Wohl ab diesem Frühherbst bekommt das Berliner Fenster endlich sein süddeutsches Pendant. Beide Fahrgast TV-Programme bilden die Säule eines deutschlandweiten Netzwerks, das dann vor allem den Osten, Süden und Norden des Landes sehr gut abdeckt.
Die in Berlin ansässige mc R&D GmbH ist alleinige Gesellschafterin der Berliner Fenster GmbH. Letztere betreibt seit nunmehr 13 Jahren das größte deutsche Fahrgast-TV Netz in 1.106 Wagen der Berliner U-Bahn. Allein in der deutschen Hauptstadt sind 3.768 Doppel-Displays im Einsatz.
Gestartet ist das Berliner Fenster seinerzeit als Geschäftsbereich der PAB Plakat- und Außenwerbung GmbH, eines Außenwerbeunternehmens der Berliner Verkehrsgesellschaft BVG. Nach Auslagerung aller Außenwerbe-aktivitäten der PAB in die BVG-Tochter VVR Berek verblieb das Berliner Fenster als alleiniger Geschäftsbereich in der PAB. Diese wurde dann 2004 in Berliner Fenster GmbH umbenannt und zunächst unter dem Dach der BVG Media Holdinggesellschaft mbH geführt. 2005 erfolgte mit dem Verkauf an die Inova Holding GmbH die Trennung vom Verkehrsbetrieb. Im Jahre 2008 stieg die mc R&D GmbH schließlich als alleinige Gesellschafterin ein. Deren Eigentümer ist Andreas Orth, von Anbeginn Geschäftsführer der Berliner Fenster GmbH.
Vor drei Jahren setzten sich die Berliner im Ausschreibungsverfahren der Stadtwerke München als Betreiber eines neuen Infotainment-Kanals für die U-Bahn-Züge und Trams durch. Als Vermarktungsorganisation sowohl für das Berliner Fenster als auch das neue Münchner Fenster verfügt die mc R&D über die exklusiven Vertriebsrechte für beide Infotainment-Kanäle. Mit den zwei Standorten im Rücken arbeitet das Unternehmen an einem nationalen Fahrgast TV-Netzwerk. Aktuell können Werbungtreibende auch in Leipzig, Dresden und Hannover zubuchen – bisher ein semi-nationales Netzwerk, das bald allein in München und Berlin rund 6.800 Doppel-Displays bieten wird.
Durch den Start des Münchner Fensters würde das avisierte nationale Programm Gestalt annehmen. „Wir wollen so bald wie möglich starten. Und wir sind startklar“, sagt Klaus Wieking, Niederlassungsleiter des Münchner Fensters.
Nachdem nun durch die Aufsichtsbehörde erfolgten positiven „Go“ – dessen Eingang bei der Verkehrsgesellschaft MVG bis Redaktionsschluss zwar erwartet, allerdings noch nicht von der MVG bestätigt wurde – wird es in absehbarer Zeit nahezu eine Verdoppelung der Reichweite geben. Denn rund 1,5 Millionen Werbekontakte kommen täglich in Berlin zustande, 1,4 Millionen werden es künftig in München sein.
Displays: Bosch in Berlin…
Neben vielen Gemeinsamkeiten des bestehenden Hauptstadt Fahrgast TVs und des künftigen Fahrgastfernsehens an der Isar gibt es auch Unterschiede im Detail. Noch heute besitzt die Berliner Fenster GmbH in Berlin auch die von Bosch gelieferte Technik. Neben den Displays und Servern in den Zügen gehört auch die Übertragungstechnik zum Bestand. An den 173 U-Bahn-Stationen sind Sendeanlagen, sogenannte Repeater, installiert. „Unsere Repeater liefern eine hohe Bandbreite auf der Basis von DMB, einer von Bosch entwickelten DAB-Variante für die sichere Multimediaübertragung auf schnell bewegte Ziele“, sagt Vertriebs- und Marketingchef Thomas Dutz. Damit könne man jederzeit quasi live und nur mit kurzem Zeitversatz senden. „Diese anspruchsvolle Lösung war seinerzeit erste Wahl, um den Anforderungen des Verkehrsbetriebes und der Nachrichtenpartner an Aktualisierbarkeit, Bandbreite und Übertragungssicherheit zu entsprechen“, so Dutz.
…und Aesys in München
Zentrale Vorgaben, die auch in München mit aktuell verfügbarer Technik umgesetzt wurden: Dort ist Bahnfunk, eine gesicherte WLAN -Variante eingerichtet. Damit werden die Tunnelstrecken versorgt, denn auch in der bayerischen Landeshauptstadt müssen die Züge ständig erreichbar sein. Das hat auch mit Wettbewerb zu tun: „Unser Aktualitätsmaßstab sind die Online-Medien, die die Fahrgäste zeitgleich nutzen“, sagt Thomas Dutz. Und auch das dynamische Fahrtinformationssystem der MVG, das sich die Doppelscreens mit dem Infotainment teilt, ist auf eine leistungsfähige Übertragungstechnik angewiesen. München wird in den Genuss von insgesamt 3.000 Doppel-HD-Displays kommen, die von der italienischen Aesys S.p.A. stammen. Ursprünglich sollten 2.100 Displays verbaut werden, später stockte man auf. Derzeit sind 240 der Geräte bereits installiert, können wegen der noch ausstehenden Betriebsgenehmigung aber nicht angeschaltet werden. Wie in Berlin hängen die Doppelmonitore in den Münchner Fahrzeugen mittig unter der Wagendecke. „Ein ganz wichtiger Aspekt: So können auch und gerade in vollen Zügen die Inhalte nicht verdeckt werden“, erklärt Klaus Wieking.
Er betont, dass man das Fahrgast TV nicht als klassisches Außenwerbemedium betrachte. Hinsichtlich Programmstruktur und Nutzungsverhalten sei es wohl am ehesten mit dem Autoradio vergleichbar. Mit dem Unterschied, dass in den ÖPNV-Fahrzeugen Bilder den Ton ersetzen und die Aufmerksamkeit der Rezipienten noch ungeteilter sei. Entsprechend orientiert sich die Vermarktungsstruktur an der Mechanik von Radio und TV. „Mit der verfügbaren Technik lässt sich nicht nur die Aktualität der Nachrichten sicherstellen, wir können auch die Programminhalte an die im Tagesverlauf wechselnden Interessenlagen anpassen“ betont Thomas Dutz.
Zwei-Stunden-Raster
Entsprechend biete man bereits seit 2006 die Buchung im Zwei-Stunden-Raster an. So könne Werbung hinsichtlich Zeitpunkt, Kontext und verfügbarem Budget optimal platziert werden. Im Berliner Fenster habe man dieses Konzept mit dem Spezialformat nachtfunk.tv auf die Spitze getrieben, so Dutz: „Freitag- und Samstagnacht richtet sich das Programm konsequent an der jungen urbanen und internationalen Zielgruppe aus. Der Content kommt unter anderen von Flux.FM, dem RollingStone und dem Groove-Magazin. Selbst das Senderdesign ist ein komplett anderes.“ Kunden wie Veltins, Smart, DriveNow oder Becks buchten in diesem Umfeld sehr gerne.
Aber auch das Hauptprogramm verzeichnet einen zunehmenden Anteil an großen Marken: So ist Saturn seit 3 Jahren täglich im Fahrgast-TV präsent. O2, Germanwings, Vattenfall und AirBerlin haben in den letzten Monaten gebucht. Und für München gebe es eine Vielzahl von Anfragen, so Klaus Wieking: „Wir freuen uns sehr auf den Start!“