Seit 2014 hatte Aldi Süd verschiedene neue Elemente getestet, die die Filialen des Retailers künftig aufwerten sollen. Wie Aldi Süds künftige Filiale der Zukunft ausschauen könnte, war dabei in der Testfiliale Eglharting-Kirchseeon deutlich zu sehen, über die invidis Anfang 2016 in einer Reportage berichtet hatte.
Unser Fazit lautete damals: „Das deutsche LEH-Discounter Geschäft ist offensichtlich Digital Signage ready“.
Jetzt heißt es: ready, steady, go – Aldi Süd rollt innerhalb von drei Jahren ein neues Konzept aus, das bei den Kunden sicherlich positiv angenommen werden wird. Denn die darin enthaltenen Elemente sind serviceorientiert, digital und modern für einen Discounter.
Damit folgt der deutsche Markt dem internationalen, ohne dabei die Filialen mit unnötigen Gimmicks zu überfrachten. Zugleich typisch für Aldi: Der Einzelhändler ist nie ein First Mover bei Technologien gewesen, setzt Modernisierungen oftmals später als andere um – aber dann zumeist auf den Punkt.
Nicht alle der bislang getesteten Elemente werden künftig in den Märkten von Aldi Süd ausgerollt. Wie bei großen Roll outs bei sehr großen Filialisten üblich, wird auch nicht jedes Element überall umgesetzt. Je nach baulichen Voraussetzungen trifft das beispielsweise auf die Kunden WCs, die neuen Kaffeeautomaten und die ebenfalls zum Konzept gehörenden bodentiefen Fenster zu.
Was es – zumindest vorerst – nicht geben wird: Instore Audio und den dritten digitalen Touchpoint, den Aldi Süd noch in Eglharting getestet hatte, den digitalen Rezeptberater. Letzterer ließe sich auch zu einem späteren Zeitpunkt installieren. In der bisherigen Form wirkte er nicht optimal, da dort der Screen sehr klein ausgefallen war.
Dies sind aber nur Details; das Grundkonzept der neuen Filiale der Zukunft aber überzeugt. Dieser Filialtyp wird nun bundesweit ausgerollt. Und zwar an den Standorten, die zu Aldi Süd gehören – bekanntlich ist Aldi Nord eine eigenständige Handelsorganisation.
Das sind die sechs Kernelemente der neuen Filialen:
- Frühstückszone: Beim Betreten jeder Filiale werden Kunden wie bisher mit typischen Frühstücksartikeln wie Kaffee und Tee, Konfitüre, Müsli, Brot und Kuchen begrüßt. Der Backautomat bekommt ein neues Design. Auch neu: die Coolbox. Mit frischen Salaten, Sandwiches, kleinen Snacks und kalten Getränken bietet sie Convenience-Produkte für eine kleine Pause.
- Getränkezone: Optisches Highlight ist das Weinregal mit indirekter Beleuchtung am Ende des ersten Gangs. Es bildet den Abschluss der Getränkezone mit alkoholischen und nichtalkoholischen Getränken.
- Frischezone: Gemeinsam mit dem Obst- und Gemüseangebot ist sie das Herzstück der Filiale. Rund um diesen Bereich befinden sich alle weiteren Artikel, die unter anderem für das alltägliche Kochen benötigt werden: Frischfleisch, Frischfisch und Produkte aus der Kühlung. In unmittelbarer Nähe: Tiefkühl-Produkte, Nudeln, Öle oder Gewürze.
- Drogeriezone: Drogerieartikel sind mit allen Non-Food-Artikeln sowie Tiernahrung im vorderen Bereich der Filiale platziert, inklusive Produkte für die Körperpflege, Papierwaren, Wasch- und Putzmittel.
- Aktionszone: Vor den Kassen befinden sich 3 x wöchentlich angebotene Aktionsartikel, unterteilt in Food- und Non-Food. Direkt vor den Kassen wird auch das saisonale Angebot wie Oster- und Weihnachtsartikel präsentiert.
- Kassenzone: An der Kassenzone in neuer Holzoptik finden Kunden den aktuellen Handzettel künftig in Prospekthaltern. Ebenfalls integriert in die Kassenzone sind die Blumen. Wer für den Einkauf eine Tüte mitnehmen möchte, muss nicht mehr unter das Kassenband greifen, sondern kann bequem eine Tüte von einer Halterung an den Kassen herunternehmen.
Nach der Kassenzone finden die Kunden neue Packtische. Diese können zugleich als Sitzgelegenheit genutzt werden und beinhalten eine integrierte Batteriesammelstelle. Hinter der Kassenzone wird es in vielen Aldi Süd Filialen auch einen Kaffeeautomaten mit Sitzbank geben. Hier können die Kunden aus 16 Heißgetränkesorten wählen. In allen Neubauten und – je nach baulichen Voraussetzungen auch in modernisierten Filialen – wird es eine Kundentoilette mit Wickeltisch geben.
Bezogen auf Shopfitting, Retail Technology, Lighting und Digital Signage hat Aldi Süd die Filiale der Zukunft mit modernen Lösungen ausgestattet.
So wird das Konzept umgesetzt:
- Raumgestaltung: Ziel ist ein angenehmeres Einkaufserlebnis. Daher ist in den neuen Aldi Süd Filialen die Gestaltung von Decke, Wand, Boden und Licht harmonisch aufeinander abgestimmt: Warenträger und Wände sind in einem warmen Grauton gehalten. Verkleidung der Aktionstische, des Kassenbereichs und der Food-Artikel-Tische in Holzoptik. Für erste Orientierung sorgt das Leitsystem an den Außenwänden. Weite und Offenheit wird durch eine deutlich reduzierte Hängung an der Decke erzeugt. So befinden sich zukünftig weder Poster noch die bisher üblichen Preisauszeichnungen über den Regalen.
- Regalsystem: Regale können künftig flexibel auf- und abgebaut werden. So tragen sie zur Arbeitserleichterung der Mitarbeiter bei. Ein Palettenstellplatz wandelt sich in ein mehrstufiges Regal um. Alle Aktionstische werden zudem künftig Rollen haben. Außerdem kommen für eine bessere Warenpräsentation Kopfgondeln an den Regal-Kopfseiten zum Einsatz.
- LED Lighting: Indoor Umrüstung auf komplettes LED Lighting. Eine automatische Lichtregulierung, die sich dem Außenlicht anpasst, sorgt zu jeder Tageszeit für passende Beleuchtung. Unterstützt wird dies durch eine effektive bauliche Maßnahme: bodentiefe Fenster sorgen für natürlichen Lichteinfall.
- Digitale Touchpoints: Outdoor Screens ersetzen die bisherigen Schaukästen im Außenbereich der Filialen. Künftig erscheinen auf den Screens zum Beispiel Infos über Aktionsartikel, Preisreduzierungen oder das Engagement von Aldi Süd im Bereich Nachhaltigkeit. Im Innenbereich der Filiale befinden sich Digital Signage Screens (hinter den Kassen). Hier können sich Kunden während der Wartezeit an der Kasse über die kommenden Angebote informieren.
- Energieoptimierung: Auch außen wird LED genutzt; bei der Umrüstung eines Großteils der Parkplatzbeleuchtung. Jährlich werden hier und in den Filialen insgesamt rund 48 Millionen kWh eingespart. Weitere Einsparungen bei Kälteanlagen und Kühltruhen. Aldi Süd rüstet im Jahr 2016, zusätzlich zu den bereits bestehenden 700, weitere 150 herkömmliche Kälteanlagen auf CO2-Kälteanlagen um. Außerdem werden seit Anfang des Jahres alle Kühltruhen mit dem natürlichen Kältemittel Propan betrieben.
So sehen die neuen Aldi Süd Filialen aus: