Vor 20 Jahren wurde das Heinz Nixdorf MuseumsForum (HNF) eröffnet – ganz amtlich und feierlich durch den damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl. Seitdem hat das größte Computermuseum zahlreiche weitere prominente Gäste gesehen, vor wenigen Wochen etwa Bundespräsident Joachim Gauck.
Zahlreiche weitere Menschen haben in den letzten beiden Jahrzehnten den Weg ins HNF gefunden; viele Events fanden statt, diverse Workshops, eine Zeitlang TV-Sendungen des WDR. In Zahlen liest sich das so: 2,3 Millionen Besucherinnen und Besucher bis 2016, 17.000 Veranstaltungen, über 30 Sonderausstellungen. Das alles auf insgesamt 6.000 m² Ausstellungsfläche.
An Exponaten verfügt man über einiges, was in 5.000 Jahren Informationsgeschichte so wichtig war: eine mesopotamische Tontafel, diverse Rechenmaschinen aus verschiedenen Jahrhunderten, Klassiker wie den Altair 8800 oder einen Xerox Alto, der den Start in das Zeitalter der GUI Nutzung mit grafischer Benutzeroberfläche markiert. Und für eine Cray-2 ist in dem Gebäude an der Fürstenallee auch noch Platz; wenn dem in Knallrot und Schwarz gehaltenen Modell von 1985 leider auch die ursprüngliche Bank fehlt – die deren Vorgänger Cray-1 mitbrachte. Doch nur fürs Zeigen von Compuergeschichte und ist das HNF sowieso nicht gedacht.
Seit dem Start des HNF geht es immer auch um Interaktion, quer durch alle Medien. So gab es Events wie die drei WDR-ComputerNächte der TV-Sendung Computerclub, die in den Jahren 1998, 1999 und 2001 über die Bühne gingen, und für Bekanntheit sorgten.
Zum 20. Geburtstag am 24. Oktober 2016 hat sich das HNF für vier neue Ausstellungsbereiche der Dauerausstellung entschieden, bei denen Multitouch für Interaktion sorgt. Die 500 m² an neu konzipierter Ausstellungsfläche widmen sich den Themen Digitalisierung und Vernetzung. Sie werden auch fürs Coden genutzt. Besucherinnen und Besucher können am Touch Tisch programmieren. Dabei sollen sowohl Unerfahrene wie Profis ihren Spaß haben. Ein didaktisches Ziel hat das Ganze auch, erklärt Dr. Jochen Viehoff, HNF-Geschäftsführer: „Zukünftig wird das Programmieren zur neuen Kulturtechnik, die das klassische Schreiben und Rechnen ergänzt.“
Zudem weht ein Hauch von Arcade Games-Atmosphäre durch die Hallen. Und das HNF wirkt auch mal als Meme-Gedächtniskirche: Kein Internet ohne Katzen, keine Geek-Oase ohne Tetris oder Mario Bros.
Drei der neuen Bereiche wurden von Mitarbeitern des HNF konzipiert, inhaltlich erarbeitet und von Archimedes Exhibitions, Berlin, gestaltet: das CodeLab, die Smart World und der Bereich „Die Welt im Netz“. Im neuen vierten Teil der Ausstellung geht es um die „Geschichte der Video- und Computerspiele“. Dieser Bereich wurde im HNF sowohl inhaltlich geplant als auch technisch umgesetzt.
CodeLab
- Hier trifft man auf 49 Winke-Katzen. Sie haben mehr als nur eine repräsentative Funktion: Mittels verschiedener Befehlskarten können sie von den Besuchern orchestriert und „zum Tanzen“ gebracht werden. Somit vermitteln sie spielerisch grundlegende Programmier-Syntax. Die Ergebnisse sind direkt hör-, fühl- und sehbar und sorgen mit ausgefeilten Choreographien oder Pixelbildern für unmittelbares Feedback und eine steile Lernkurve. Aber nicht nur Anfänger kommen hier auf ihre Kosten. Auch Fortgeschrittene und Profis können hier an verschiedenen Multitouch Tischen ihre Programmierkenntnisse unter Beweis stellen.
Smart World
- Bei der Arbeit, in der U-Bahn, im Sozialleben, im Flugzeug, am Telefon, eigentlich überall: Smarte Computertechnologie ist aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken, bleibt dabei aber oft im Verborgenen und entzieht sich unserer Wahrnehmung. Denn: wer kann schon Sensoren sehen oder eine Cloud anfassen? Und was ist überhaupt „Smart“? – In der Smart World können Besucher diesen Fragen nachspüren, herausfinden, wie das Internet der Dinge (IoT) funktioniert, wie Städte und Fabriken der Zukunft aussehen könnten, welche unsichtbaren Sensoren sich im Smartphone verbergen und vieles mehr. Mit interaktiven Augmented Reality und Virtual Reality Exponaten wird so erfahrbar, wie der technologische Fortschritt unsere Lebenswelt beeinflusst und welches Potenzial damit einhergeht. Und wer schon immer mal ein Holo Deck benutzen wollte, der kann es hier tun.
„Die Welt im Netz“
- Highlight der Ausstellung ist die 11 m lange und 3m hohe „Internetwand“. Im Standby-Modus pulsieren darauf Pixel in verschiedenen Farben und laden zum Berühren der integrierten sechs Touchscreens ein. Tritt ein Besucher heran, wird er von einem der zwölf eingebauten Sensoren erkannt, die Darstellung der Wand ändert sich und – rund um den Besucher entsteht eine Art Farb-Aura. Vormals dunkle Felder werden beleuchtet, zum Vorschein kommen 14 Vitrinen mit Originalexponaten. Sie markieren Meilensteine in der Geschichte des Internets. Neben der Vergangenheit und Gegenwart bietet die Internetwand auch noch Platz für die Zukunft: Das Ende ist bewusst offen gehalten und kann von den Kuratoren fortwährend aktualisiert und an neue Entwicklungen angepasst werden.
„Geschichte der Video- und Computerspiele“
- Alte Erinnerungen werden wach, wenn Pac-Man über den Bildschirm huscht oder Lara Croft sich durch den Dschungel kämpft. In dem neuen Ausstellungsbereich zur Geschichte der Video- und Computerspiele können die Museumsgäste nicht nur historische Spiele ausprobieren. Auch ein High End Gaming PC steht bereit. Eine besondere Attraktion ist ein original Arcade-Automat von 1981, an dem viele Spielefreaks ihre ersten Erfahrungen sammelten. Noch heute faszinieren die einfache Grafik und simple Bedienung, wenn es gilt, bei „The Invaders“ möglichst viele Raumschiffe in kurzer Zeit abzuschießen. Die Abteilung lädt zum Spielen ein, informiert aber auch über die Entwicklung der Hardware.
Mehr Infos zu den neuen Ausstellungsbereichen finden Sie auf der Website des HNF an dieser Stelle.