Von den im Zuge der 1999er/ 2000er Euphorie am Neuen Markt gestarteten und noch übrig gebliebenen Unternehmen gibt es nicht viele. Die Kontron AG – deren Vorgänger bereits Ende der 1950er Jahre gegründet wurden – gehört dazu. Dennoch hat das in Echingen ansässige Unternehmen im Jahr 2012 einen mittleren zweistelligen Millionenerlust erlitten: 34 Millionen Euro fehlten am Ende in der Kasse, bei einem Umsatz von 547 Millionen Euro.
Jetzt geht Finanzvorstand Dr. Jürgen Kaiser-Gerwens – zum 30. Juni 2013. Der Betriebswirt war seit gut zwei Jahren für die Finanzen bei Kontron zuständig. Aus „privaten und beruflichen“ Gründen habe er sich zu diesem Schritt entschlossen, heißt es. Seit Anfang 2013 wird unter dem neuen Vorstandschef Rolf Schwirz in der Kontron-Gruppe das Sparprogramm „Shape“ forciert, das im zweiten Halbjahr 2012 startete. Zudem geht es um eine Neuausrichtung des Unternehmens, das mit Standorten in Asien und Amerika über diverse internationale Standorte verfügt.
Der Vorstand rechne „für das Geschäftsjahr 2013 mit einer Umsatz- und Profitabilitätsentwicklung, wie sie bereits im Geschäftsjahr 2012 zu beobachten war. Markt- und Sektorumfeld bleiben schwierig mit entsprechenden potentiellen Rückkopplungen und Auswirkungen auf die Marge“, hieß es bereits im März. Und: Schwirz möchte am 24. April eine neue Strategie verkünden. Die Neuausrichtung soll das Ergebnis eines radikalen Analyseprozesses sein.
Ende des Weges noch nicht erreicht
Die Kontron AG ist aktuell einer der weltweit größten Hersteller von Embedded Computer Technologie (ECT). Sie beliefert derzeit führende OEMs, Systemintegratoren und Anwendungsanbieter in verschiedensten Marktsegmenten wie Daten- und Telekommunikation, Automatisierung, Mobile Computing, Medizintechnik, Militärtechnik, Aerospace und Meß- und Regeltechnik. „Wir verfügen über eine starke Position im weltweiten ECT-Markt sowie über eine gesunde Bilanz. Aber mit den bisher ergriffenen Maßnahmen sind wir noch lange nicht am Ende des Weges“, sagte Rolf Schwirz im März. „Um dauerhaft unsere führende Position in einem der dynamischsten und zukunftsstärksten Technologie-Märkte der Welt zu behaupten, stellen wir momentan alles auf den Prüfstand. Am 24. April 2013 werden wir mehr über die neue Strategie berichten.“
CEO Rolf Schwirz kennt die IT-Branche gut: Vor seiner Tätigkeit bei Kontron leitete er als CEO die Fujitsu Technology Solutions, hatte bei SAP die Position des Head of Mature Markets für EMEA inne und war 12 Jahre lang beim Software-Konzern Oracle Manager. Gestartet hat er seine Karriere in der Branche im Jahr 1983 bei Siemens und Siemens Nixdorf.