Gerade erst hat der Frühling Einzug erhalten. Die auf der Erde sichtbare Sonne strahlt hierzulande merklich heller als im Winterhalbjahr. Was schön fürs eigene Wohlbefinden und die Natur ist, ist auch bei Installationen von Digital Signage Screens in Außenbereichen zu beachten. Das zeigt ein Foto, das ein Digital Signage-Branchenkenner der Redaktion zur Verfügung stellte, und das im März 2017 in Süddeutschland aufgenommen wurde.
Seit 2016 und noch bis 2019 modernisiert und digitalisiert Aldi Süd seine deutschlandweit 1.860 Filialen nach dem Konzept „Filiale der Zukunft“, bei dem Digital Signage erstmals in der Unternehmensgeschichte eine nennenswerte Rolle spielt. In dieses Retail Konzept waren zuvor die Ergebnisse aus der Installation in der bei München liegenden Testfiliale Eglharting-Kirchseeon eingeflossen. Dabei sind wohl zumindest in den Außenbereichen einzelner Filialen nicht die Anforderungen an Outdoor-Installationen optimal umgesetzt worden.
Je nachdem, ob es sich um komplett sonnenbeschienene Bereiche oder halb überdachte Areale handelt, oder gar Gegenden mit besonders intensiver Sonneneinstrahlung Ort der Installation sind (etwa in Ski-Gebieten auf Bergen): Die Hinterleuchtung der hier vorgesehenen Screens muss deutlich stärker sein, als in den meisten Innenbereichen. Und selbst dort sind High Brightness Lösungen oftmals ebenfalls angesagt, etwa in Shopping Malls mit großen lichtdurchfluteten Bereichen und Glasdächern oder bei Shopping Windows. Um den Bedarf an zusätzlicher Luminanz zu ermitteln, kann man auf professionelle Hilfsmittel zurückgreifen. Analoges gilt auch für die zu erwartenden minimalen und maximalen Außentemperaturen, die ebenfalls einen Einfluss auf die elektronischen Geräte haben.
Natürlich sind lichtstarke Screens mit 1.500 cd/m², 2.000 cd/m² oder 2.500 cd/m² (oder noch höheren Luminanzwerten) keine Billigprodukte. Zudem fallen höhere Betriebskosten an, da sie natürlich mehr Strom ziehen. Auch sind teilweise besondere Konstruktionen notwendig, mit meist aktiven oder aber passiven Kühlsystemen, die die entstehende Abwärme aus-leiten müssen.
Berücksichtigt man dann noch, dass Screens auch eine gewisse Zeit laufen sollen (Stichwort: Return on Invest), muss berücksichtigt werden, dass der Anfangswert der Leuchtdichte des verwendeten Screens nach einigen Jahren Laufzeit nicht mehr erreicht wird. Je länger das Display genutzt wird, umso höher muss daher von Anfang an der Luminanzwert sein. Eine bloße Sichtblende oberhalb eines Displays hilft meist nicht weiter. Screens sollen aus möglichst großen Betrachtungswinkeln und aus verschiedenen Entfernungen sichtbar sein. Erst recht, wenn es sich um Large Format Displays handelt. So gibt es durchaus Bahnhöfe, bei denen 3.000 nit Screens auf dem Bahnsteig Verwendung finden (müssen), wie dieses positive Beispiel zeigt.
Das sind allseits bekannte Gesetzmäßigkeiten und Bedingungen, die für im Sonnenlicht lesbare Screens ebenso gelten wie jeden anderen Bildschirm. Am Office-Monitor im lichtdurchfluteten Büro oder mit dem Notebook im Freibad kann man dies als Laie exemplarisch nachvollziehen.
Es gibt viele mögliche Hindernisse im Praxisbetrieb – beispielsweise auch unerwünschte Spiegelungen auf Screens. Deshalb werden große Roll outs durch Testinstallationen und Piloten vorbereitet, manchmal monatelang und an verschiedenen Orten. Zugleich wird hier getestet, wie reale Kunden im Einzelhandel oder anderen Bereichen mit den Screens interagieren, ob sie sie überhaupt wahrnehmen.
Das oben genutzte Foto zeigt, dass die Auswahl des Screens offenbar nicht optimal ist. Ob der identische Typ als Outdoor Screen vor allen Filialen genutzt wird, ist unbekannt, aber nicht unwahrscheinlich. Man kann sich vorstellen, wie ein identischer Screen in der Mittagssonne im Hochsommer die gewünschten Inhalte aussehen lässt.
Ein ebenfalls in diesem März aufgenommenes Video zeigt zudem, dass auch die Ausspielung nicht rund läuft (vgl. die zwei Screenshots in diesem Artikel). Es werden zwischen den einzelnen Angeboten, die auf dem Screen gezeigt werden, ungewünschte Fehlermeldungen und Zwischenbilder angezeigt, jeweils ein weißer Screen mit dem berühmten Windows-Wartesymbol, oder mit einer Fehlermeldung. Dieser Vorgang dauert mindestens fünf Sekunden an. Ob dies am genutzten OS, der Software generell, benutzten Templates oder an Netzwerkkomponenten liegt, lässt sich schwer beurteilen. Schon bei unserem Besuch in der Testfiliale (Januar 2016, zweiter Link oben) hatten wir bemerkt, dass bei der dort genutzten Software die Versionsbezeichnungen immer mal wieder auf dem Screen zu sehen waren – zwar eher ein Schönheitsfehler, aber eben auch kein Optimum.
Peinlich für Aldi Süd ist, dass die „Sunlight unreadable“-Installation nicht am mangelnden Kapital für höhere Investitionen liegen kann: Bei Aldi Süd lag der Brutto-Umsatz in Deutschland im Jahr 2015 bei 15,7 Milliarden Euro. Je Filiale wurden demnach 8,5 Millionen Euro umgesetzt. Der Netto-Umsatz lag bei 14,2 Milliarden Euro. Laut der „Lebensmittelzeitung“ lag der Gewinn bei 614,4 Millionen Euro. Mit einem geschätzten Vermögen von 27,2 Milliarden US-Dollar platziert Forbes die beiden Aldi Süd-Erben Beate Heister und Karl Albrecht Jr. auf Platz 24 der reichsten Menschen weltweit. Diesem Ranking – „The World’s Billionaires List“ – zufolge sind sie damit auch die reichsten Deutschen.