Bundesweit gibt es etwa 450 eigene Reisebüros der TUI – beziehungsweise gab es. Denn der Touristikkonzern steckt in einem spannenden Transformationsprozess, bei dem man sich offensichtlich auch von erfolgreichen Konzepten anderer Branchen inspieren ließ, etwa dem Modehandel oder von großen, weltweiten Brands. Denn: Aus den Reisebüros werden nun TUI Stores.
Dahinter steht die strategische Entscheidung, TUI als Vertriebsmarke zu positionieren. Die soll zudem noch emotionaler aufgeladen werden, und der Entwicklung der durch Mobile und Web veränderten Kundenbedürfnisse Rechnung tragen. Multichannel ist angesagt – insofern sind weitere Erweiterungen hinsichtlich mobiler Kanäle sicherlich zumindest schon angedacht. Man entfernt sich weg vom „Reisebüro“ und vom bisherigen Konzept Veranstaltermarke. Damit führt das Hannoveraner Unternehmen fort, was es in einem ersten Schritt angestoßen hatte, als etwa 130 Filialen der Vertriebsmarken Hapag-Lloyd und FIRST zu TUI ReiseCentern wurden.
Alle eigenen TUI-Reisebüros werden schrittweise dem neuen Konzept folgen. Das hat ein Vorbild: den Konzept-Store in Stuttgart. Dessen modular geplante Einrichtung wird ganz oder in wesentlichen Teilen – angepasst an die Verhältnisse vor Ort (Größe der Filiale, Standort, weitere Gegebenheiten) – in den Stores übernommen.
Bereits vor drei Jahren hatte TUI mit der World of TUI in Berlin einen ersten Konzept-Store errichtet. Erfahrungen aus diesem Projekt, intensive MaFo sowie weitere Learnings aus konzerninternen Projekten und externen Konzepten standen Pate.
Ausnahmen von dem Konzept gibt es: So firmieren die TUI-Franchisepartner unverändert überwiegend unter Vertriebsmarken TUI ReiseCenter und FIRST Reisebüro. Auch im Filialvertrieb können an Standorten, an denen mehrere eigene Reisebüros nahe beieinander liegen, die bekannten Marken weiter zum Einsatz kommen. Ansonsten gilt die Devise: „Büro“ war gestern.
Um dies überzeugend zu kommunizieren, hat man sich im Konzept-Store in Stuttgart – und den ersten fertiggestellten sowie im Bau befindlichen neuen TUI Stores in Düsseldorf, Berlin, Hamburg und Bremen – eher an Konzepten, die man aus Flagship Stores von Modemarken oder der Lifestyle-Gastronomie kennt, orientiert – ohne das Ganze dabei zu übertreiben.
Das Konzept stammt von der Hamburger Brand Experience Agentur Nest-one, die bereits zuvor den Flagship World of TUI am Gendarmenmarkt verantwortet hat und auch für TUI Cruises in verschiedenen Projekten tätig war.
Im Schaufenster werden Large Format Screens in ansprechend unauffälligen Stelen verbaut. Bei Kabelführung und Co. gilt: eine schlichte Röhre, weit genug bemessen für technische Anforderungen. In den Stores haben jeweils vier verbaute Tablets beziehungsweise iPads ihren Platz in Stehtischen gefunden. Dort verbaut können Kunden auf Barhocker-ähnlichen Stühlen Platz nehmen. Mit einem Large Format Multitouch sowie einer Video Wall haben weitere interaktive und klassische Digital Signage-Elemente ihren Weg in die TUI Stores gefunden. Bei den Displays setzt man auf Modelle von NEC, wie TUI auf invidis-Nachfrage mitteilt.
Eine in Schaufensternähe positionierte Sofaecke – kurz könnte man sich an einen Rolf Benz Store erinnert fühlen – mit Kissen ist so platziert, dass der großformatige Touch mit interaktiver Weltkarte auch aus der Ferne gut beobachtet werden kann. Und im Beratungsgespräch muss man sich ebenfalls nicht auf wacklige Bürostühle aus den 1970ern quetschen: Für die Mitarbeiter gibt es angenehm anmutende ergonomische Bürosessel, die Kunden können auf Sofaecken mit Lehnen Platz nehmen. Hier finden selbst Reisegruppen und Familien Platz.