Inzwischen gilt auch hierzulande: Kein Airport ohne Flight Information Display Systems (FIDS). Ausnahmen bilden Klein- und Kleinst-Flugplätze wie Helgoland-Dühne (EDXH), der als Deutschlands bald einziger komplett Digital Signage- und Airportwerbungs-freier Flughafen mit regelmäßigem Flugverkehr gelten darf.
Airportwerbung oder Digital Signage finden auf EDXH nicht statt; die Kassensysteme des Flugplatzrestaurants mal ausgenommen – dafür kann der Selbstflieger dort sein Esso Avgas für 1,75 Euro je Liter tanken und wird auch gerne mal auf Halunder, dem Helgoländer Friesisch begrüßt. Ob das „Welkoam iip lunn“ jemals auch als „Willkommen an Land“ übersetzt über irgendwelche Screens laufen wird, ist ungewiss.
Und ein paar Display-freie Biotope mit einem Hauch von Abenteuer braucht es ja auch. Obwohl man Sicherheitshinweise wie „Schwere Hubschrauber landen gelegentlich, Lfz. möglichst anbinden!“ vielleicht doch auch auf einem Screen anzeigen könnte, damit der eigene Flieger nicht fortgespült oder hinweg-rotiert wird.
An großen und kleinen Verkehrsflughäfen dagegen werden Fluginformationen für Passagiere längst aufbereitet auf Screens und Video Walls angezeigt – zuvor genutzte Fallblattanzeiger und andere Systeme verschwinden in Technikmuseen. Oder überleben als Zitat in der hauseigenen LED-Abflugtafel.
Zeit also für die auf FIDS spezialisierte Industrie, weitere passende Anwendungen bereitzustellen, die einen Mehrwert für Reisende bieten können. Sicherlich kann auch der ein oder andere Integrator noch in diesem Segment tätig werden, der bereits am Flughafen entsprechende Systeme installiert oder wartet.
Noch mehr wie in anderen vertikalen Märkten für Digital Signage spielen Intelligenz (Software), absolute Ausfallsicherheit und Maintenance eine Rolle. Dass die genutzte Hardware top sein muss, muss nicht extra erwähnt werden. Es geht also nicht darum, mal eben ein paar Airline-Apps zusammenzuführen, sondern um große, sich ständig aktualisierende Datensätze, die sofort auf dem Schirm sein müssen.
Und den nutzen Menschen deutlich lieber, als sich auf dem Smartphone schlau zu machen. Denn der von Flughäfen und Bahnhöfen bekannte große Anzeiger für alle an- und abgehenden Verbindungen ist erlernt. Anfangs fanden sich die entsprechenden Screens nur am Airport selbst, später wurden sie auch in speziellen Zonen der Flughäfen beliebt, etwa auf Retailflächen. So sind beispielsweise auch die deutschen Duty Free Shops von Gebr. Heinemann mit Digital Signage-Stelen ausgestattet, auf denen Abfluginfos angezeigt werden. Vom Flughafengelände aus erobern die Lösungen weitere Orte.
Mittlerweile haben große Anbieter inzwischen entsprechende Lösungen im Portfolio. Auf der ISE 2015 hatte Ikusi am Stand von Samsung sein System Dolphin FIDS 3.0 gezeigt, dass auf der zweiten Generation der SoC-Plattform / Samsung Smart Signage Platform aufsetzt und mit Displays der Serie DMD arbeitet. Auch auf der Passenger Terminal Expo, die in diesem Frühjahr in Paris stattfand, wurde die Lösung gezeigt. Sie lässt sich sowohl an Airports, wie an anderen Orten installieren.
Mit der britischen Zafire Group hat Samsung einen weiteren auf FIDS-spezialisierten Partner im Boot. Auch hier dienen SoC-Displays als Basis des Systems, das uns auf der IFA 2014 überzeugt hat. Neben den relevanten Fluginformationen lässt sich werblicher Content einpflegen – weitere Möglichkeiten, das System künftig noch aufzubohren, sind von Zafire vorgesehen. Nichts spricht dagegen, auch dieses System außerhalb des Flughafens zu installieren.
Mit NEC hat ein weiterer der großen Hersteller, dessen Screens in vielen FIDS-Installationen im Einsatz sind, in diesem Jahr die ersten Exemplare seiner neuen beweglichen FIDS-Stele gezeigt.
Hierzulande finden sich von der großen FIDS Video Wall direkt am Flughafen bis hin zu Einzel-Screens in Hotels in Airport-Nähe oder in Nähe zu Messegeländen auch größere Systeme, etwa am Hauptbahnhof in Hamburg.
Eine ganze Palette solcher Lösungen hat auch Flyte Systems im Programm. Der Hersteller aus Illinois bietet von herkömmlichen FIDS-Screens über entsprechend angeschlossene Tablets, reine Softwarelösungen (Anbindung etwa an PC oder Mac) bis hin zum Flyte Channel, also entsprechende Programme für Hotel TV einige Varianten.
Dazu zählen auch große FIDS-Screens, die speziell für den Einsatz in Kongresszentren oder Lobbies von Hotels konzipiert wurden, die Flyte Boards. Als weitere Variante werden auch Stelen mit entsprechenden Zusatzinfos produziert, die als Flyte Info Board vermarktet werden.
Inzwischen erfreuen sich bei Flyte die großen Flyte Boards einer guten Nachfrage. Solche Installationen in Hotel und Co. nehmen zu. Auch große Bahnhöfe, Schiffsanlegestellen oder Bus-Terminals in den Vereinigten Staaten nutzen die Displays immer öfter. Seit Beginn 2015 setzen zudem immer mehr Hotels und Konferenzzentren in den USA auf die FIDS-Screens.
Neben dem Nutzwert für die Gäste und dem Einsatz als Alleinstellungsmerkmal lassen sich FIDS zudem um Funktionen für die Ausspielung von Digital-out-of-Home-Werbeinhalten nutzen.
Das werden auch andere europäische Anbieter künftig berücksichtigen, die ebenfalls mit FIDS-Lösungen und verwandten Diensten ihr Geld verdienen. Zu ihnen zählen die niederländische Net Display Systems mit PADS4 oder SimpleVue mit Simpleway Aero aus Tschechien.
Weitere international tätige Anbieter wie Intersystems (RapidFIDS), Gentrack mit Airport 20/20 und Amadeus Airport dürften ihr jeweiliges FIDS-Portfolio weiter öffnen. Letztgenannter Konzern hatte schon durch die Übernahme von UFIS bewiesen, dass er seine im Bereich Airlines und Reisebüros gesammelten Erfahrungen auch im Sektor Airport massiv auszubauen gedenkt.
Sicherlich sind die beschriebenen Lösungen nicht etwas für eine Pension auf Helgoland – aber zahlreiche Hotels, Messezentren und Veranstaltungsorte sind interessante Einsatzorte.