invidis Digital-out-of-Home: Branchenreports – Bahnhöfe

Viele Augen, viele Bildschirme, viel Potenzial

Digitale Anzeigen prägten das Bild an Bahnhöfen lange vor der Zeit digitaler Werbung. Kein Wunder, dass sich auch Digital Signage dort ausgebreitet hat.

Quelle: Stöer Digital
Quelle: Stöer Digital
5.700 Bahnhöfe hat die Deutsche Bahn – und natürlich sind nicht alle von ihnen mit digitalen Medien ausgestattet. Und das ist kein Wunder. Solche Medien machen nur Sinn, wenn man einen gewissen Besucherstrom – mindestens 100.000 pro Tag – gewährleistet, um Werbezeiten gewinnbringend vermarkten zu können. Der Hauptbahnhof Hamburg beispielsweise gehört mit etwa 450.000 Reisenden pro Tag zu den Spitzenreitern der Deutschen Bahn.

Reisende pro Tag heißt in diesem Fall mögliche Kontakte – keine schlechte Ausgangslage für einen potenziellen Werbekunden. Vor allem, wenn man bedenkt, dass unter den Kontakten gut zu definierende Zielgruppen auszumachen sind, die abhängig von der Uhrzeit angesprochen werden können. Im Extremfall morgens die Geschäftsreisenden und nachts die Partygänger, für die entweder das morgendliche Croissant interessant ist oder ein Energydrink.

Der Außenwerber Ströer hat 2011 mit der Installation von großformatigen Stelen an Bahnhöfen der Deutschen Bahn begonnen und fasst diese mittlerweile unter dem Begriff OC Station zusammen, wobei OC für Out-of-Home-Channel steht. 162 deutsche Bahnhöfe umfasst das Netz derzeit; insgesamt findet man dort etwa 1.000 digitale Stelen.

Quelle: Ströer Digital
Quelle: Ströer Digital
Jedoch nicht nur Bahnhöfe der Deutschen Bahn haben Potenzial in Sachen Digital Signage; Gleiches gilt für U-Bahnhöfe. Dort ist Ströer auch einer der Großen, vor allem durch die Infoscreen GmbH aus München. Kern dieser Installationen sind allerdings nicht klassische Bildschirme, sondern Projektoren, die das Werbe- und Informationsbild an die Wand im Untergrund werfen. Mag diese Art von Digital Signage nicht die stylishste sein; wer U-Bahn fährt und an solche Abwechslung gewöhnt ist, vermisst die Unterhaltung der Loops im Zweifel sehr.

Der Kölner Außenwerber hat es clever angestellt, sich die Deutsche Bahn als Hoheitsgebiet zu erobern. Im Fall der U-Bahn trifft er jedoch auf seinen Berliner Konkurrenten Wall. Dieser hat in der Heimatstadt einen Prestigebahnhof an der Friedrichstraße aufgebaut und stattete ihn unter anderem mit 14 digitalen Screens im City Light Poster-Format und mit 12 Projektionslösungen aus. Geplant ist, weitere Berliner U-Bahnhöfe mit digitalen Werbeträgern auszustatten.

Außenwerber haben die richtigen Kontakte
Dass sich im Bahnhof die Außenwerber an Digital Signage gewagt haben, kommt nicht von ungefähr. Weswegen hätten sie ihr Know-how aus der Hand geben sollen? Schließlich sind sie es, die die Kontakte zu Agenturen und großen Markenunternehmen pflegen und das „neue“ Medium angemessen präsentieren können. Aber auch hier gilt: Installation ist nicht gleich Installation. Digital Signage wirkt nur, wenn es gesehen wird. Wenn die Stelen in Blickrichtung zum Passanten stehen. Wenn die Inhalte interessant sind. Wenn die Nachrichtenticker nicht zu schnell über den Bildschirm flimmern. Wenn der Kontrast auf die Umgebungshelligkeit abgestimmt ist. Wenn die Stelen und die Screens Vandalismus standhalten.

Damit der Reisende das Wichtigste im Vorbeigehen verinnerlicht. Damit er in Wartesituationen das Interesse behält. Damit er Lust bekommt, an interaktiven Werbekampagnen mitzuwirken. Damit alle Beteiligten gewinnen.

(17. März 2014)