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Displayindustrie

Foxconn kündigt Milliarden teure LCD-Fabrik in den USA an

Unter dem markigen Begriff "Flying Eagle" hat Hon Hai Precision / Foxconn in den USA den Bau einer bis zu 10 Milliarden US-Dollar teuren LCD-Fabrik angekündigt. Nach Firmenangaben soll auch 8K-Technologie eine wesentliche Rolle spielen.
Zentrale von Hon Hai / Foxconn (Foto: Hon Hai Precision Industry)
Zentrale von Hon Hai / Foxconn (Foto: Hon Hai Precision Industry)

Werden die Ankündigungen Wirklichkeit, so wird Foxconn in den USA eine oder mehrere Fertigungslinien für Displays aufbauen. Wie Foxconn verlautbarte, sollen dabei über einen Zeitraum von vier Jahren 10 Milliarden US-Dollar investiert werden.

Als Standort ist der US-Bundesstaat Wisconsin vorgesehen; die Rede ist von einer Fabrik, die wohl im Südosten des Bundesstaats angesiedelt werden soll. Wisconsin ist rund zweieinhalb mal so groß wie Bayern und vor allem mit großen Waldflächen gesegnet – Jobs sind dort eher rar.

Nach Unterzeichnung eines Memorandum of Understanding (MoU) haben Foxconns Chairman Terry Gou und der republikanische Gouverneur Scott Walker das Projekt jetzt vorgestellt. Teil des Deals soll auch eine nicht unerhebliche Gegenleistung sein: Ein Steuernachlass von 3 Milliarden US-Dollar ist beabsichtigt. Dieser muss allerdings noch bis Ende September 2017 durch die politischen Gremien verabschiedet werden, wie die Nachrichtenagentur Associated Press Ende vergangener Woche meldete. Dafür will Hon Hai mindestens 3.000 Arbeitsplätze schaffen – möglicherweise werden es aber auch bis zu 13.000 Jobs.

Etwa einen Monat zuvor hatte Bloomberg gemeldet, dass Foxconn in mehreren US-Bundesstaaten 10 Milliarden US-Dollar oder mehr investieren wolle und den Investitionsbetrag für eine neue LCD-Fabrik mit 7 Milliarden US-Dollar beziffert.

Foxconns Chef Terry Gou stellte das Projekt unter dem markigen Namen „Flying Eagle“ vor und sprach in diesem Zusammenhang von einem Investment in ein „5G+8K Ecosystem“, das auch auf AI und Big Data setze. Möglicherweise sollen also 8K-Panel produziert werden. Aus dem Hinweis auf die kommende Netzwerktechnologie 5G könnte man ein mögliches Investment in Technologien für Anwendungen wie IoT oder Smart Building herauslesen. Ob dieses dann auch durch Hon Hai oder Partner geplant ist – und ob dieses 5G-Investment auch ausschließlich in den USA erfolgen würde – ist damit aber noch lange nicht gesagt. Gemeint ist wohl eher die Anbindung neuester Displaytechnologien. Ganz klar ist dies wie gesagt nicht (vgl. den unten verlinkten Artikel der Financial Times).

Zwar investiert der Hersteller große Summen in diversen Ländern für LCD-Produktionslinien, hat aber in der Vergangenheit auch nicht jedes seiner angekündigten Großprojekte umgesetzt, wie der taiwanesische Fachinformationsdienst Digitimes in einem Kommentar erwähnt. Digitimes merkt kritisch an, dass eine 2013 in den USA angekündigte Fabrik ebenso nicht gebaut wurde, wie man von zwei Milliarden-Projekten in Indonesien, Brasilien sowie Indien bislang wenig bis gar nichts gesehen hat. Es wäre also durchaus möglich, dass der „Flying Eagle“ zwar durchaus in seinem Nest landet, dieses sich aber im Nachhinein als kleiner dimensioniert herausstellt, als es die bisherigen Ankündigungen vermuten lassen.

Aufgrund der derzeit protektionistischen US-Wirtschaftspolitik wird Foxconn allerdings wohl in den USA investieren müssen. Bei der offiziellen Ankündigung des Projekts war auch US-Präsident Donald Trump anwesend. Dieser verkündete in gewohnt pathetischen Worten die Rückkehr der LCD-Produktion in die Vereinigten Staaten: The construction of this facility represents the return of LCD electronics and electronics manufacturing to the United States, the country that we love.“

Die neue Fabrik könnte auch TV-Panel der neuesten Generationen produzieren, wird Terry Gou von der Financial Times zitiert: “Why do it here? TV was invented in America, yet America does not have a single LCD fab to produce a complete 8K system”. Zudem sind weitere wichtige Kunden aus dem Bereich B2C in Nordamerika ansässig – Stichwort: Apple. Hinzu kommen potenzielle Kunden aus B2B-Bereichen, die ebenfalls einen kurz- oder mittelfristig steigenden Bedarf an Screens haben. Dazu zählen die Automobilindustrie ebenso wie der Bereich Medical.

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