Seit kurzem möchte Sharp in Japan Mitarbeiter den vorgezogenen Ruhestand schmackhaft machen – etwa 2.000 Mitarbeiter möchte man früher in Rente schicken, schrieb Sharp Ende August 2012. Soweit so global un-dramatisch.
Weniger Freude haben Beobachter aber mit der Kommunikationspolitik des japanischen Konzerns, wenn es wirklich um die Wurst geht. Das – invidis berichtete mehrfach – Hin und Her um den Einstieg von Hon Hai/ Foxconn bei der Sakai-Plant und um den den Einstieg bei Sharp selbst findet aktuell kein richtiges Ende. Sharp-Aktien rutschten gegen Wochenende weiter in den Keller, als bekannt wurde, dass sich der neue Ankeraktionär Hon Hai und Sharp nicht über eine Neubewertung der Aktien einigen konnten.
Sharp hatte gerade wieder kommunikatives Oberwasser, als bekannt wurde, dass die neuen – wohl mit 4 Zoll etwas größeren – Displays für Apples neues iPhone von Sharp stammen sollen. Dabei werde die hauseigene IGZO-Technologie zur Anwendung kommen. Nahezu zeitgleich verhagelte allerdings eine Reuters-Meldung das Ganze. Die Rede ist dabei von Produktionsschwierigkeiten, die zu Lieferengpässen für das ab September erwartete neue iPhone führen könnten.
Wahr oder nicht – theoretisch könnte diese Nachricht zwei Branchengrößen nutzen. Und/ oder diversen weiteren Marktteilnehmern, die auf fallende Kurse oder günstig zu erwerbende Patente schauen.
Hon Hai etwa könnte billiger an seinen Sharp-Anteil kommen. Laut Reuters stellte inzwischen Sharp-Präsident Takashi Okuda Hon Hai gegenüber der Zeitung „The Nikkei“ einen geringeren Preis als die ursprünglich vereinbarten rund 680 Millionen Euro für einen 10%-Anteil in Aussicht. Er schlage eine Neubewertung der Sharp-Aktien vor, mit der die jüngste Kursentwicklung berücksichtigt werde.
Die gleiche Zeitung hatte Mitte August berichtet, dass Sharp bis zu 10.000 Mitarbeiter entlassen wolle – Sharp dementierte. Es sollen insgesamt 5.000 Mitarbeiter insgesamt gehen, hieß es zuletzt.
Nicht gänzlich ungelegen könnte der neue Wirbel um Sharp aber auch Samsung kommen. Bekanntlich hat Samsung mit Apple wegen des kürzlich in den USA verlorenen Patent-Prozesses noch ein Hühnchen zu rupfen; wenn auch die 1,05 Milliarden US-Dollar Strafe für die Koreaner zu leisten sind – allerdings auch nicht direkt aus der Portokasse. Zudem möchte Samsung auf der IFA mit eigenen Produkten glänzen. Da ist die Nachricht, dass Sharp bei seinem nun offiziell gewordenen Apple-Großautrag Probleme haben könnte, durchaus eine Ablenkung. – Schließlich ist auch Samsung bisher Lieferant für Apple-Produkte.
Man könnte fast wetten, dass die neuen iPhones schon irgendwann in benötigter Stückzahl in die Läden kommen – und Sharp auch danach noch mit Problemen zu kämpfen hat. Aktuell macht der Verschuldungsgrad keinen Grundzur Freude. Laut der Wirtschaftsnachritenagentur Dow Jones Newswires sollen mehr als 15 Milliarden Dollar Schulden auf dem Unternehmen lasten. Für das laufende Geschäftsjahr bis März 2013 erwarte Sharp demzufolge einen Verlust von umgerechnet knapp 3,2 Milliarden Dollar.
Sharp gab jedenfalls bekannt, dass es drei Panel-Varianten mit IGZO-Technologie produziert: ein 10-Inch LCD Panel mit 2560 x 1600 Pixeln, ein 7-Inch Panel (1280 x 800 p) sowie ein 32-Inch Panel mit 3840 x 2160 Bildpunkten. Zudem arbeite man an weiteren Anwendungen. Wer weiß: Vielleicht ist das für Oktober erwartete 7,85-Zoll-Display des dann angeblich vorgestellten neuen iPads, beziehungsweise iPad mini, dann ebenfalls mit IGZO veredelt.