Mit der Beteiligung der beiden koreanischen Branchen-Schwergewichte haben nun fünf Anteilseigner bei Cynora das Sagen, ursprünglich einem Spin-Off der RWTH Aachen. Zugleich sind damit erstmals Unternehmen aus der Displaybranche an der Firma beteiligt. Der Vorläufer Cynora wurde ursprünglich bereits 2003 gegründet, ab 2008 wurde Cynora beim Karlsruher Institut für Technologie (KIT) ansässig und in der aktuellen Form 2009 gegründet. Firmensitz ist Bruchsal, zuvor war es Karlsruhe.
Bislang waren bei Cynora die auf Venture Capital spezialisierte Fondsgesellschaft MIG, die KfW Bankengruppe und Wecken & Cie die Eigner. Wecken & Cie aus der Schweiz ist das Venture-Capital der Familie Wecken in Form einer Kommanditgesellschaft mit Sitz in Basel. Cynora hatte im Jahr 2017 auch vor dem Einstieg der beiden koreanischen Konzerne einen nennenswerten Kapitalzufluss zu vermelden gehabt: Im ersten Halbjahr kamen weitere 2,8 Millionen von MIG hinzu. Und nun kommen 25 Millionen Euro von LG Display (Schwester von LG Electronics, an der LG Electronics die Mehrheit hält) und Samsung Ventures hinzu.
Über die aktuelle und kommende Höhe der Beteiligungsverhältnisse durch LG und Samsung wollte Cynora auf Anfrage keine Angaben machen. Auch die KfW und der beteiligte VC-Kapitalgeber machten dazu auf Nachfrage keine Angaben. Mit den Beteiligungsverhältnissen ließe sich der aktuelle Firmenwert von außen leichter ermitteln – angesichts der Pläne für die Zukunft ist diese Transparenz also derzeit von Cynora nicht erwünscht.
Zulieferer Cynora will den anstehenden Generationenwechsel bei den Farbstoffmolekülen für die OLED-Industrie vorantreiben. Entwickelt werden neue Emitter auf Basis von TADF (Thermally Activated Delayed Fluorescence). Während die blauen Emitter (die auf der SID Display Week des vergangenen Jahres auf großes Interesse stießen) Ende 2017 marktreif sind, sollen künftig auch rote und grüne OLED-Emitter aus Bruchsal kommen. Damit will Cynora den in diesem Bereich tätigen Konkurrenten United Display Corporation (UDC) aus den USA angreifen.
Für die nahe Zukunft hat man noch einiges vor: Im Jahr 2019 möchte Cynora an die US-Börse Nasdaq. Die damit einhergehende Umwandlung der GmbH in eine andere Rechtsform und weitere Kosten fürs Listing sind fest eingeplant. Künftig wolle man auf eine Marktkapitalisierung von 1 Milliarde Dollar hinaus, ließ Vorstandschef Gildas Sorin gegenüber dem Handelsblatt durchblicken.
Mit dem Einstieg bei Cynora hat Samsung hierzulande eine zweite Beteiligung bei OLED-Zulieferern. Denn der Konzern hatte sich bereits vor längerem bei Novaled in Dresden eingekauft, die weitere wichtige Komponenten herstellen, und in ihrem Bereich als Marktführer gelten. Sowohl Cynora wie Novaled investieren derzeit ziemlich sichtbar: Während die Dresdner Samsung-Tochter den 10.200 m² großen Standort Alte Mühle erschließt, an dem auch neue Forschungseinrichtungen geplant sind, hat Cynora kürzlich in Frankfurt am Main das erste weltweite International TADF Symposium veranstaltet. Neben Forschern verschiedener Einrichtungen waren auch die beiden Industrie-Giganten LG und Samsung vor Ort.
Während sich Cynora und Novaled also ergänzen, respektive keine konkurrierenden Technologien verkaufen, sitzen die Konkurrenten von Cynora in Übersee: Neben der oben erwähnten UDC ist dies derzeit vor allem der 2015 gegründete japanische Hersteller Kyulux aus Fukuoka. Kyulux entwickelt TADF- und Hyperfluoreszenz-Emitter. Schaut man sich dessen Beteiligungsverhältnisse an, sieht man die Parallelen zu Cynora. Denn an Kyulux sind neben Venture Capital-Firmen auch vier Firmen aus der Displayindustrie beteiligt: die zuletzt ins Trudeln geratene Japan Display Inc. (JDI), der mit JDI verschwipp-schwägerte Produzent JOLED sowie LG Display und Samsung Display.
Der wachsende Einsatz von AMOLED-Panels in Premium-TVs und Smartphones – in dieser Woche präsentierte Apple sein erstes OLED-Smartphone – wird den OLED-Panel-Markt weiter steigen lassen. Die Analysten von UBI Research gehen davon aus, dass bis 2021 das Marktvolumen auf 75 Milliarden US-Dollar steigt, bei jährlich durchschnittlichen Zuwachsraten von 31%.