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Übernahmegerüchte

Warum JCDecaux problemlos bei Clear Channel Schweiz einsteigen kann

Clear Channel möchte seine europäischen Außenwerbeaktivitäten in Gänze oder Teilen verkaufen. Dem weltgrößten Außenwerbekonzern JCDecaux wird ein großes Interesse nachgesagt. Ein Einstieg wäre auf dem Schweizer Out-of-Home-Markt relativ einfach zu handhaben, ergeben Recherchen von invidis.de.
JCDecaux-Zentrale im französischen Plaisier (Foto: RDI Architecture)
JCDecaux-Zentrale im französischen Plaisier (Foto: RDI Architecture)

Seit der vergangenen Woche zeichnet sich ab, dass Clear Channel Outdoor (CCO) seine europäischen Außenwerbe-Aktivitäten verkaufen möchte – und offenbar JCDecaux (JCD) ein großes Interesse daran hat. Hintergrund ist vor allem, dass Clear Channels Mutter iHeart Media den Schuldenstand im Konzern senken möchte.

Wie berichtet, würde eine Übernahme aller oder großer Teile der europäischen Außenwerbeaktivitäten von Clear Channel wohl durch die EU-Kommission geprüft werden. Dies betrifft die Geschäfte in den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union. Aber was ist mit Nicht-EU-Staaten wie der Schweiz?

Schließlich ist JCDecaux mittelbar – durch eine Unternehmensbeteiligung – innerhalb der Schweiz im Out-of-Home-Business tätig. Am vergangenen Freitag hatten mehrere Kenner des Schweizer Außenwerbemarktes sich dahingehend gegenüber invidis.de geäußert, dass sie davon ausgehen würden, dass das Schweizer Portfolio von Clear Channel eher nicht auf dem einen oder anderen Wege von JCD übernommen werden könnte. Sie gingen davon aus, dass das Kartellrecht dem entgegenstünde – dem ist allerdings nicht so.

Clear Channel International mit Sitz in UK ist die Mutter, zu der auch die Schweizer Clear Channel gehört – wie Gesellschaften in mehr als 30 Ländern in Europa, Nord- und Südamerika sowie im pazifischen Raum. Clear Channel Schweiz wiederum blickt auf eine lange Tradition als Außenwerber zurück: Ursprünglich wurde das Unternehmen 1924 als Plakat und Propaganda A.-G. gegründet.

JCDecaux ist am Schweizer Außenwerber APG|SGA beteiligt, dem Schweizer Out-of-Home Platzhirschen, der sicherlich für etwa gut 70% des Schweizer Marktes steht. JCD hält seit Jahren konstant 30% des Kapitals. Damit ist der französische Konzern der größte Einzelaktionär bei der APG. JCDecaux selbst ist in der Schweiz nicht aktiv – auch wenn man sich in der Vergangenheit an der ein oder anderen Ausschreibung beteiligt hat.

Allerdings könnte JCDecaux die Schweizer Clear Channel wohl übernehmen, ohne dass dies einer kartellechtlichen Prüfung bedarf. Das ist zumindest die Aussage der zuständigen Schweizer Behörde, der Wettbewerbskomission der Schweizerischen Eidgenossenschaft (Weko). Auf Nachfrage der invidis-Redaktion erklärt die Weko die Schweizer Regelungen zur Fusionskontrolle. Generell gilt: Wollen zwei Unternehmen fusionieren, die jeweils 100 Millionen Schweizer Franken in der Schweiz umsetzen, oder die zusammen schweizweit 500 Millionen Schweizer Franken umsetzen, oder weltweit einen gemeinsamen Umsatz von 2 Milliarden Schweizer Franken haben, bedarf dies der Prüfung durch die Kartellwächter der Weko.

Allerdings würde dies im Falle JCDecaux, Clear Channel und APG|SGA nicht geprüft. Grund: Nur wenn JCDecaux die APG kontrollieren würde, würden die Marktanteile und Umsätze der APG eine Rolle bei einem möglichen JCD-Kauf von Clear Channels Schweizer Geschäften spielen. Da JCDecaux mit den vom Konzern gehaltenen insgesamt 30% der Anteile die APG nicht kontrolliert – diese Beteiligung hat sich im Jahr 2014 nicht wesentlich geändert – wäre der Weg dafür aus Schweizer Sicht frei. Zugespitzt: Wettbewerbsrechtlich betrachtet ist JCD in der Schweiz ein Nobody mit keinerlei Marktanteil.

In Österreich und Deutschland ist JCDecaux stark im Markt verankert: in Deutschland über eine eigene GmbH sowie die Mehrheitsbeteiligung bei der Wall AG (90,1% der Anteile), einem Anteil von 39% an der Media Frankfurt GmbH sowie 35% an der Stadtreklame Nürnberg GmbH – in Österreich ist JCDecaux über seine Holding für Zentral- und Osteuropa zu 67% am Außenwerber Gewista beteiligt.

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