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Technologie & Digitalisierung

Bayern setzt verstärkt auf Digitale Wirtschaft

Der Freistaat Bayern will mit verschiedenen Maßnahmen dafür sorgen, dass hier das deutsche Zentrum der Digitalen Wirtschaft entsteht. Mit Erfolg: Im Süden sind immer mehr Firmen mit IoT, Big Data und Digitalisierung oder als Startups unterwegs. Neben Dickschiffen wie IBM werden auch die KMUs Teil von Digital Bavaria.
Industrie 4.0 ist ein Teil des Megatrends Digitalisierung (Foto: IBM)
Industrie 4.0 ist ein Teil des Megatrends Digitalisierung (Foto: IBM)

Sie hätten auch nach Stuttgart gehen können, oder nach Heidelberg. Doch IBM entschied sich, sein neues Watson IoT Center in München aufzubauen. Die Entscheidungsfindung lief in etwa so ab, berichtet ein Insider: In den USA legte man bei Mother Blue ein Raster mit notwendigen Kriterien über die Weltkugel.

Heraus kam nicht ein High Tech Standort wie Singapur oder Tel Aviv. Und es war auch vollkommen wumpe, dass IBM Deutschland seit jeher in Baden-Württemberg mit Hauptsitz und Forschungseinrichtungen vertreten ist. Stattdessen entschied die Zentrale in den USA, dass man mit dem neuen Watson IoT Center nach München geht, das Mitte Februar 2017 offiziell eröffnet wird, und in das man bislang insgesamt 200 Millionen US-Dollar investiert hat. Insgesamt steckte IBM weltweit bereits 3 Milliarden US-Dollar in IoT, damit aus Big Blue endgültig Big Data Blue wird.

Dort kooperiert man bereits jetzt mit einem internationalen Konzern, der seine bayerischen Wurzeln im Namen trägt: BMW. Gemeinsam erforschen die beiden Firmen, wie IBMs Watson Cognitive Computing bei der stärkeren Personalisierung des Fahrerlebnisses sowie der Entwicklung intuitiver Fahrerassistenzsysteme für die Autos der Zukunft einnehmen kann. Nur ein Teil der IBM-Arbeit in München. Schließlich sollen bereits 2020, also in drei Jahren, weltweit 21 Milliarden IoT Devices und Sensoren vernetzt sein, wie die Marktforscher von IDC errechneten.

Auch jenseits von Verticals wie Automotive und fernab von börsennotierten Playern zieht Bayern. Immer mehr Gründer werden in den Süden gelockt. Neben dem großen Zentrum München, in dem B2B immer schon ein Schwerpunkt war, kommen auch Gründer und kleinere bis mittlere Unternehmen zum Zug, die innovative digitale Ansätze verfolgen. Allein im Januar 2017 wurden in Oberfranken sowie in Schwaben zwei neue Digitale Gründerzentren eröffnet, die mit zusammen mehr als 8,5 Millionen Euro vom Freistaat Bayern gefördert werden.

Und das wirtschaftlich erfolgreichste Bundesland hat noch mehr Mittel, die es locker machen möchte: In den kommenden vier Jahren sollen insgesamt 80 Millionen Euro an Fördergeldern ausgereicht werden, so Staatsministerin Ilse Aigner (CSU) am gestrigen Mittwoch vor Münchner Journalisten. Sie führt in Bayern das nicht nur interessanteste, sondern auch eines der wichtigsten Ressorts überhaupt, das Ministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie.

Für die Branche, die davon lebt, dass Middleware und Software immer wichtiger werden, ergeben sich daraus zahlreiche Chancen, die sich aus zwei Förderansätzen ergeben:

  • Förderung von Unternehmen, die selbst entwickeln
  • Förderung von Firmen, die im Rahmen des Digitalbonus Bayern ihre Systeme von Fremdfirmen optimieren lassen (an dieser Stelle finden Sie die Förderkriterien), die allgemein gehalten sind und gut zeigen, wie viele digitale Ansätze bezuschusst werden

Im Prinzip sind die Förderprogramme des Digitalen Bonus für Unternehmen jedes vertikalen Marktes verfügbar. Vor den Journalisten im Internationalen PresseClub München sagte Aigner, dass neben dem Sektor Automotive auch der Bereich Healthcare in Bayern zunehmend an Bedeutung gewinnt. Zudem können Entwickler, die für Handel oder Retail Banking oder die Industrie entwickeln, hier ebenfalls auf zahlreiche Kunden vor Ort zurückgreifen – und vor allem mit anderen Firmen bei Entwicklungsarbeiten kooperieren. Beim Thema LED ist Bayern mit Osram und seinen Standorten ein Platz, an dem Dienstleister fündig werden. Auch die Picassos unter den Digitalen sind in Bayern schon jetzt gut aufgehoben: Neben Digitalagenturen sind die Unternehmen der Filmwirtschaft einschließlich Visual Effects Spezialisten traditionell hier angesiedelt. Auch deren Förderprogramme wurden kürzlich aufgestockt. Sie profitieren auch von der Nähe zu Unternehmen wie Arri, die als eine der weltweiten Referenzen im Bereich Digital Cinema gelten.

Zudem werden in Bayern 20 Lehrstühle für Digitalisierung geschaffen, bei denen es sich nicht um Juniorprofessuren handelt, wie man sie von manch anderer Initiative in kleineren, ärmeren und sexieren Bundesländern kennt. Daraus folgt mittelfristig auch, dass die unter chronischem Fachkräftemangel leidende Digitale Wirtschaft hier noch am ehesten qualifizierte Experten wird finden können.

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