Derzeit jagt ein Gerücht das nächste, wechseln klare und halbgare Dementis einander ab. Bald könnte Hochzeit sein, mono- oder polygam, das ist noch nicht klar – man ist ja nicht bürgerlich und allzeit bereit. Sicher ist: Eine Affäre köchelt; wie heiß sie ist, und wieviele Partner miteinander zu Gange sind, darüber versuchen alle Beteiligten Diskretion zu bewahren.
Ins Liebesspiel sind derzeit ein, zwei oder mehr Partner involviert. Da wäre der in der Szene als „Der Große“ oder „Der Marquis“ bekannte Player. Von ihm weiß man, dass er anti-burgeois tut, und doch ganz genau auf die Penunzen schaut.
Kein Wunder: Apples Marktwert allein beträgt derzeit etwa gut das 33-Fache des Jahresverlusts der stolzen Firma aus Osaka. Dabei ist Sharp nicht unbedingt das klassische Opfer; eher jemand, der zwar eine im Spiel vielleicht unterlegene Rolle einnimmt, aber genau weiss, was er sich und anderen wert ist. Stets mit dabei ist beider Hausfreund Hon Hai/ Foxconn. Zumindest Sharp ist ebenfalls gut bekannt mit Loewe. Die ersten drei wollen miteinander nur spielen – und vielleicht auch die kleine Loewe auf die ein oder andere Art in ihre Beziehung miteinbringen.
Wie schaut es also aus? – Apple hat mehr als genug Geld, von 100 Milliarden in der Kriegskasse ist die Rede, Dollar. Apple sucht offiziell keine Beteiligungen – und dementiert ja auch stets alles. Sogar, was es in der aktuellen Kalenderwoche in der Kantine als Stammessen 3 gibt. Allerdings benötigt Apple zuverlässige Hardware-Produzenten für seine Consumer-Produkte von iPhone über iPad bis zum neuen Macbook Pro. Zu letzterem gibt es die Meldung, dass das Retina-Display, das schon in iPads und iPhones verbaut wird, auch dort zur Anwendung kommen wird.
Dann gibt es da noch diese kleine Aktiengesellschaft namens Loewe , deren Umsatz im letzten Jahr ein Zwölftel des letzten Sharp-Verlusts betrug und die durch High-End-TV-Consumergeräte und Apple-kompatible (keine Seltenheit) Gimmicks angeblich das passende Mosaiksteinchen wäre: Vertrautheit mit Apple-Technologien wie Airplay, Fernseh-Expertise, ungute Zahlen – also „ausquetschbar“. Der Aktienkurs macht Sprünge, nachdem Gerüchte die Runde machen, Apple wolle Loewe kaufen. Das klare Dementi folgt auf dem Fuße. – Klar insoweit, als dass Apple kein Übernahmeangebot abgegeben hat.
Sharp, der alte Samurai, hält allerdings aktuell direkt 28,83% an Loewe, die französische LaCie gut 11%, Vorstand und Organe der Loewe AG (und deren Familienangehörige) weitere 14 %; der Rest ist Streubesitz. Allein oder gemeinsam mit den anderen Mehrheitseignern kann also durchaus die etwas geschwächte Sharp Corporation versuchen, mit Apples sagenumwobenem – und nicht ersten, siehe das gefloppte – TV-Projekt bei Loewe etwas zu reissen. Dazu müsste Apple sich mit original null Euro bei Loewe einkaufen. Offizielle Linie ist dort immer noch: „Mer kaufe‘ nüscht.“ Brauchen sie auch nicht, setzt Apple doch auf die Produktion bei Partnern außerhalb. – Und wenn die dann auch noch nach Aufträgen japsen, oder zumindest ihre Kapazitäten ausbauen können, ist da einiges machbar.
Oder: In Sakai. Das wäre ein weiteres Szenario. Auf den ersten Blick für Sharp der einfachere Weg. Wie berichtet, ist Sony aus der Produktions-Plant aus- und Hon Hai (=Foxconn) eingestiegen. Und: Seit Ende März hält Hon Hai wiederum 10% an der japanischen Sharp. Beide haben also ein Interesse daran, die gemeinsamen Produktionsstraßen in Sakai endlich richtig ans Laufen zu kriegen.
Eigentlich. Denn während in Japan allein durch die Yen-Aufwertung – in Dollar oder Euro gerechnet – sich die monatlichen Lohn- und Lohnnebenkosten auch eher dem Jahres-Salär eines Fürsten der Meiji-Ära annähern, könnten auch weitere Standorte in Frage kommen. So könnte, in einer fiktiven Mischkalkulation, ein Teil der Apple-TV-Displays, der iPhone- und iPad-Displays aus japanischer, deutscher und chinesischer Produktion kommen.
Auch Hon Hai steht nur auf den ersten Blick besser da als Sharp – man braucht einander, und Apple als „The Big One“ dazu. Gerade erst sorgte unter anderem der Anstieg der Lohnkosten in Taiwan und China dafür, dass Hon Hai lediglich eine Brutto-Gewinnspanne unter 7% vermelden konnte. Einmalig in Foxconns Geschichte. Und für chinesische und taiwanesische Verhältnisse alles andere als Wahnsinnsergebnisse.
Ach ja: Vor einer Woche dementierte Hon Hai einen Bericht der chinesischen Website sina.com, derzufolge Sharp und Foxconn auf dem chinesischen Festland nun eine gemeinsame Plant für Mobiltelefone unter dem Markennamen Sharp aufbauen wollen – mehr nicht. Gut möglich, dass das nächste iPhone 5 als in China fertigen…? – Man weiß es nicht.
These: Apple und Sharp tun es weiterhin – vor den Friedensrichter treten sie aber nicht, um ihre Eheringe (=Shares) auszutauschen. Könnten ja eher Ketten sein – für beide. Hon Hai/ Foxconn spielt in dem Bizarre Love Triangle eine zunehmend wichtigere Rolle. Sie wollen raus aus der Sklavinnen-Rolle, mehr in Richtung Forschung und Know-How – auch deshalb die Beteiligung an Sharp. Und Loewe darf vielleicht doch das ein oder andere Teil dazu beitragen („Sie war die Braut eines anderen – und sie heiß Guantanamera …“).
Also werden die drei oder vier Partner immer häufiger gemeinsam ins Bett steigen, auf der Parkbank Liebe machen oder im Swingerclub mit anderen Gespielinnen und Gespielen erwischt werden. Ob es immer die große Liebe ist, die Gewohnheit, die Verzweiflung auf allen Seiten, oder was auch immer – man weiß es (noch) nicht so genau. Wir bleiben dran.