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Einer dieser 5 chinesischen Konzerne könnte Loewe retten

Die Loewe AG muss die Einstandspreise für LCD-Panels drücken. Ein starker Partner aus der Branche wird gesucht. Diese 5 chinesischen Panel- und Display-Produzenten könnten ein Interesse am Einstieg als Investoren haben.
Im Fokus von chinesischen Konzernen? - Loewe-Fabrik in Kronach (Foto: Loewe)
Im Fokus von chinesischen Konzernen? – Loewe-Fabrik in Kronach (Foto: Loewe)

Etwa 200.000 Loewe-Displays gehen jährlich über die Ladentheken. Mit ein Grund, warum die Zulieferer sich die ausgelieferten Panels sehr gut bezahlen lassen: 70% der Kosten eines Loewe-TV müssen gezahlt werden, da die Abnahmemenge so gering ist. Jetzt will das Traditionsunternehmen, das in dieser Woche unter den Sanierungs-Schutzschirm nach dem Gesetz zur „Erleichterung der Sanierung von Unternehmen“ (ESUG) geschlüpft ist, günstiger an diese wichtigen Vorprodukte kommen. „In unseren Verhandlungen mit einem strategischen Partner unter den Komponentenzulieferern sind wir bereits weit gediehen“, sagte Loewe-Vorstandschef Matthias Harsch gegenüber der Welt. Es geht darum, einen – sehr wahrscheinlich: neuen – Partner zu finden, mit dem man gemeinsam bei Einkauf, Produktion und Vertrieb zusammenarbeitet.

Damit sucht man offenbar nach einem Partner, der groß einsteigt. Durch das ESUG-Verfahren ist man weiterhin handlungsfähig – und vor Gläubigern geschützt. Denn: „Loewe plagen Pensionsrückstellungen in Höhe von 40 Millionen Euro sowie langfristige Verbindlichkeiten. Solche Verpflichtungen will kein Investor gleich zum Einstieg bedienen“, sagte Vorstandschef Harsch – ebenfalls gegenüber der Welt.

Kaum von Wert für Koreaner und Japaner

Hat man für diese Probleme eine Lösung gefunden, könnte eine strategische Partnerschaft  – also: eine Mehrheitsbeteiligung – durch einen neuen Partner anstehen. Namen wie Samsung oder LG aus Korea kommen kaum in Frage. Sie haben – ebenso wie Panasonic, Sony oder Apple starke eigene Marken in Europa. Ob HonHai/ Foxconn – die mit Joint Ventures mit Media Markt/ Saturn bereits auf deutsch-chinesische Zusammenarbeit setzen – an dem Kronacher Hersteller Gefallen finden könnten? – Bereits bei den Verhandlungen um den Einstieg beim kriselnden Hersteller Sharp hatte Foxconn bisher wenig Glück. Sharp und LaCie – beides Mehrheitseigner bei Loewe – sind bis dato auch nicht durch außerordentlichen Kooperationswillen bei Loewe aufgefallen.

Klar ist: Bisher hat Loewe auf Panels verschiedener Zulieferer gesetzt – um unabhängig zu bleiben. Das scheint nun Geschichte. Jetzt setzt man wohl eher auf einen starken Partner, der in der EU Fuß fassen möchte. In Branchenkreisen wird da bisher Beko ein Interesse zugesprochen – wenn es um mögliche Investoren aus Europa geht. Der türkische Produzent vertreibt bereits seit einiger Zeit unter dem von ihm gekauften Namen Grundig CE-Geräte. Allerdings hat man derzeit selbst Schwierigkeiten beim Absatz von TVs im Consumer-Markt – und gerade erst Weiße Ware unter dem Brand-Namen eingeführt, um das Portfolio zu erweitern.

Fünf Global Player aus der VR China, zu denen Loewe passen könnte (Infografik: Thomas Kletschke/ invidis.de)
Fünf Global Player aus der VR China, zu denen Loewe passen könnte (Infografik: Thomas Kletschke/ invidis.de)

Bleibt eigentlich nur der Blick auf Asien. Und auch asiatische Hersteller wollen mit Loewe sicherlich kein technisches Know-how einkaufen – das sie so längst ebenfalls besitzen. „Es geht lediglich um den starken Markennamen Loewe“, schätzt ein Investmentexperte die Lage ein. Damit könne Loewe allerdings durchaus auf ernsthaftes Interesse stoßen. Und dies vorrangig in der Industrie, und nicht bei Finanzinvestoren.

Großer roter Drache und kleiner deutscher Löwe?

Auch Dr. Anne Gronski von Matelan Research glaubt nicht, dass die großen in Europa aktiven Marken ein Interesse an Loewe haben. Potenzielle neue strategische Investoren hat sie dagegen in China ausgemacht. „TPV Technology hat als großer Hersteller bereits 2011 von Philipps die Markenrechte für Displays übernommen“, so Gronski im invidis-Interview. Möglicherweise habe TPV Interesse an einem zusätzlichem Brand. „Auch die TCL Corporation könnte ein Interesse haben – ein Hersteller, dessen Größe oft unterschätzt wird.“ Im letzten Sommer hatte auch invidis.de über das Dickschiff aus der Volksrepublik berichtet. TCL sei durch die Thomson-Übernahme im Jahr 2003 stark gewachsen, so die Analystin. „Zudem hat TCL mit der Übernahme der Schneider Rundfunkwerke im Jahr 2002 schon einmal versucht, in Deutschland Fuß zu fassen.“

Loewe als Premiummarke sei sicherlich auch für den in Europa bisher kaum bekannten Produzenten Changhong sehr interessant. „Und deren Konkurrent Hisense hat als Hersteller weißer Ware hier ebenfalls eine Gelegenheit.“ Auch die Haier Group macht Analystin Gronski als möglichen neuen Investor aus. „Haier hat mit Liebherr ein Joint Venture und sucht im Bereich CE weitere Zukaufobjekte. Ideal wäre eine Marke wie Loewe. Denn ‚Made in Germany‘ ist sehr sexy in China. Auch Haier könnte die Marke künftig als Top Brand nutzen“, sagt Anne Gronski.

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