Digitalisierung & Smart Cities

Datenschutz und Datenschatz - Thintank PROXITY diskutierte

Media Owner Ströer veranstaltete Ende November in Hamburg mit der Innovations Kontakt Stelle (IKS) Hamburg die erste Konferenz des PROXITY Thinktanks für digitale urbane Intervention.
PROXITY widmet sich allen Facetten der Digitalisierung (Foto: Ströer)
PROXITY widmet sich allen Facetten der Digitalisierung (Foto: Ströer)

Der Name der Veranstaltung ist Programm: PROXITY setzt sich aus den Begriffen Proximity Marketing und City zusammen – es steht also für digitale Technik und Stadtleben, die immer dichter miteinander verwoben werden.

Die erste PROXITY Konferenz beschäftigte sich mit der Rolle der Stadt in der digitalisierten Welt. Leitfragen waren: Welche Auswirkungen hat die Digitalisierung auf das Zusammenleben der Menschen? Wie verändert sich die Wahrnehmung der Stadt durch digitale Technik, Big Data, Sensoren und vernetzte Systeme?

Etwa 60 Expertinnen und Experten aus Kommunalpolitik, Außenwerbung und Hochschulen kamen am HKIC Handelskammer InnovationsCampus in Hamburg zusammen, um einen Tag lang über die digitalisierte Stadt zu diskutieren.

Man sei langjähriger Partner der Städte, mit digitalen Werbeträgern ergänze das Unternehmen die digitale Infrastruktur einer Stadt, setze neue Akzente, so Alexander Stotz, CEO Ströer Media Deutschland. „Digitale Out-of-Home Werbeträger bieten neben Werbung und redaktionellen Inhalten relevante Service-Infos zu Wetter und Veranstaltungshinweisen, können aber auch Verkehrsleitinformationen und grundsätzliche Warnhinweise zeigen, zum Beispiel im Falle eines Unwetters“, so Stotz weiter. Nicht nur digitale Angebote, sondern alle Werbeträger würden Teil der Smart City: mit Free WiFi und Small Cells, die in Werbeträgern installiert würden, würden Kapazität und Netzabdeckung von Mobilfunknetzen verbessert. So trage man seinen Teil zu einer urbanen Kommunikationsinfrastruktur bei und unterstütze die Erreichbarkeit der Bevölkerung.

Den Anfang beim PROXITY Thinktank machte Franz-Reinhard Habbel, Sprecher des Deutschen Städte- und Gemeindebundes. Er wies darauf hin, wie wichtig Kommunikation für das urbane Leben sei und welche Chancen im Einsatz von Daten lägen. Neben dem Datenschutz solle daher auch der Datenschatz im Blick behalten werden.

Prof. Markus Nüttgens, Wirtschaftsinformatiker an der Universität Hamburg, erarbeitete ein Zukunftspanorama für die Stadt von morgen. Die Vision von der Stadt der Zukunft prägt die Entscheidungen, die Menschen heute treffen, deshalb entwickelten die Thinktank-Teilnehmer unterschiedliche Leitbilder – von der grünen Stadt, über Stadt als digitale Schnittstelle oder als Marke bis zur Stadt als Spielplatz. Dabei wurde auch die stärkere Partizipation der Bürger als wichtiger Aspekt eines künftigen urbanen Lebens definiert – die durch das Internet und eine mehr und mehr digitalisierte Verwaltung möglich wird.

Teilnehmer der ersten PROXITY Konferenz (Foto: Ströer)
Teilnehmer der ersten PROXITY Konferenz (Foto: Ströer)

Beat Schwegler, Cloud Evangelist bei Microsoft, ging auf das Thema Stressreduktion durch technologische Innovationen in einer Smart City ein. Sensoren, Monitoring, Big Data-Analysen und digitale Interaktion könnten flexibel Einfluss auf Verkehr, Luftverschmutzung, Energieverbrauch und viele andere Faktoren nehmen, die zum Stress-Empfinden in der Stadt beitragen. Durch Algorithmen und künstliche Intelligenz ließe sich so das Zusammenleben stressfreier gestalten. Wichtig seien dabei Smart Services, die von Behörden und Unternehmen angeboten würden, um den Stadtbewohnern das Leben zu erleichtern.

Städte sind seit jeher ein Ort, an denen eine Vielzahl von Kommunikationsströmen zusammenfließt. Deshalb kann man die Stadt als ein Supermedium bezeichnen, erläuterte Dirk Engel, unabhängiger Markt- und Medienforscher. Architektur, öffentliche Plätze, Denkmäler, Kunstwerke und Werbung vermitteln Informationen, gemeinsame Werte und bilden ein kollektives Gedächtnis. Die Vernetzung mit dem anderen Supermedium – dem Internet – führe zu einer Erweiterung der Kommunikationsmöglichkeiten. Als Beispiel kann man das Wechselspiel zwischen sozialen Medien und Graffiti/Street Art betrachten. Für die Außenwerbung böten sich hier Chancen, wenn die Bedürfnisse der Nutzer des Supermediums Stadt berücksichtigt werden: Relevante Kommunikation anstatt einer Werbeflut. „Die Smart City darf nicht zur Spam City werden“, meinteEngel.

Technologie muss den Städten zu mehr Demokratisierung verhelfen. Das war das Kernthema eines interaktiven Workshops, den Ricardo Brito und Paul Houghton vom Design- und Software-Unternehmen Futurice mit den Teilnehmern des Thinktanks veranstalteten. Die grundlegende Frage dabei war: „Wie können wir mehr Erlebnisse schaffen, die im Einklang mit dem demokratischen Werten der Menschen sind?“

„Freies WiFi alleine macht eine Stadt noch nicht smarter“, erläuterte Florian Rotberg von invidis in einem Interview mit Christian von den Brincken, Head of Strategy & Innovation bei Ströer. Seiner Meinung nach sitzen die treibenden Kräfte für einen innovativen Einsatz von Technik nicht in den Behörden und Rathäusern, sondern in den Unternehmen. Die internationalen Vorreiter sind dabei jene Städte mit wenig gewachsenen Strukturen, wie etwa Dubai oder die estländische Hauptstadt Tallinn.

In einem kurzen Fazit der Veranstaltung wies Dirk Engel, der durch den Tag als Moderator führte, auf einen Grundkonflikt hin: Das Leben in der Stadt hat in den letzten 200 Jahren den Maschinen (Autos, Industrie, Flughäfen, Energieversorgung) immer mehr Platz eingeräumt. Die digitalisierte und vernetzte Smart City scheint auf den ersten Blick den Maschinen noch mehr Macht zu geben.

Doch bei genauerem Hinsehen habe sie das Potenzial, den Menschen wieder mehr Freiraum zu geben. Wichtig bei aller Technisierung sei dabei, dass die Bedürfnisse und Werte der Stadtbewohner verstanden und ihnen Rechnung getragen werde. Der PROXITY Thinktank sieht genau darin seine Aufgabe und plant für die Zukunft weitere Veranstaltungen.

Anzeige