Sie sind nicht die ersten aus der Entertainment-Branche, die Virtual Reality als Kino-Ersatz oder -Ergänzung anbieten werden. Aber AMC Entertainment und seine Tochtergesellschaften gelten als weltweit größte Kinokette, werden eigene VR-Kinos schaffen und haben sich zugleich bei einem spezialisierten VR-Dienstleister eingekauft. Die weiteren Partner zeigen: Mit diesem Investment dürfte kein Kapital verbrannt, sondern ein neuer Markt erschlossen werden.
Weltweit betreibt AMC etwa 1.000 Kino-Komplexe mit 11.000 Kinosälen. Nach der Übernahme von Odeon und UCI Ende 2016 ist das Unternehmen damit der weltweite Marktführer. Im ersten Quartal 2017 wurde Nordic Cinemas übernommen. Damit steht man in den USA an den ersten beiden Plätzen der Branche. Auch in den skandinavischen Ländern einschließlich der drei baltischen Staaten ist man Marktführer. Die verschiedenen Konzerngesellschaften sind in 14 europäischen Ländern tätig. In Großbritannien, Italien, Irland, Spanien sowie in Estland, Litauen, Finnland und Schweden hat man ebenfalls Platz 1 inne.
Damit könnte das nun angekündigte VR-Projekt bei Erfolg auch schnell nach Kontinentaleuropa ausgerollt werden. Derzeit kommuniziert AMC, dass VR-Kinos in den USA und UK geplant sind. Die Rede ist von sechs in den kommenden 18 Monaten.
Der Ansatz: Mit 20 Millionen US-Dollar hat sich AMC an Dreamscape Immersive beteiligt. Das US-Unternehmen hat neben Steven Spielberg noch weitere Investoren aus dem Bereich Entertainment und Digital Cinema im Rücken – 21st Century Fox, Metro-Goldwyn-Mayer und Warner Bros. Damit ist gesichert, dass auch die Content-Lieferanten auf eine Technologie setzen, die zur Ausspielung interaktiver Formate genutzt werden kann. Damit wäre zudem der Weg frei, das Medium Film so weiterzuentwickeln, wie man es beim Sprung vom „abgefilmten Theater“ hin zu einer eigenständigen filmischen Erzählweise hin erlebt hat.
So soll Dreamscape Immersive eine Technologie liefern, bei denen bis zu sechs Menschen gemeinsame VR-Erlebnisse teilen können. Wie so etwas aussehen und sich weiterentwickeln könnte, zeigt der Trailer des kommenden Spielberg-Films (unten eingebettet): Bei Read Player One (Kinostart in Deutschland: erstes Quartal 2018) kommen Menschen gemeinsam in einer VR-Community zusammen, der „Oasis“. Die Handlung basiert auf einem Science Fiction-Roman von Ernest Cline.
Die Motion-Capture-Technologie, die Dreamscape Immersive nutzt, enthält übrigens ein Gutteil Swiss Tech. Sie wurde von Artanim aus Genf entwickelt. Artanim bezeichnet seine proprietäre Technologie als Real Virtuality, in Abgrenzung zu anderen Verfahren. Früheren Angaben von Artanim zufolge soll der erste VR Multiplex im Herbst 2017 bei der Wiedereröffnung der Westfield Century City Mall in Los Angeles an den Start gehen.