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Quantum Dots

Kampf um Cadmium - Nanoco und QD Vision streiten in EU

Die Konzerne QD Vision und Nanoco streiten gerade öffentlich über die Zulässigkeit der Verwendung von Cadmium in Quantum Dots, die in TVs und Monitoren verbaut werden. In der EU herrscht eine unklare Rechtslage und Nanoco interveniert beim Europäischen Parlament.
Screen mit Cadmium Quantum Dot Technologie Philips 276E6ADS (Foto: MMD)
Screen mit Cadmium Quantum Dot Technologie Philips 276E6ADS (Foto: MMD)

Über die Medien sowie eine Petition an das Europäische Parlament hat die Nanoco Group plc so etwas wie einen mittelschweren Branchenkrieg innerhalb der Displaybranche ausgerufen. Hat es QDLED / Quantum Dot im Kampf gegen OLED oder andere Technologien schon nicht immer leicht, werden bei wachsender Marktgröße für die Quantum Dots jetzt schwerere Geschütze aufgefahren – untereinander.

Vereinfacht gesagt vertritt Nanoco die Position, dass Wettbewerber QD Vision innerhalb der EU zu Unrecht Cadmium bei seinen QDs einsetzt, anstatt eine Alternative anzubieten.

Nanocos eigene Quantum Dot Technologie ist nach Unternehmensangaben dagegen cadmiumfrei. Letzteres leugnet QD Vision auch nicht – verteidigt sich aber gegen den Konkurrenten.

Entzündet hat sich der Streit an den Fragen, inwieweit Cadmium bei Qualitäts QDs benötigt wird, ob dies gesundheitsgefährdend sein könnte – und warum es trotz des ursprünglichen Plans bis 2018 alle cadmium-basierten Screens europaweit zu verbieten, immer noch diverse Ausnahmeschlupflöcher gibt.

In den Worten von Michael Edelman, CEO Nanoco Group: „Es gibt keine rechtliche Grundlage dafür, weiterhin neue Cadmium-Displays auf dem Markt zuzulassen. An Alternativen mangelt es nicht, und die ehemalige Ausnahme für Cadmium-Quantenpunkte hat mit der Abstimmung des Parlaments an Gültigkeit verloren.“

Nun soll der Petitionsausschuss des Europäischen Parlaments entscheiden, den Nanoco angerufen hat.

QD Vision widerspricht Nanoco: „Es gibt kein alternatives Material mit dem gleichen Farbraum und der gleichen Energieeffizienz auf dem Markt“, heißt es seitens des Unternehmens über Cadmium. „Zudem gibt es keine Monitore auf Basis von Indiumphosphid auf dem Markt.“ Aus Sicht von QD Vision sind auch die europäischen Institutionen wohl gleicher Ansicht.

Denn, so QD Vision über die Dauer und Gültigkeit der Pro Cadmium Ausnahmeregel: „Die Mitglieder des Europäischen Parlaments forderten eine Neubewertung basierend auf der Annahme, dass neue Informationen bezüglich Marktalternativen zur Verfügung stehen. Die Europäische Kommission hat ihre Ansicht, dass die Ausnahme verlängert werden sollte, nie geändert. Die Kommission folgt nun der Aufforderung der Mitglieder des Europäischen Parlaments nach einer Neubewertung. Wie erwähnt, bleibt die Ausnahme weiterhin in Kraft und behält ihre Gültigkeit.“

Der Streit zwischen den B2B-Zulieferern Nanoco und QD Vision belastet den Markt zumindest indirekt. Derweil hat etwa Hersteller TPV / MMD den EU weiten Verkaufsstart des 27-Zöllers 276E6ADS seiner Marke Philips angekündigt, der mit QD Vision Quantum Dot Technologie arbeitet. Das Modell war zur IFA 2015 präsentiert worden. Nach Herstellerangaben deckt der Screen den AdobeRGB Farbraum zu mindestens 99% ab.

Noch mehr, nämlich pure 100% Auseinandersetzung, liefern sich da nur die Zulieferer untereinander. In dieser Intensität haben sich Unternehmen der Display-Industrie in der EU schon seit längerem nicht mehr gegenseitig bekriegt.

Vor wenigen Wochen erst hatte QD Visions neuer CEO Mustafa Ozgen zum Antritt in einem Statement ein explosive growth des Geschäfts versprochen. Was Europa betrifft, muss er sehen, wie er den auflodernden Streit ersticken kann – damit nachher nicht die Hütte brennt (Cadmium-Verbot und zugleich keine eigene alternative Technologie verfügbar haben, wäre ein negatives und reales Szenario).