Man kann der Digital Signage-Industrie ja vieles vorwerfen. Kunden machen das ausgiebig und gerne. Typische Beispiele für Kundenbeschwerden sind:
Ihre kostenlose Software verspricht alles, hält aber doch nur manches. Und das nicht mal out of the box. Überhaupt, wo ist denn die Box mit den Disketten?
Das HDMI-Kabel passt nicht in den DisplayPort-Eingang, den wir zum Durchschleifen der Signale für die Video Wall nutzen wollen. Sie sind ja eine Fachwerkstatt und deshalb für Umtäusche von 1 Euro-Artikeln zuständig.
Der vor 37 Monaten gelieferte und vom Hausmeister und mir eigenhändig installierte 4K Kino-Projektor samt externer Laser-Einheit ist zu überdimensioniert für unsere Grundschule. Die unter dem Klassenzimmer befindliche Aula musste aufgrund statischer Mängel evakuiert werden. Hier geht es um Kinder! Unsere Zukunft! – Nehmen Sie das Gerät kostenfrei zurück, Sie Kinderhasser!
Unser Mediaplayer mit Embedded Win95 und 0,8 GB HDD-Platte ist noch gut genug. Zudem ist er bei uns im Winter als Heizlüfter im Einsatz. Ihr Kollege von der Konkurenz sagt, dass das Gerät für dynamisches Digital Signage gedacht ist. Warum können Sie das nicht?
Euer Kurz-Handbuch für den Large Format Screen liest sich ungefähr so flüssig, wie „Krieg und Frieden“ im russischen Original in Spiegelschrift und rückwärts für einen Blinden mit Braille-Lese-Rechtschreibschwäche. Ihr Display-Nazis!
Sie kennen das ja alles. Aber: Wenn der nächste kommt, und meckert, das ganze Digital Signage-Zeug sei Mist und obendrein auch noch sowas von anfällig, dass es nicht mal einen kleineren Bürgerkrieg mit konventionellen Waffen übersteht…? – Dann gehen Sie zum Gegenangriff über.
Ballern Sie dem Kunden – der ja eh nur feilschen will, gerade zu viel Zeit bei zu wenig Umsatz oder sonstwie schlechte Laune hat – mal die bekannten Fakten um die Ohren. Etwa mit der „Carglass repariert“-Steinschlag-Mahnung. Entweder wird der Kunde einsichtig, oder Sie legen nach.
In dieser Woche erst, hat in den USA ein Mensch seinem Hass auf seinen eigenen Computer dadurch freie Schussbahn gegeben, indem er acht Kugeln in das Desktop-Gehäuse verfeuerte. Foto der Polizei von Colorado Springs anbei. Gerade die Kunden Ihrer Kunden – die man aus gutem Grund auch Endkunden nennen darf – sind ja manchmal das Letzte. Und so stellen Sie doch demnächst prophylaktisch das Rundum-Schussicher-Paket zusammen, mit dem Installationen absolut endkunden-resistent werden.
Für schusssicheres Glas gilt 3M als einer der anerkannten Experten. Schließlich traute sich der Hersteller schon mal, ganze 3 Millionen US-Dollar in einem entsprechenden Bulletproof Glas-Case öffentlich auszustellen – samt der Aufforderung sich doch mal daran zu versuchen. Auch einige im Wortsinne schusssicher Outdoor-Stelen gibt es auf dem Markt, beispielsweise von LG-MRI.
Bleibt zum Bullet Proof Signage noch der gesicherte Mediaplayer. Entweder ab ins eh schon schusssichere Gehäuse. Oder – wenn es sich um ein betagtes Schrottmodell handelt – schön sichtbar und mit Zielscheiben-Bemalung öffentlich zur Schau gestellt. Irgendein Knallkopp wird das Case schon für seine Ballistikübungen nutzen. Und schon kann man sagen: „Wir haben es Ihnen ja angeboten. Aber Sie wollten nicht hören!“
Aktuell bietet sich diesbezüglich auch eine Kooperation mit dem Beschaffungswesen und den Materialprüfern der Bundeswehr an. Die müssen ja ihre G36 bald gegen bessere Schusswaffen austauschen – und brauchen sicherlich noch Pappkameraden für den Beschuss mit den neuen Sturmgewehren. Warum der Armee also nicht den Uralt-Mediaplayer vorschlagen, den Ihr Kunde seit 1997 nicht mehr hergeben und gegen was Ordentliches austauschen möchte?