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Casual Friday

Irrer Plan - Liken Coca Cola und Pepsi sich gegenseitig zu Tode?

Coke hat Pepsi mit fiesen Tricks überredet, dass es eine tolle Idee wäre, wenn der Hersteller Facebook-Nutzern jeweils eine Dose Cola schenkt. Allen, weltweit - im Tausch gegen ein "Like". Küchenpsychologen warnen: Umgekehrt wird auch Coke sich in die Materialschlacht stürzen, um seinerseits einige Milliarden Aluminium-Dosen zu verschenken. 
Büchse der Pandora: Wer aktuell von allen Facebook-Nutzern geliebt werden möchte, braucht mindestens schlappe 880 Millionen Euro (Foto: Kletschke/ invidis.de)
Büchse der Pandora: Wer aktuell von allen Facebook-Nutzern geliebt werden möchte, braucht mindestens schlappe 880 Millionen Euro (Foto: Kletschke/ invidis.de)

Apocalypse Now: Die finale Eskalationsstufe in den Cola Wars wurde soeben gestartet. Denn Coca Cola hat Pepsi subtil eingeflüstert, dass nur derjenige beliebtester Colahersteller wird, den weltweit alle Facebook-Nutzer für je eine Dose seiner Brause liken. Ultrageheime Unterlagen aus Atlanta, die dem Casual Friday-Team vorliegen, belegen dies. Die nur 10 Gramm leichte Alu-Büchse der Pandora öffnet sich zischend und führt zu Pleite, Plage und Pein.

Sold Out! - Pepsi Belgien zahlt für 56 403 Likes etwa 45.122,40 EUR (Screenshot: invidis.de)
Sold Out! – Pepsi Belgien zahlt für 56.403 Likes etwa 45.122,40 EUR (Screenshot: invidis.de)

Sicherlich gibt es gute Gründe, die Schlammschlacht den Streithähnen zu überlassen: Wer trinkt schon freiwillig Pepsi? Oder Coke Zero? Außerdem: ein, zwei Unternehmen weniger, ja und? – Aber, die Folgen wären so dramatisch, dass das Betrachten eines Hieronymus Bosch-Gemäldes dagegen ein Heiterkeit erzeugender Zeitvertreib wäre. Ja, man kann sagen: Wird der irre Coke-Plan Wirklichkeit, dann wachen Sie demnächst in einer Landschaft auf, gegen die David Lynchs Wüstenplanet der Garten Eden wäre.

Komplette Seen würden weltweit ausgesoffen und allein in der ersten Stufe des verdeckten und perfiden Coke-Angriffsplans müsste Pepsi 11.000 Tonnen Aluminium auffahren, um von allen geliebt zu werden. Zudem zeigen unsere Berechnungen: Auch Coke wird sich quasi kollateral gleich selbst mit in die Steinzeit zurückbomben. Blieben für uns leidende Endverbraucher also weltweit nur noch RC Cola sowie gefühlte 492.000 lokal produzierte Marken wie Zam Zam Cola, Topstar oder die kubanische TuKola. Noch mal: kein Pepsi und auch keine Coke. Nie mehr. Nicht auszudenken – der 30-jährige Krieg wäre nichts dagegen!

Kalter Brause Krieg

Aber, wie kam es zu diesem Kalten Krieg der eisgekühlten koffeinhaltigen Brausen? – Getarnt als Werber der Agentur TBWA haben die Atlanta-Boys für Pepsi Belgien eine Kampagne gestartet (Video unten), bei der jeder, der via „Like“ auf Facebook oder Drücken eines Touchscreens auf einem bei einem Beyoncé-Konzert installierten Getränkeautomaten eine Dose Pepsi umsonst bekam. Pepsi Belgien hat nach 56.403 Likes die Aktion vorerst trocken gelegt. Allerdings wird – so befürchten wir – wohl gerade nur der Nachschub organisiert, um den Automaten aufzufüllen.

Erfahrungsgemäß nutzen Manager großer Marken ja oft das „Der Berater hat aber gesagt“-Argument oder schleudern das gefürchtete „Warum haben die das und nicht wir, Herr Schulz?!“ in die Runde – beides als vorgeschobene Begründung für eigene Allmachtsfantasien. Deshalb ist nicht auszuschließen, dass andere Pepsi-Landesgesellschaften nachziehen und jetzt ebenfalls zum Kurs 1 Dose gegen 1 Daumen hoch ihre Brause verschleudern wollen. Von den einzelnen Töchtern schwappt die Welle dann nach Purchase, New York. In der dortigen Unternehmenszentrale könnte die Konzernspitze von PepsiCo dann auf die Idee verfallen wirklich alle Facebook-Nutzer als Freunde gewinnen zu wollen.

PepsiCos Reingewinn der ersten drei Monate 2013  (blau) reicht nicht, um die Kosten für 1,1 Milliarden Likes (rot, grün) zu bezahlen (Grafik: invidis.de)
PepsiCos Reingewinn der ersten drei Monate 2013 (blau) reicht nicht, um die Kosten für 1,1 Milliarden Likes (rot, grün) zu stemmen (Grafik: invidis.de)

Mit der korrekten Anzahl an Facebook-Nutzern weltweit ist es so eine Sache – allerdings gehen wir mal von den von Facebook auf seiner Unternehmensseite veröffentlichten akiven monatlichen 1,11 Milliarden Nutzern aus (März 2013), ziehen 10 Millionen ab, da die bei Facebook sowieso immer ein wenig übertreiben – und hätten dann immer noch 1,1 Milliarden Nutzer.

Dann erst wäre man weltweit der Cola King, wenn man mehr als eine Milliarde Menschen mit je einer Dose beglückt. Bei einem VK von 0,80 EUR je Dose sind das gute 880 Millionen Euro – mehr als der Gewinn, den Pepsi im ersten Quartal 2013 überhaupt gemacht hat.

Tausche SodaStream gegen 1 Milliarde Likes

Porto und Verpackung wären da nicht mal eingerechnet. Statt Einzelversand könnte Pepsi – oder auch Coke – das Modell HVV-821 des Coladosen-Getränkautomaten Sanden Vendo nutzen. Das fasst 800 Dosen. Da man ja nicht lange in der Schlange anstehen möchte, um sich seine Dose gegen ein Like abzuholen, müsste man 1,375 Millionen Automaten aufstellen, damit jeweils einmal 800 Menschen eine Pepsi ziehen. Gebrauchte Automaten kosten locker 1.500 EUR. Geben wir Mengenrabatt und veranschlagen lediglich 750 EUR Anschaffungskosten, müssten weitere 1,031.290.872,19 Milliarden Euro für die gut 1,3 Mio. Automaten aufgewendet werden, die man auf den Preis von 880 Millionen Euro addiert. Insgesamt würden also 1,911.290.872,19 Milliarden Euro fällig. Wovon PepsiCo locker den Hersteller SodaStream kaufen könnte, der aktuell mit 1,53 Milliarden EUR (2 Milliarden US-Dollar) bewertet wird – und um den angeblich sowohl Coke, als auch Pepsi buhlen.

Und das ist nur der Beginn einer Spirale: Da selbst bei Coke weniger Menschen in den Geheimplan eingeweiht sind, als die Anzahl der Leute, die das komplette Rezept kennen, wird sich zwangsläufig auch Coke um 1,1 Milliarden Likes bemühen. Zunächst schicken sich die Coca Cola-Manager nur Mails weiter; es entstehen erste, seitenlange Pläne, Factsheets und Slides. Dann legt man los. Vielleicht ausgehend von der albanischen Landesgesellschaft über den mongolischen Markt bis nach Atlanta.

Wettrüsten bisher ohne Abrüstungsgespräche

Das Wettrüsten im Web 2.0 geht dann weiter: In der dritten Stufe werden beide Unternehmen jede Menge Fake-Profile anlegen, damit der jeweilige Konkurrent dann wieder jeweils eine Dose seiner Brause verschenken muss, um noch Erster zu sein, oder Erster werden zu können. Und auch das „Disliken“ wird natürlich zu einem ewigen Stellungskrieg führen.

11.000 Tonnen Alu kämen zusammen, wollte Pepsi alle FB-Nutzer mit einer Dose beschenken (Foto: Kletschke/ invidis.de)
11.000 Tonnen Alu kämen zusammen, wollte Pepsi alle FB-Nutzer mit einer Dose beschenken (Foto: Kletschke/ invidis.de)

Das Szenario: Weltweit steigen die Preise für neues und receyceltes Aluminium dramatisch an. Der „Moers Metall- und Schrotthandel Aachen“ käme mit der Preisstellung gar nicht mehr nach. Statt wie aktuell für Aluschrott einen Preis von 0,92 EUR/ kg aufrufen zu können, käme es zu dramatischen Preisanstiegen, die in Real Time abgebildet werden müssen. Zwar würde kurzzeitig Pepsi vorne liegen, weil Buchgewinne anfallen: aktuell 10,12 Millionen EUR, die sie derzeit bei Moers für 880 Millionen leere Dosen erhielten, würden in die Kassen gespült. Die dann aber versanden. Beim Dosenmaterial-Nachkaufen müsste PepsiCo noch mehr drauflegen – da Coke ständig mit neuen Fake-Profilen und durch Disliken die Zahl der Nutzer hochtreibt, die noch für Pepsi gewonnen werden müssten. Und das zwischenzeitliche Verschrotten der teuer eingekauften Colaautomaten, um an Liquidität zu kommen würde massive Verluste erzeugen, denn 1 Tonne Mischschrott bringt gerade mal 180 Euro.

Auf dem Trockenen – Bodensee würde 7,5 mal leer getrunken

Auch die Kunden müssten eine Menge Pepsi trinken. Wenn jeder aktive Facebook-Nutzer je eine Dose Cola tränke, würden insgesamt 363.014,39 Kubikmeter Pepsi geschluckt. Das sind dann 363,014387 Kubik-Kilometer. Zum Vergleich: der Bodensee fasst insgesamt 48 km³. Weltweit müsste also die mehr als 7,56-fache Menge des Bodensees geschluckt werden.

Bitte, Coke und Pepsi: vergesst es. Noch ist es nicht zu spät – Ihr habt Euch da in was reingesteigert. Nicht jeder kann oder will Euch lieb haben. Trefft Euch lieber am Genfer See zum Abrüstungsgespräch oder zu einer netten Kartellrunde in einer Berner Kanzlei. Da kommen wir alle immer noch billiger weg. Die einzigen, die von dem oben beschriebenen Wettrüsten etwas hätten; das wären weltweit geächtete Randgruppen wie Zahnärzte, Schrotthändler und Getränkeautomatenproduzenten.

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