestens einem ganzen Jahr wird branchenweit nichts anderes diskutiert, ausgerollt und vorbereitet wird, als die Zusammenführung von Kanälen, die Bespielbarkeit von DooH Screens mit Ad Servern. Bekanntlich hat Ströer hierbei große Fortschritte gemacht. Also kann man den den Analysten von Muddy Waters wohl eine Ignoranz der Marktnachrichten aus OoH und DooH vorwerfen.

Beispiel 2: Ohne jeden Beleg diskutiert Muddy Waters auf den Seiten 22 und 23 seines Reports, dass diese Outdoor-Kampagne aus den Jahren 2014 bis 2015 möglicherweise keine gebuchte Kampagne von Freenet / Mobilcom-Debitel gewesen sein könnte, sondern ein möglicher unkosherer Deal. Im Original: „Freenet has advertised on Ströer’s OOH network. After Freenet sold freeXmedia, one of its primary businesses has been a virtual mobile phone operator, mobilcom-debitel GmbH. Ironically, Ströer chose to highlight mobilcom’s “station domination” OOH advertising in the 29 April 2015 Capital Markets Day investor presentation in Berlin. We are presently unable to determine whether the below advertising was part of the consideration freenet received for freeXmedia.

Mit dem letzten Beispiel soll beispielsweise eine Insiderhandel-These gestützt werden.

Aktuell prüft auch die Bafin die Vorgänge, wie ein Sprecher am Freitag gegenüber der Redaktion von invidis bestätigte.

Derzeit läuft eine von Ströer einberufene Telefonkonferenz für Analysten und Journalisten, auf der der Vorstand Stellung nimmt. Ein Update dazu folgt.

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