Wie gestern an dieser Stelle berichtet, setzt die Deutsche Bank mit dem Quartier Zukunft – ihrer modernsten Filiale in Europa – auf ein neues und modernes Retail-Banking-Konzept. Wenn es noch ein bisschen hipper – und vor allem disruptiver – sein darf, sollte man beachten, was das Institut fernab der Flagships und Filialen so treibt – Thema des letzten Teils der Kurzserie.
Weltweit haben Banken seit einiger Zeit ihre Liebe zur modernen IT entdeckt: Zahlreiche Institute veranstalten regelmäßige Wettbewerbe, etwa um neue Apps und dahinterstehende Geschäftsmodelle kennenzulernen. Und spätestens seit dem Siegeszug von Bitcoin (dessen Konzept schon vor neun Jahren erstmals an dieser Stelle beschrieben wurde, und das auf IT-Überlegungen aus den 1990er Jahren aufbaut) sind auch Kryptowährungen für die Bankenwelt interessant. Erst recht, seitdem Bitcoin, die bislang einzige länger gut existierende Kryptowährung seit dieser Woche mit dem Fork Bitcoin Cash (BCC) eine eigene Variante hervorgebracht hat. Mit dem über das neue Protokoll Bitcoin ABC laufenden Bitcoin Cash lassen sich deutlich größere Transaktionsvolumina erreichen. Entsprechend haben die Chefs auch der großen Banken seit Monaten nur ein Lieblingswort, das mit B beginnt: Blockchain.
Da ein Finanzexperte in aller Regel kein Spezialist für kryptografisch verkettete Datenbanken ist (wie auch?), setzen die Institute auf den Schulterschluss mit denen, die es drauf haben. Durch die Kooperation mit externen Partnern wird zudem Tempo gemacht, da die hauseigenen Abteilungen im Alltagsgeschäft zumeist mit ganz anderen, ebenfalls notwendigen Dingen beschäftigt sind. Institute, die über viel Kapital verfügen, setzen zudem auch auf eigene Forschung in Innovationszentren, die man bewusst an der langen Leine lässt.
So auch die Deutsche Bank. Während das Geldhaus in Frankfurt eine eigene Digitalfabrik betreibt, gehören weltweit in drei Ländern insgesamt vier Innovation Labs ebenfalls zum Konzern. Die Digitalfabrik hat man nahe dem Sitz des Unternehmens angesiedelt:
- Die im September 2016 eröffnete Digitalfabrik der Deutschen Bank fungiert als Entwicklungszentrum für digitale Bankprodukte. Ihre Aufgabe: Produkte agil entwickeln. Der Schwerpunkt liegt auf Geschwindigkeit und Umsetzung in kurzen Entwicklungszyklen.
- Rund 400 Mitarbeitende aus 14 Nationen entwerfen und programmieren nach neuesten Methoden. Hier arbeiten Software-Entwickler, IT-Spezialisten und Finanzfachleute. Ebenfalls mit im Boot sind FinTechs, für die in der Digitalfabrik 50 zusätzliche Arbeitsplätze bereitstehen.
- Die personelle Kapazität soll bis 2018 auf 800 Mitarbeiter ausgebaut werden.
- Zudem gibt es eine Kooperation mit dem Massachusetts Institute of Technology (MIT).
- Verschiedene Apps, ein digitaler Safe, die Möglichkeit, digital ein Konto zu eröffnen sowie ein digitaler Marktplatz sind die ersten dort entwickelten und bereits eingeführten Produkte.
Soll es noch weiter Richtung Zukunft gehen, setzt die Bank auf die Deutsche Bank Labs. Inzwischen existieren vier der Innovation Labs, die sich vom Silicon Valley über die Ostküste der USA und Großbritannien bis nach Europa verteilen:
- Die Labs verstehen sich als Netzwerk und sind Teil des digitalen Elements der Strategie 2020 der Bank. Diese plant, von 2016 bis einschließlich 2020 bis zu eine Milliarde Euro in digitale Initiativen zu investieren.
- Standorte sind Berlin, London, Palo Alto sowie New York.
- Zu den Entwicklungsschwerpunkten derzeit gehören Artificial Intelligence (AI), Cloud, Cyber Security und Blockchain.
- Neben der Kooperation mit kleinen Start-ups arbeitet man auch mit Schwergewichten der IT-Branche zusammen, etwa IBM.
Ende 2017 wird außerdem die Digital Trade Chain eingeführt, eine Plattform, die ein Konsortium besteht aus Deutscher Bank, HSBC, KBC, Natixis, Rabobank, Société Générale und Unicredit betreibt. Hier geht es nicht um das Retail Banking: Die neue Blockchain-Plattform soll Handelspartner – Adressat sind KMUs – online sowie über mobile Geräte verbinden. Sie macht es einfacher, Handelsfinanzierungen zu steuern, nachzuverfolgen und abzusichern. IBM wurde damit beauftragt, die Plattform auf Hyperledger Fabric v1.0.0 zu entwickeln. Die Digital Trade Chain wird in der IBM Cloud laufen.