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Red Bull Stratos Weltrekord

Mission Completed - 4K-Kamera aus Hessen liefert 1a Bilder

"I get up - and nothing gets me down" - Getreu dem alten Van Halen-Motto hat er es erneut gewagt - und ist sowohl sicher oben angekommen, als auch weich auf Mutter Erdes Boden gelandet: Felix Baumgartner ist aus gut 39 Kilometern Höhe gesprungen - und sicher gelandet. Die Bilder waren glasklar. Dank der 4K HD -Kameras des Dienstleisters FlightLine Films in Los Angeles, der die Übertragung stemmte. Aber welcher Hersteller lieferte nun die Kameras? Invidis.de wurde fündig - in der Vor-Hölle, beziehungsweise Hessen.
Diese Milliken 16mm-Kamera kam gestern nicht zum Einsatz - war aber möglicherweise Kilometer oberhalb der Atmosphäre im Einsatz (Foto: Cameratique.com)
Diese Milliken 16mm-Kamera kam gestern nicht zum Einsatz – war aber möglicherweise Kilometer oberhalb der Atmosphäre im Einsatz (Foto: Cameratique.com)

Um es vorweg zu sagen: Es ist mal ausnahmsweise nicht Arri aus München, Sony scheidet vollkommen aus – und auch in Grenobles Bergen, wo Aäton immer wieder an spannenden Geräten tüftelt, wurden die Kameras, die uns die 1a Bilder lieferten wohl nicht gebaut. Wir haben – zumindest eine – für Sie identifiziert. Sie stammt aus der Nähe von Rheinland-Pfalz – wenn man gemein sein will. Oder, um es noch korrekter zu sagen, aus der Vorhölle, wo Cerberus wacht.

Schaut eher wie ein taktisches Waffensystem aus - Kamera von FlightLine (Foto: FlightLine Films)
Schaut eher wie ein taktisches Waffensystem aus – Kamera von FlightLine (Foto: FlightLine Films)

Ultra HD sticht im Praxistest alles aus, was seit Neil Armstrong fern der Erde zu sehen war. Auch wenn der nun in 39 Kilometer erfolgte erfolgreiche Absprung nicht im Weltraum stattfand, war die Übertragung der Bilder in so großer Höhe durchaus äußerst smart. Zum Einsatz kamen 4K-Kameras, also Ultra HD-Systeme. Neben Bewegtbild-Kameras wurden auch Kameras für Foto-Stills eingesetzt. Wie man dem Video der seit 1984 tätigen FlightLine Films entnehmen kann, entstammen die Optiken wohl zumindest teilweise von Canon. Bei den reinen Fotosystemen könnte es sich um (modifizierte?) Eon-Kameras  handeln.

Die - um 23 Ecken mit der katzengleich auf der Schulter des Kameramanns liegenden 16mm-Kamrea liegenden Eclair verwandte - Aäton Delta aus Grenoble war es auch nicht(Foto: Aätom)
Die – um 23 Ecken -mit der katzengleich auf der Schulter des Kameramanns liegenden 16mm-Kamrea liegende Eclair verwandte Aäton Delta aus Grenoble war es auch nicht… (Foto: Aätom)

Auch die 4K-HD-Videokameras des bisher ungenannt bleibenden Herstellers wurden laut Firmenvideo von FlightLine modifiziert, etwa um den Druckverhältnissen in der großen Höhe standzuhalten. Während in den 1960ern beim Sprung von Joe Kittinger 16mm-Filmkameras sowie 35mm-Kameras für Fotos zum Einsatz kamen, waren nun komplexere digitale Systeme im Einsatz. Damals wird es sich wohl entweder um angepasste Panavision-, Arriflex- oder Bolex-Modelle oder Spezialkameras wie die Locam 16, die Milliken 16 oder Modellvarianten der Beaulieu R 16 (Modell: „Euratom“ – das gab es tatsächlich) gehandelt haben, die in speziellen Varianten für wissenschaftliche und militärische Anwendungen verfügbar waren.

Im Video spricht Ken Arnold – 1960 einer der Kameramänner – von „Gun Cameras“, was auf ein 16mm-Kamerasystem mit Revolveroptik verweist. Damals hat es sich also höchstwahrscheinlich um die französischen Filmkameras von Beaulieu oder des Schweizer Herstellers Bolex gehandelt, die mit Revolveroptiken daherkamen, und auch in semiprofessionellen Anwendungen und bei privaten Filmemachern mit mittelgroßem Budget beliebt waren.

FlightLine Films zeigt die Kameras mit den Canon-Optiken... (Screenshot: invidis,de)
FlightLine Films zeigt die Kameras mit den Canon-Optiken… (Screenshot: invidis,de)

Wessen Kameras heuer die spektakulären Bilder von Baumgartners Sprung lieferten, ist noch nicht klar. Glasklar waren jedenfalls Bilder und Übertragung. Sie wurden laut dem aktuellen Chefkameramann (Director of Photography) Jay Nemeth über drei Kanäle auf die Erde übertragen. DoP Jay Nemeth spricht von einem „flying television studio“ – und 4K Cinematographer Cameras, die eingesetzt wurden. Neben Canon – die Optiken stammen erkennbar von Canon – könnten theoretisch auch Hersteller wie Sony, Arriflex, Aäton aus Frankreich, Eizo oder weitere Hersteller in Frage kommen.

Gegen Canon spricht zumindest eine animierte Grafik in dem Video – dort wird glasklar eine Modellbezeichnung eines anderen, nicht-japanischen Herstellers gezeigt: „LMO HD 1200“ ist dort auf einer Grafik zu lesen. Damit wäre zumindest ein Hersteller – es kann ja mehrere Kamera-Lieferanten geben – identifiziert. Der käme weder aus Japan, noch aus Grenoble, noch der Schweiz: LMP – Lux Media Plan – sitzt in Wiesbaden und ist seit 1986 als Hersteller auf dem Markt.

...Arri wäre mit seiner Alexa M ein Kandidat... (Foto: Arriflex)
…Arri wäre mit seiner Alexa M ein Kandidat… (Foto: Arriflex)

Das Modell HD1200 – zum höllenmaschinenmäßigen System „Cerberus“ gehörend – ist zumindest eines der eingesetzten Systeme. Die HD 1200-Kameras sind für die in der Filmindustrie üblichen Optiken ausgelegt: C-Mount, Nikon sowie Arri PL.

...aber LMP Lux Media Plan war es wohl - LMP HD 1200 (Foto: LMP Lux Media Plan)
…aber LMP Lux Media Plan war es wohl – LMP HD 1200 (Foto: LMP Lux Media Plan)

Sicherlich lassen sich auch die im Firmenvideo gezeigten Canon-Optiken anflanschen. Für Technikfreunde liefern wir den Link zum Datenblatt auf crbrs.de gleich mit. Schön übrigens: Lux Media Plan ist wohl keine ausschließliche Firmen-, sondern auch eine Namensbezeichnung. Glauben wir dem Impressum, ist Nomen gleich Omen. Sabine Lux ist Firmeninhaberin. Wo so viel Licht ist, darf auch der Höllenhund Cerberus für den Sprung aus großer Höhe für Glück sorgen. Quod erat Demonstrandum.

Congrats aus München an den Baumgartner-Felix, Red Bull, FlightLine Films und Lux Media Plan. Sowie wen auch immer – wir reichen das gerne nach.

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Red Bull Stratos: Mission Accomplished

 

Am Sonntag hat der Österreicher Felix Baumgartner trotz Probleme mit der Visierheizung, die beinahe zum Abbruch der Mission geführt hätten, Geschichte geschrieben. Laut ersten Schätzungen hat der Extremsportler mit seinem Sprung aus der Stratosphäre eine Geschwindigkeit von 1.342 km/h erreicht. Damit hat er als erster Mensch der Geschichte im freien Fall die Schallmauer durchbrochen. Gleichzeitig hat Baumgartner weitere Rekorde* aufgestellt und dabei wichtige wissenschaftliche Daten gesammelt, um die Raumfahrt in Zukunft sicherer zu machen.

Nach seinem Aufstieg in einem Heliumballon auf 39.045 m Höhe ist Felix Baumgartner am Sonntagvormittag vom Rande des Weltalls gesprungen und hat als erster Mensch im freien Fall die Schallmauer durchbrochen – genau 65 Jahre nachdem der US-Amerikaner Chuck Yeager erstmalig mit einem experimentellen Raketenflugzeug diesen Meilenstein erreicht hat. Der 43-jährige Fallschirmsprung-Experte hat mit seinem Sprung aus der Stratosphäre auch zwei weitere Rekorde aufgestellt: für den höchsten Fallschirmsprung und für die höchste bemannte Ballonfahrt. Einen Rekord hat der Österreicher allerdings seinem Mentor, dem US-Luftwaffenoberst Joe Kittinger, gelassen: den Rekord für den längsten freien Fall.

Nach dem Sprung aus 39.045 m Höhe hat Baumgartner während der 4 Minuten und 20 Sekunden im freien Fall eine Geschwindigkeit von bis zu 1.342 km/h in der vakuumartigen Stratosphäre erreicht. Insgesamt dauerte der Sprung 9:03 Minuten. Der Aufstieg und der Sprung ins Leere wurden weltweit von mehreren Millionen Menschen live im Internet verfolgt. Während des Fluges schien Baumgartner kurz ins Flachtrudeln zu geraten, doch der Österreicher konnte schnell die Umdrehungen um die eigene Achse unter Kontrolle bringen. Als er wenige Augenblicke später seinen Fallschirm öffnete, jubelten sowohl die Crew-Mitglieder vor Ort als auch die Zuschauer überall auf der Welt.

„Heute hatten wir unglaubliche Hochs und Tiefs – genauso wie beim Projekt insgesamt“, so Baumgartner. „Der Start war perfekt, doch dann gab es ein paar Probleme mit der Stromversorgung der Visierheizung. Auch der Absprung war eigentlich ideal, dann kam ich aber langsam ins Flachtrudeln. Am Anfang habe ich gedacht, ich würde mich bloß ein paar Mal drehen. Dann wurde es allerdings schneller. Zum Teil war das schon sehr heftig. Kurz habe ich sogar gedacht, ich würde das Bewusstsein verlieren. Beim Durchbrechen der Schallmauer habe ich keinen Überschallknall gespürt, denn ich habe mich voll und ganz darauf konzentriert, meinen Körper in der Luft zu stabilisieren. Nun müssen wir abwarten und sehen, ob wir tatsächlich Überschallgeschwindigkeit erreicht haben. Alles in allem war es aber viel härter, als ich es mir vorgestellt habe.“

Zusammen mit seinem Team hat sich Baumgartner fünf Jahre auf diese Mission vorbereitet, mit der wichtige wissenschaftliche Daten über die Reaktion des menschlichen Körpers auf die extremen Bedingungen am Rande des Weltalls gesammelt werden sollen.
Der Start musste mehrmals wetterbedingt verschoben werden, ehe am Sonntagvormittag bei wolkenlosem Himmel und beinah kompletter Windstille die Kapsel endlich abheben konnte. Beim geglückten Start gab es von der Mission-Control-Crew von Red Bull Stratos spontanen Applaus.

* Bei den im Rahmen des Sprunges gemessenen Daten handelt es sich derzeit um vorläufige Daten, die von den zuständigen Behörden noch bestätigt werden müssen.

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