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photokina 2016

Pixel auf der Metaebene - die photokina Messesplitter

Zögerlicher als andere Branchen haben die Mamiyas und Hasselblads dieser Welt auf die Digitalisierung reagiert. Die photokina 2016 zeigt: Neue Allianzen und Player bringen die Branche wieder auf Kurs.
Köln ist wieder im photokina Fieber (Foto: koelnmesse)
Köln ist wieder im photokina Fieber (Foto: koelnmesse)

Sehr früh hat sich die Digitalfotografie durchgesetzt. Zugleich haben viele der traditionellen Hersteller sich beim Thema Smartphone wie das Kaninchen vor der Schlange verhalten. Inzwischen ist man aus der Schockstarre erwacht – auch wenn einbrechende Umsätze und sinkende Marktanteile sich nicht wegdiskutieren lassen.

Was passiert da eigentlich seit einigen Jahren? – Eine simple Frage, für deren Analyse sich die Branche erst mal auf die Metaebene begeben musste, Marktforschung war angesagt.

„Mit der digitalen Transformation, wandelt sich das Imaging Ökosystem mit seinen Playern und seiner Entwicklung zunehmend von reinen Hardwareherstellern zu integrierten Hardware-, Software- und Dienstleistungsspezialisten.“ – Kommt Ihnen bekannt vor? – Ersetzen Sie den Begriff Imaging Ökosystem durch Digital Signage, dann sehen Sie das die Kollegen aus den verwandten Disziplinen nun mit der gleichen Ausgangslage zu tun haben, wie Sie. „Der Imagingmarkt wird komplexer“, geht die Analyse weiter, die der Photoindustrie-Verband e.V. vorgelegt hat. Die Lobby der Linhoffs dieser Welt macht denn auch „neue Allianzen zwischen Unternehmen“ aus. „Die Foto- und Imagingbranche setzt sowohl im B2C als auch B2B Bereich neue boomende Trends wie in Virtual Reality (VR), Augmented Reality (AR), Cloud, Connectivity, Multicopter, Apps, Sicherheitstechnik und Haushaltsroboter.“

Wer knippst, muss speichern und / oder teilen: „Brandwatch berichtet, dass rund um den Globus täglich 350 Millionen Fotos auf Facebook, 95 Millionen auf Instagram, 400 Millionen bei Snapchat und 1,6 Milliarden über WhatsApp geteilt werden“, so der Photoindustrie-Verband weiter.

Eine photokina der Veränderungen, und die sind noch wesentlich konkreter. Das haben die MaFo Experten der Gesellschaft für Konsumforschung e.V (GfK) in einer repräsentativen Untersuchung für Hersteller Canon herausgearbeitet: „Wir kommunizieren visueller denn je. Immer häufiger wird vor allem online lieber mit Bildern kommuniziert als mit Text.“ Mehr als 90% der 14- bis 29-Jährigen kommunizieren gleich oft oder häufiger mit Bildern in sozialen Netzwerken als noch vor drei Jahren. Auch bei der Altersgruppe 30 bis 49 Jahre löst das Bild den Text demnach immer mehr ab.

Weitere Ergebnisse dieser Studie lassen Ableitungen auf alle mit Kommunikation arbeitenden Branchen wie DS und DooH zu. Zahlen, wie bei Wahlen in Nordkorea: 100% der 14- bis 19-Jährigen gaben an, zu fotografieren. Nur 0,5% der 20- bis 29-Jährigen fotografieren nicht. In der Gruppe der über 60-Jährigen fotografieren knapp 94%. „Das sind Zahlen, von denen wir in analogen Zeiten nicht einmal zu träumen wagten“, so Rainer Führes, Geschäftsführer von Canon Deutschland.

Da das Gros der Fotobegeisterten in den Zielgruppen unter 50 Jahren mehrheitlich bis fast ausschließlich aufs Smartphone als einziges oder primäres Gerät setzt, diversifizieren Hersteller wie Canon – etwa in den Bereich Speichertechnologie hinein.

Gespeichert wird nach wie vor gerne auf SanDisk – sowohl im Profibereich wie bei Konsumenten. Das zu Western Digital gehörende Brand stellte jetzt die erste SD mit 1 TB Kapazität ebenso vor, wie zwei neue 256 GB microSD Karten – darunter die 256GB Extreme microSDXC UHS-I, nach Unternehmensangaben die schnellste (Read/Write) ihrer Klasse. Sie zeichnet bis 14 Stunden 4K Ultra HD Material auf und ist für Hochleistungsdrohnen, Action-Kameras und 4K fähige Smartphones gedacht. Auch die weltweit schnellste, Type C-fähige SSD (500 GB) hat die Firma aus Taiwan mit im Gepäck.

Bei 4K Bewegtbild für den Profibereich ist Panasonic nach wie vor einer der Top Anbieter. In Köln zeigt man, was die japanischen Ingenieure derzeit so drauf haben. Ergebnis: die HC-X1, ein Camcorder für UHD 60p Videoaufnahmen (Profi TV) oder die 4K Filmproduktion (4.096 x 2.160p, 24p) mit 1 Zoll Sensor, 24 mm Weitwinkel und 20x optischem Zoom. Als Dateiformate stehen MOV (Quicktime), MP4 und AVCHD zur Verfügung und bieten flexiblen Einsatz von Kinoproduktionen bis zur Online Content Erstellung.

Panasonic zeigt natürlich auch seine neusten Lumix Kameras sowie smarte Digitalkamera-Systeme den Einsatz in Sicherheitslösungen, den Heimnetz-Einsatz sowie für verschiedene weitere Verticals oder 360° Produktionen.

A propos: Einen besonderen Rundum-Blick bietet ein Anbieter aus der Schweiz: Die Seitz Phototechnik AG präsentiert ihre neue Roundshot Livecam (Generation 3), eine 360° Webcam basierend auf einer RGB Scan-Kamera mit optionaler Full-HD Videokamera. Das neue Webcam-Systems kann alle 10 Minuten hochauflösende Panoramabilder und dazwischen Full-HD Video-Sequenzen aufnehmen. Die Kombi aus Foto-Aufnahmen und Video erlaubt tiefe fotografische Details und das Einfangen von Bewegungen. Die Livecam Scan-Kamera arbeitet mit einem 18-55mm Canon Objektiv, das aus der Ferne bedient werden kann. Dies ermöglicht eine flexible Einstellung der Brennweite, der Schärfe, der Blende sowie der vertikalen Schwenkbewegung, entweder automatisiert mit Profilen oder durch Fernzugriff.

Wie man einerseits – nach zwischenzeitlichem Dasein als Zombie – die eigene Grundidee in die Moderne retten und diese zugleich so verkaufen kann, als hätte man schon das iPhone antizipiert, macht mal wieder eine US Company vor.

„Mit der Sofortbildtechnologie hat Polaroid für das erste soziale Netzwerk gesorgt, in dem Menschen einzigartige Momente festhalten und sofort mit anderen teilen können“, lautet die steile These von Polaroid, die nun auch schon bald stramme 80 Jahre Unternehmensgeschichte vorweisen können. Die Firma macht natürlich längst in Digital und bieten nicht nur entsprechende Digital Polaroid Kameras an, sondern auch ein Device, dass es unlängst sogar ins deutsche Frühtücksfernsehen geschafft hat, den tragbaren Polaroid Zip Sofortbilddrucker, der sich via App für iOS und Android mit jedem Smartphone oder Tablet verbinden lässt.

Überall wird sich neu erfunden: Epson macht seit einiger Zeit in Augmented Reality und kooperiert dazu jetzt auch mit dem Drohnenspezialisten DJI. Dabei wird die AR Plattform Moverio für die App von DJI optimiert, um für Profi- und Hobbypiloten von Drohnen bereits während des Fluges eine perfekte Aussicht zu garantieren. Künftig werden Epsons Moverio BT-300 AR Smart Glasses gemeinsam vermarktet; das für DJI zertifizierte System liefert First Person Views.

Und die Displayindustrie? – Glänzt weitestgehend durch Abwesenheit auf der photokina. Mit zwei löblichen Ausnahmen.

Zunächst natürlich Eizo. Wer, wenn nicht der Spezialist für farbechteste Farbechtheit in den größtmöglichen Farbräumen lässt sich nicht auf der Messe blicken? Natürlich mit eigenem Messestand, an dem die beiden neuen 16 bit LUT Screens CS2730 und CG2730 ihre Weltpremiere haben. Diese zeigen auch bei Ergonomie und in der Fertigung die Fortschritte, die die hauseigenen Techniker (lies: Künstler) gemacht haben. Sprich: mit 8,9 kg statt 12,7 kg um 30% leichtere, kalibrierbare Top Monitore bei geringerer Bautiefe und den für die Serie typischen Traumwerten bei Kontrast, Farbraumabbildung und Co.

Aber von Premium Hardware allein kann man nicht leben – das weiß man auch in Hakusan nur zu gut. Also baut man auf bestehenden Kontakten auf und schmiedete dazu die erste Kooperation zwischen Eizo, Adobe, Canon und Epson. Heraus kam die Screen-to-Print Software Lösung Quick Color Match.

Eine andere, kleinere Kooperation zeigt, dass auch die Großen aus der Displaybranche nicht untätig geblieben sind: Unter dem Motto „Taking Color To New Heights“ stellen drei Firmen, die auf den ersten Blick nicht viel miteinander zu tun haben, gemeinsam aus: wallstyle.com, ein Textildrucker, die auf Farbmanagement Software spezialisierte basICColor sowie NEC.

Auch NEC zeigt dort seine schärfsten und farbechtesten 24″ und 32″ Screens aus der hauseigenen SpectraView-Referenzserie, 14 bit LUT Modelle mit denen man ebenfalls die feuchtesten Farbraum-Träume (und natürlich: beruflichen Farbraum-Notwendigkeiten) von Kreativarbeitern erfüllen kann.

Das Besondere: Man macht Messestand selbst zum Exponat. Wer ihn betritt und das Bergwelt-Panorama nur kurz betrachtet, verpasst den Clou. Denn er nimmt zunächst nur einen stoffbespannten Alurahmen mit LEDs und perfekte Hinterleuchtung wahr. In einer Ecke des Standes fängt das Motiv aber plötzlich an, sich zu bewegen. Dabei handelt es sich aber nicht um animierten Stoffdruck, sondern einen hardwarekalibrierten 98″ Screen von NEC Display Solutions Europe GmbH, der erst als Screen zu erkennen ist, wenn sich das Motiv bewegt. So geil kann man das integrieren und zugleich das zuverlässige Zusammenspiel verschiedener Technologien und Mediengattungen eben auch zeigen.

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