Es war ein Wunder mit Ansage: Denn die Absatzzahlen sind Folge einer absolut irdischen Maßnahme der indischen Regierung, die damit auf Appelle des Branchenverbands Consumer Electronics and Appliances Manufacturers Association (CEAMA) reagierte – des indischen Pendants zur deutschen gfu. Bis August waren Consumer-Fernseher in Indien aufgrund von Steuern und Abgaben mindestens 30% teurer, als im Ausland.
Das hatte dazu geführt, dass immer mehr Kunden sich ihre LED-Flatscreens und LCD-TVs lieber im Ausland kauften, und auf der Rückreise duty-free am Airport einführten oder Geräte auf dem grauen Markt erwarben. Damit ist seit Frühherbst Schluss: Die Einfuhr ist zwar erlaubt, wird nun aber mit einem Zollsatz von 36,05% besteuert.
Panel-Produktion: Bänder stehen nicht mehr still
Schon Ende Oktober kam es dann zu einer zeitweisen Vervierfachung des heimischen Absatzes bei LED-Fernsehern. Die Panel-Fabriken in Indien war – nach zuvor 60% bis 70% Auslastung – fertigten auf Vollast. Nach neuen Zahlen ist der Umsatz von LCD- und LED-TVs im Zeitraum September bis November um 20% gestiegen, wie die Times of India online berichtet.
Laut CEAMA-Verbandschef Anirudh Dhoot profitieren jetzt vor allem die Hersteller, die die Panels in Indien selbst produzierten. Dazu zählt Samsung; die Koreaner betreiben zwei große Fabriken in Indien. Zumindest bissher haben aber auch Produzenten am Boom teilhaben können, die außerhalb des Landes fertigen. Sony beispielsweise fertigt die TVs für den Subkontinent nach Medienberichten in Malaysia und Japan, und hatte seine Importe kurzfristig um 10% bis 15% aufgestockt.
Im Gegensatz zu gesättigten Märkten hat Indien immer noch einen großen Nachholbedarf. Von 2009 bis 2011 wuchs der Flat TV-Markt um 70% bis 80%. In den kriselnden Zeiten von 2012 bis einschließlich dem dritten Quartal 2013 stiegen die Umsätze um 10% bis 15%. Von September bis Ende Oktober schnellte die Wachstumsrate auf 75% bis 80% hoch.
Zweistelliges Umsatzminus in Deutschland
Von solchen Absatzsprüngen kann die Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu) nur träumen: Zwar erwartet man mit 9 Milliarden Euro Umsatz für die Consumer Electronics-Branche (CE) in Deutschland im Weihnachtsgeschäft einen Zuwachs von 4% gegenüber dem Vorjahr. Allerdings bekommen die Hersteller von Consumer-Fernsehern – trotz Smart TV – auf absehbare Zeit nichts geschenkt. Denn für das Gesamtjahr 2013 erwartet die gfu für TVs einen Absatz von 7,7 Millionen Stück (- 18 %) und einen Umsatz von 4,8 Milliarden Euro (- 17 %)