Augrund schlechter Halbjahreszahlen gibt es zunächst eine bittere Pille zu schlucken: Im Vergleich zum Vorjahresergebnis sanken bei Wincor Nixdorf die Hardwareumsätze um 12%. Als Gegenmaßnahme wird das Unternehmen 12% der Beschäftigten entlassen. Treffen wird es die Hardware-Sparte. In Deutschland müssen 500 Mitarbeiter gehen, in anderen europäischen Ländern 250. Neben Entlassungen sollen auch outgesourcte, also günstigere, Arbeitsverhältnisse entstehen.
Im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2014/2015 hatte sich der Umsatz beim börsennotierten Unternehmen um 2% auf 1,208 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,23 Mrd. Euro) verringerte. Das operative Ergebnis (EBITA) war von 68 Millionen Euro um 31% auf 47 Mio. Euro gesunken. Das Periodenergebnis erreichte in den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres 31 Mio. Euro. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es noch 45 Mio. Euro gewesen – ein Abrutschen um 31%. Auch das Wachstum bei Software und Services konnte das Minus bei der Hardware nicht ausgleichen.
Bereits in den vergangenen Jahren hatte Wincor Nixdorf eine Konzentration auf das aussichtsreichere Business mit Services und Software und eine Stärkung der Geschäfte in Asien beschlossen. Offenbar haben die seit 2012 laufenden Maßnahmen noch nicht in dem Maße gegriffen, wie gewünscht – respektive sind die Hardwaregeschäfte weiterhin zu sehr auf Talfahrt gegangen.
Insgesamt war die Banking-Sparte leicht im Plus, der Sektor Retail verzeichnete ein Minus. Das Business in Deutschland und Europa lief nicht gut. Demgegenüber konnten die Regionen Asien, Pazifik, Afrika ein Wachstum bringen. In Russland und China spricht man von „sich verschlechternden Rahmenbedingungen“.
Nun will das Unternehmen den Anteil der Bereiche Software und IT-Services so stark ausbauen, das unterm Strich ebenso viele neue Mitarbeiter in diesen Bereichen unterkommen. Die beiden Geschäftsfelder sollen auch durch Zukäufe wachsen.
Ein Geschäftsfeld, das sich bisher mit 50 Millionen Euro Umsatz gut entwickelte, soll abgespalten werden: der Bereich Payment. Hier will man eine Start up-Kultur in dem dann neuen Unternehmen etablieren. Der Carve out soll deutlich mehr Kooperationen im Bereich Payment ermöglichen, als ein Belassen der Geschäfte im Konzern. Die Frage ist allerdings, ob ein neuer eigenständiger Paymentanbieter in dieser Größe nicht fast schon zu klein wäre – international tummeln sich sehr viele, teilweise sehr große, Fische im Bereich Payment.
Strategisches Ziel der Restrukturierungsaktivitäten: Wincor Nixdorf möchte im Geschäftsjahr 2017/2018 einen zusätzlichen positiven jährlichen Ergebniseffekt von 120 Mio. Euro zu erreichen, der sich in den nächsten beiden Geschäftsjahren aufbauen soll. Dafür ist ein Aufwand in der gleichen Höhe eingeplant.
An der Führungsspitze wird auch umgebaut: Zum 30. April 2015 wird Vorstandsmitglied Jens Bohlen aus dem Unternehmen ausscheiden. Der Vorstand der Wincor Nixdorf AG verkleinert sich damit bis auf weiteres auf drei Mitglieder. Mit dem Ausscheiden von Jens Bohlen wird sich ein Wechsel bei der Verantwortung für das weltweite Banking-Geschäft von Wincor Nixdorf vollziehen. Die Verantwortung für das weltweite Geschäft mit Banken übernimmt zum 1. Mai 2015 Christian Weißer, der zum Bereichsvorstand ernannt wird und zuletzt das Banking-Geschäft des Unternehmens in Europa leitete.