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50 Jahre EuroShop

Retail Technology - 50 Jahre Instore Audio und Self Checkout

Die EuroShop wird 50. Das heißt auch ein halbes Jahrhundert Retail Technology Ansätze, die heute up to date sind. Neben Instore Audio und Self Checkout war auch IT ein Thema.
Vorläufer der EuroShop - Fotomodell und Display Mannequins im Jahr 1966 (Foto: Messe Düsseldorf)
Vorläufer der EuroShop – Fotomodell und Display Mannequins im Jahr 1966 (Foto: Messe Düsseldorf)

Am morgigen Samstag feiert die EuroShop ihren 50. Geburtstag. Denn am 11. Juni 1966 wurde in Düsseldorf die erste „Internationale Messe für Ladenbau und Schaufenster“ eröffnet – die heutige EuroShop. Die neue Handelsmesse startete seinerzeit fulminant und war mit 333 Ausstellern und rund 30.000 Fachbesuchern die größte Ladenbau-Ausstellung der Welt. Heute ist die EuroShop mit 120.000 m² Netto-Ausstellungsfläche und 2.500 Ausstellern aus rund 60 Ländern und über 100.000 Besuchern die internationale Leitmesse für Investitionsgüter des Handels.

Die Idee zum Projekt EuroShop kam Prof. Dr. Henksmeier, damals Direktor des Instituts für Selbstbedienung und Warenwirtschaft Köln (ISB), aus dem später das EHI hervorging, auf einer USA-Studienreise mit Händlern und Ladenbauern aus dem Mitgliederkreis des ISB. Henksmeier erkannte früh das Potential einer Spezialmesse für die Einrichtung und Ausstattung von Handelsgeschäften. Denn die damals neue Vertriebsform der Selbstbedienung mit offener Warenpräsentation veränderte die Ladengestaltung massiv: Kästen, Schubladen und Schränke wurden durch Regale, Gondeln, Angebots-Tische und Verkaufsständer abgelöst. Außerdem entwickelte sich die Nachfrage nach Kassentischen und Kassen, Kühlmöbeln und Elektroausstattung steil nach oben.

Eine spezielle Investitionsgütermesse für den Handel hielten anfangs viele für überflüssig – auch Messegesellschaften. Investitionsgüter wurden eher als Anhängsel diverser Sortiments-Fachmessen betrachtet. Doch die Messe Düsseldorf ließ sich auf das Konzept ein.

Und das bescherte der Fachwelt technologische Ansätze und Ideen, die in ihren Grundzügen das kennzeichnen, was heute als Instore Audio, Self Checkout und Self Service immer noch State of the art ist.

Messehalle während der Internationalen Messe für Ladenbau und Schaufenster (Foto: Messe Düsseldorf)
Messehalle während der Internationalen Messe für Ladenbau und Schaufenster (Foto: Messe Düsseldorf)

Eine der auf der ersten EuroShop gezeigten Innovationen: „Die Stimme aus dem Warenstapel“. Was klingt wie der Titel für einen der seinerzeit erfolgreich laufenden Edgar Wallace Krimis, war eine neue Art von Werbung auf der Verkaufsfläche. Ging ein Kunde am „Phon-Nettocontacter“ vorbei, löste eine unsichtbare Lichtschranke ein hinter der Ware platziertes Tonband aus, das dann einen Werbespot abspielte. Instore Audio und Einsatz von Sensorik in ihren Anfängen.

Erste Versuche im Bereich Self Checkout gab es 1966 ebenfalls. In Düsseldorf wurde seinerzeit die „Selbsttipp-Methode“ vorgestellt. An den Selbsttipp-Kassen, die die Migros Zürich schon früh im Handel einführte, konnte der Kunde den Kaufpreis für jeden einzelnen Artikel selbst eingeben. Nach Betätigung der Summentaste musste der Kunde nur noch zur Totalkasse im Geschäft gehen. Dort gab das Ladenpersonal den Endbetrag ein und kassierte.

Mit diesen Technologie-Ansätzen waren die Aussteller auf der Mutter aller EuroShops weit vorne dabei. Erst seit etwa zehn Jahren lässt sich eine stetig wachsende Akzeptanz bei Kunden sowie Händlern gegenüber Selbstbediener-Kassen (SB-Kassen) und Self Scanning in Europa beobachten. Heute bieten in Deutschland rund 320 Geschäfte Self Checkout oder Self Scanning an.

Ob auch AV oder Vorläufer von Digital Signage bereits 1966 auf der Messe ausgestellt wurden, lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen. Gleichwohl könnte auch damals die bewegte visuelle Kommunikation am PoS zumindest schon ein Gesprächsthema für (very) Early Adopters gewesen sein. Schließlich war Video im Jahr 1966 ebenfalls schon eine 15 Jahre alte Technologie und wurde Rückpro (16 mm oder 35 mm) schon lange und routiniert in anderen Anwendungen genutzt.

Großes Thema  waren bei der Mutter aller EuroShops außerdem Fertigbauprogramme für Läden, Supermärkte, Lebensmittel-Zentrallager und Cash&Carry-Hallen, die schnell und flexibel einsetzbar waren. Optisch lagen Palisander und Teak bei den Möbeloberflächen im Trend. Zu sehen gab es auch schraubenlos zu montierende Regale, ein Wandkühlregal mit Luftschleier oder moderne Kassen, etwa mit automatischem Rabattmarken-Geber oder mit Festwertspeicher für immer wiederkehrende Beträge.

Schon unter ihrem heutigen Namen - EuroShop im Jahr 1968 (Foto: ISB / EHI)
Schon unter ihrem heutigen Namen – EuroShop im Jahr 1968 (Foto: ISB / EHI)

In Zeiten von Big Data lohnt auch der Rückblick. Bei der ersten Messe zeichnete sich bereits ab, wie wichtig Datenerfassung und Datenverarbeitung sind. Schon damals sorgten stetig wachsender Wettbewerb und steigende Kosten dafür, dass der Megatrend IT den Handel nach wie vor begleitet. Die damals aktuellen Systeme arbeiteten mit einem Lochstreifenstanzer im 5er-Kanal oder wahlweise mit einem Journalstreifen mit fotoelektrisch lesbarer Schrift. Besonders zukunftsweisend war diese Technologie, weil das gesamte Zahlenmaterial bereits auf nur einem einzigen Datenträger gespeichert und zur Auswertung an ein Rechenzentrum versandt werden konnte.

Das EHI (damals noch in Form des Instituts für Selbstbedienung, ISB) präsentierte 1966 in Kooperation mit rund 30 Unternehmen erstmals seine Sonderschau „distributa“. Hier wurden zukunftsweisende Handelsthemen praxisnah veranschaulicht, etwa die Vorverpackung von Obst und Gemüse, Tiefkühlkost („die Ware mit Zukunf““), SB-Frischfleisch, Selbstwahl bei Autozubehör oder der SB-Verkauf von Textilien. Weiterer Höhepunkt der Ausstellung war der Internationale Kongress mit Vorträgen zu Themen wie Standortanalysen, Arbeitsorganisation, Shopping-Center, Warenpräsentation, Kälte- und Klimatechnik.

Auch in den Medien kam die neue Handelsmesse gut an, nicht nur in Deutschland. So hob das Londoner Board of Trade Journal den Wert der EuroShop für die britischen Aussteller hervor. Positiv äußerten sich auch das Düsseldorfer Handelsblatt und die Hamburger Handelsrundschau. Die ebenfalls aus Hamburg stammende Feinkost-Wirtschaft fragte gar: „Warum hat es so etwas nicht längst gegeben?“.

Bis heute hat sich die EuroShop nicht nur zur weltweit führenden Investitionsgütermesse für den Handel sowie zu einer der wichtigsten Informations- und Kommunikationsplattformen für alle Retail-Entscheider entwickelt. Aus ihr ist 2003 die jährliche Messe EuroCIS hervorgegangen, bei der handelsspezifische IT- und Sicherheitslösungen im Fokus stehen. Darüber hinaus ist aus der EuroShop die Handelsmesse C-star entstanden, die seit 2015 jedes Jahr zahlreiche internationale Entscheider des Handels nach Shanghai lockt.