Alle fünf Hersteller konnten im Q2 des laufenden Jahres insgesamt 52,6 % der weltweit verkauften Flachbildschirme absetzen, so die Studie, die auf dem „Worldwide Monthly TV Tracker“ von Displaybank beziehungsweise IHS/ Displaybank basiert. Displaybank – 1999 gegründeter Display-Marktforscher mit Hauptsitz in Südkorea – wurde Anfang März 2012 vom US-Informationsdienstleister und Consulting-Giganten IHS geschluckt.
Hinweis vorweg: In die von IHS/ Displaybank stammende Grafik unten rechts haben sich zwei kleine Fehler eingeschlichen: Die Spalte 4 zeigt das Quartal 2 an – nicht wie dort beschrieben, das Q1. Zudem ergibt die Addition der Marktanteile von Samsung, LG, Sony, TCL und Toshiba im 2. Quartal einen Anteil von 52,6 % an den weltweiten Verkäufe – nicht 47,4 %.
Im 2. Quartal 2012 stieg der Verkauf von LCDs und Plasmas um 3,6 % auf 48,9 Millionen Einheiten an. Dagegen waren die ersten drei Monate des Jahres ein mittelschwerer Reinfall, selbst wenn man die traditionell nach Weihnachten schwächeren Absätze im Consumer-Geschäft berücksichtigt. Das erste Quartal 2012 schloss mit 30 % weniger verkauften Geräten als das Q4 des Jahres 2011. Im Q1 2012 wurden demnach lediglich 47,2 Millionen Geräte verkauft.
Addiert kommen Samsung und LG auf nahezu ein Drittel der verkauften Plasma- und LCD-Displays. Sie setzten gemeinsam 32,4 % der Flachbildschirme ab. Sony, drittstärkster Abieter, rutschte knapp unter die 8 %-Marke,Toshiba konnte sich ein wenig verbessern und belegt mit 5,8 % den fünften Platz.
Neben den etablierten (süd-)koreanischen – und den weiter an Marktpräsenz verlierenden japanischen Anbietern – steigt der Marktanteil von TCL stark an. TCL – 1981 gegründet – konnte im Q1 5,9 % des Marktes besetzen, im Q 2 waren es bereits 6,5 %. Auch zuvor waren die Wachstumsraten stark. TCL ist nicht nur in Asien aktiv, sondern verkauft auch in Europa, den USA und Schwellenländern. Im Jahr 2011 konnte man nach Unternehmensangaben als erstes chinesisches Unternehmen 10 Millionen TV-Displays verkaufen.
Dass der chinesische Wettbewerber zukünftig den Koreanern die Hiebe versetzen könnte, die diese aktuell den Japanern versetzen, nachdem diese wiederum den europäischen und US-Herstellen die Show genommen hatten, liegt nahe. So ist TCL nicht nur auf den Consumer-Märkten aktiv, sondern hat mit einer eigenen Forschungsabteilung im Silicon Valley sowie mit Kooperationen mit der technischen Kaderschmiede MIT in Boston schon weitere Schritte unternommen, die auf eine Globalisierung nicht nur beim Absatz zielen. TCL – seit 2007 steht das Kürzel für The Creative Life – reiht derzeit eine hauseigene Jubel-Meldung an die nächste.
TCL marschiert – und präsentiert den China Star
Laut den von IHS/ Display veröffentlichten Daten war der April im laufenden Jahr der Wonnemonat für die Industrie. Während im Mai und Juni weniger starke Umsätze brachten, wurden 4 % mehr Displays im April 2012 verkauft, als im Vormonat. Für diesen Wonnemonat der gesamten Branche gibt TCL einen Verkauf von 1,447 Millionen Einheiten LCD TVs weltweit an – im Vergleich zum Vorjahr entspreche dies einem Wachstum des Absatzes in der Kategorie um 81,65 %. Zu berücksichtigen ist bei diesen Durch-die-Decke-Absätzen sicherlich ein insgesamt niedrigeres Ausgangsniveau. Allerdings haben auch chinesische Produzenten seit einigen Jahren mit einem Aufwärtungsdruck auf ihre Produktions-Währung Renminbi zu rechnen.
TCL marschiert aktuell in Europa mit einer in diesem Jahr bekanntgegebenen Kooperation mit dem Möbelhaus Ikea weiter nach vorne. Zudem hat der rote Drache neue Aufträge in Brasilien an Land gezogen, die – ohne Mobile – auf 500 Millionen Dollar in den kommenden beiden Jahren lauten sollen, wie TCL Mitte August anlässlich der China Sourcing Fair in Sao Paulo bekanntgab. In Schwellenländern habe man in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres gut 1,82 Millionen LCDs verkauft – ein Anstieg um 103,9 %. Weltweit sollen es nach dieser Mitteilung im gleichen Zeitraum 31,39 LCD TVs im Verkauf außerhalb Chinas gewesen sein, was einen Ansteig von 108,4 % repräsentiere.
Ultra HD soll Japan und Korea von Weltspitze verdrängen
Mit TCL ist also künftig im B2C- und B2B-Markt zu rechnen. Vor gut 30 Jahren begann der Konzern mit der Produktion von Audio- und Videocassetten – in diesem März stellte das Unternehmen den nach eigenen Angaben mit 110 Zoll größten 3D LCD in 4xHD vor, der es auf 4096 x 2160 Bildpunkte bringen soll. Er wäre damit mit 8.847.360 Pixeln deutlich über der Ultra-HD Norm 4K angesiedelt, und läge unter der 8K-Variante. Beide neuen Ultra HD-Normen wurden von der Internationalen Telekommunikations-Union (ITU) in diesem Jahr festgelegt. Der Top 3D LCD-TV von TCL heißt natürlich nicht „Roter Drache“ oder „Roter Stern“ – aber mit der Bezeichnung „China Star“ darf zurecht ein wenig Entwickler-Stolz in die Namensgebung einfließen. Die Produktion erfolgt bei der von TCL und Century Science & Technology Investment gehaltenen Beteiligung China Star Optoelectronics Technology (CSOT).
Von wegen verlängerte Werkbank: TCL dürfte auch in koreanischen und aktuell vor allem in japanischen Chefetagen als selbstbewusster und den Markt aktiv bearbeitender roter Drache gelten. Gu Zhihua – Direktor des Flat Panel Display Center der Fudan University – sagte anlässlich der Vorstellung: „China wird Japan und Südkorea als Weltmarktführer bei TV Displays in Bezug auf Fertigung und Forschung in drei bis fünf Jahren ablösen.“