Im Innenhof der Pinacoteca di Brera: Mehrere Gruppen internationaler Journalisten sprechen mit ihren Guides, um sich die Wartezeit zu vertreiben. Andere laufen an den Innengängen des historischen Gebäudes entlang. Ab dem 16. Jahrhundert diente der Palazzo di Brera als Jesuiten-Kolleg. Schon im zwölften Jahrhundert standen hier die ersten Gebäude. Nach der Säkularisierung 1772/ 1773 erwarben die Habsburger das Gebäude, das heute im Wesentlichen so wirkt wie 1780, mit den Säulengängen, den Skulpturen und dem imposanten Eingang hin zur Via Brera. Ein bereits von den Jesuiten eingerichtetes Observatorium – das Osservatorio Astronomico di Brera – die namengebenden Kunstsammlungen und die beeindruckende Biblitoteca di Brera hielten ebenso Einzug wie das 1797 von Napoleon gegründete Istituto Lombardo Accademia di Scienze e Lettere.
Ein Ort der Geschichte, Schönheit und Wissen atmet. Perfekt für eine Installation, die alle Sinne ansprechen soll. Hersteller Panasonic – seit einiger Zeit Partner der Pinacoteca – hat in diesem Jahr anlässlich des Salone di Mobile an einer der vier Seiten des Innenhofes eine von außen futuristisch anmutende und doch an diesem Ort passende Installation geschaffen. Das Exterior Design stammt von Shuichi Furumi, der bereits im Jahr 2016 mit dem Hersteller zusammenarbeitete, um die Installation Kūkan umzusetzen, bei der damals 140 Screens für sieben beeindruckende Videowalls genutzt wurden. Die in einem dezenten Weiß daherkommende Außenhülle besteht aus einer abgerundeten Form und einer dahinterliegenden rechteckigen Fläche. James M. Bradburne, seit 2015 der Direktor der Pinacotecta, vergleicht die Skulptur mit einem halben Mozzarella – ein kleiner angelsächsischer Scherz. Bradburne, der an Kunstinstitutionen wie Florenz Station machte, hat übrigens in den 1980ern eine Zeitlang bei dem inzwischen 88-jährigen Shinya Izumi gelernt. Der wiederum war Shuichi Furumis künstlerischer Ziehvater.
Ein Team unter Panasonics Chef-Designer Shigeo Usui hat am neuen zentralen Design-Standort in Kyoto in Kooperation mit Furumi an der Installation gearbeitet, die unter dem Obertitel Transitions läuft und den Untertitel Air Inventions trägt. Alle fünf menschlichen Sinne sollen angesprochen werden. Auf kommunikativer Ebene will Panasonic im 100. Jahr des Bestehens deutlich machen, dass man mehr will, als Produkte zu kreieren. Man wolle, so das Unternehmen, die Herzen der Menschen erreichen.
Das funktioniert bei dieser temporären Lösung ausgezeichnet. Ganze sechs Minuten Zeit haben die Besucher, um die alle 20 Minuten stattfindenden Shows zu genießen. Im Innern hat das Technologieunternehmen zwei moderne 4K-Projektoren im Einsatz (2x PT-RQ32K). Die Ultra High Brightness-Modelle sorgen im Zusammenspiel mit Fisheye-Objektiven (2x ET-D3LEF70) für die spektakulären Projektionen. Diese finden einerseits auf der Curved Innenraum-Wand statt, zugleich aber auch auf den Nebel, der immer wieder im Innern zu sehen ist. Dabei handelt es sich nicht um irgendein stinkendes Trockeneis, sondern einen feinen und puren Nebel. Panasonic spricht nicht ohne Stolz davon, dass man hier Mailands purste Luft einatmet. Und tatsächlich: Sechs Minuten in dieser Installation sind entspannender als eine Woche unterm Sauerstoffzelt, erst recht im Zusammenspiel mit Sound und Bewegtbild. Hier kommen zwei proprietäre Technologien des Herstellers zum Einsatz: nanoe X, bei der Hydroxyl-Radikale (OH-Radikale) die Luft von Schadstoffen und Bakterien reinigen, sowie Silky Fine Mist, bei dem mittels Druckluft aus Wasser ein kühlender und angenehmer Nebel entsteht. Übrigens auf nachhaltige Weise, sodass der bei anderen Systemen hohe Energiebedarf hier deutlich geringer ausfällt. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Panasonic, Sponsor der kommenden Olympiade in Tokio, die Technologie in breiterem Rahmen einsetzen möchte, wenn zahlreiche Touristen in Japans Hauptstadt während des heißen Sommers erwartet werden.
Der Spezial-Nebel hinterlässt übrigens keine groß bemerkbaren Wassertropfen auf der Haut, während wir die Show betrachten. Streicht man über die am Boden befindlichen kleinen weißen Steine bemerkt man ebenfalls nur den Hauch von Feuchtigkeit. Tau auf einer Frühlingswiese fühlt sich im Vergleich dazu an wie eine gefüllte Badewanne. Wer derzeit in Mailand ist, der sollte sich diese Experience nicht entgehen lassen. Den Wellness-Kurzurlaub von sechs Minuten können Besucher noch bis 22. April 2018 im Palazzo di Brera, Via Brera 28, Mailand erleben – jeweils von 11 Uhr bis 19 Uhr.