Google Maps, Street View und die meisten anderen Web-basierte Dienste von Google sind größtenteils auf den Consumer-Markt zugeschnitten. Sie sind kostenlos zugänglich, solange Google dort Werbung platziert. Ausgewählte Anwendungen stehen aber auch für den B2B-Gebrauch zur Verfügung, mit Lizenzgebühren von 10k und mehr. Leider scheinen die meisten kleinen Unternehmen, die Google-Anwendungen in ihre Produkte integrieren, die notwendigen Lizenzanforderungen zu ignorieren. Es ist einfach zu verlockend.
Neben der rechtlich sauberen Nutzung von Google-Diensten gibt es oft auch ein weiteres Problem: Google erneuert vorhandene Karten und Street View-Ansichten nach eigenem Ermessen – irgendwann zwischen 12 Monaten und drei Jahren. Für Way Guiding-Anwendungen ist das nicht ausreichend. Das sah man bei der FMG, die den Münchner Flughafen betreibt, wohl ebenfalls so. Deshalb haben IT-Experten des Innovationsmanagements der FMG einen anderen Weg eingeschlagen. Gemeinsam mit der Navvis GmbH, einem Spin-off der Münchner TU, hat man eine eigene, Google-ähnliche Lösung entwickelt.
Navvis entwickelte die 3D Mapping-Ausrüstung, Trolley und Service. Die Flughafengesellschaft erwarb einen passenden Trolley. Jetzt ist der Airport in der Lage, jeden Ort des Flughafens zu jeder Zeit zu digitalisieren und kartografieren. Interessanterweise ist einer der Hauptzwecke der Datenerfassung neben dem Way Guiding auch die Unterstützung der Fernwartung. Laufende Arbeiten und technischen Installationen können durch die parallele Digitalisierung sehr einfach eine Fülle an Informationen bieten (aktuelle Karten, Fotos und 3D Mappings). Umgekehrt sind Serviceteams nun in der Lage, technische Installationen oder Baubereiche visuell von beliebigen Standorten aus zu inspizieren, zu bewerten und sogar einzelne Fehler zu beheben.
Neben den aktuell erhobenen Daten verfügt der Flughafen auch über alle historischen Daten – im Unterschied zur Street View-Anwendung, bei der Google über die Nutzung von Informationen entscheidet. Die Navvis-Lösung erfordert keine lokal installierte Infrastruktur wie WiFi, Bluetooth oder andere standortbasierte Sender. Der Trolley nimmt eine Umgebung mit Hilfe von Laserscannern auf. Gleichzeitig schießen Kameras zahlreiche hochauflösende 360-Grad-Fotos des gesamten Innenraums. Ein Browser-basierter Indoor Viewer bietet virtuelle Walkthroughs, Way Guiding und die Interaktion mit beliebten Point of Interest Features (beispielsweise Video- oder Audiodaten) sowie präzise Punkt zu Punkt-Messungen.
Die nächste Generation von Navvis ermöglicht auch die Navigation der Innenräume per Smartphone (Turn-by-Turn). Navvis präsentiert die Fähigkeiten der Lösung in einem öffentlich zugänglichen Einblick in die maritime Ausstellung des Deutschen Museums in München.
Dies ist übrigens nicht das erste Mal, dass der Flughafen München eine Consumer-Technologie für eine Flughafen relevante Lösung angepasst hat: Infogate-Stelen bieten videobasierte Interaktion mit Flughafen-Mitarbeitern. Inspiriert wurde das Projekt von Skype und anderen Video Kommunikations-Tools aus dem Consumer-Bereich.