Mit der Unterstützung der WALL AG startete das Simon Wiesenthal Center (SWC) am 23. Juli 2013 in mehreren deutschen Großstädten die Plakatkampagne „Spät. Aber nicht zu spät! Operation Last Chance II“, die die Öffentlichkeit über die Initiative informiert und die Bevölkerung dazu aufruft, „aktiv einen Teil der Verantwortung zu übernehmen“. Insgesamt 2.000 City Light Poster an Standorten in Berlin, Hamburg und Köln zeigen das Kampagnenmotiv.
Für den aktuellen Aufruf orientierte sich die 1977 gegründete Organisation inhaltlich an Fahndungsplakaten: Für sachdienliche Informationen, die zur Verhaftung und Verurteilung von NS-Verbrechern führen, hat das SWC eine finanzielle Belohnung von bis zu 25.000 Euro ausgesetzt. Das Sujet erinnert mit dem Bild von Bahngleisen zum Eingang eines NS-Vernichtungslagers an den Massenmord in nationalsozialistischen Konzentrationslagern.
Kommunikationsziel: mehr Öffentlichkeit
Ausgangspunkt für die Kampagne „Operation Last Chance II“ ist die Verurteilung von Iwan Demjanjuk im Jahre 2011 in München. Bereits im Dezember 2011 hatte SWC-Direktor Dr. Efraim Zuroff „Operation Last Chance“ im Bundestag vorgestellt. Jetzt wollen die Organisatoren nach eigener Angabe mit öffentlichkeitswirksameren Mitteln für das Anliegen werben. Bereits jetzt zeigt die TV-, Print- und Online-Berichterstattung, dass dieses primäre Kommunikationsziel erreicht wurde.
Außerdem ist die Kampagne eine von sehr wenigen, die sich öffentlich mit dem Thema auseinandersetzen. So findet sich etwa in den Sammlungen des Hauses der Geschichte in Bonn keine einzige vergleichbare – das aktuelle Kampagnenmotiv möchte das Museum allerdings in seine Plakatsammlung aufnehmen, wie das Haus der Geschichte auf invidis-Nachfrage erklärte. Schon jetzt sei klar, dass das SWC-Plakat ein zeithistorisch wichtiges Dokument sei.
Im Jahr 2002 hatte Historiker und SWC-Direktor Efraim Zuroff gemeinsam mit Arie Rubin, dem Gründer der Stiftung Targum Schlischi/USA, die „Operation Last Chance“ ins Leben gerufen, die finanziellen Belohnungen für Informationen, die zur Verfolgung und Bestrafung von Nazi-Kriegsverbrechern erleichtern, bietet.
Bis heute wurde das Projekt nach eigener Angabe in Litauen, Lettland, Estland (alle 2002), Polen, Rumänien, Österreich (2003), Kroatien, Ungarn (2004) und Deutschland (2005) sowie in einigen Ländern Südamerikas eingeführt.
Fast 70 Jahre nach Kriegsende wird damit einer der letzten Versuche einer strafrechtlichen Aufarbeitung von Kriegsverbrechen unternommen. Wie emotional besetzt und politisch brisant die Kampagne und ihr Anliegen hierzulande offensichtlich immer noch ist, zeigt die Tatsache, dass die Namen etwaiger beteiligter Werbeagenturen aus Sicherheitsgründen nicht genannt werden dürfen. Außenwerber Wall AG steht öffentlich zu seiner Unterstützung des Projekts.