Für die Studie wurden 504 Unternehmen ab 10 Mitarbeitern in Deutschland befragt. Zum Vergleich: Noch 2016 haben erst 36% der Unternehmen ihren Mitarbeitern Fortbildungen angeboten, damit sie digitale Kompetenzen erwerben und vertiefen können.
Vier von fünf Befragten (78%) sind der Meinung, dass digitale Kompetenzen genauso wichtig werden wie fachliche oder soziale Kompetenzen. Weitere 18% halten digitale Kompetenzen in Zukunft sogar für die wichtigste Fähigkeit von Arbeitnehmern.
Nahezu alle Befragten sind sich einig, dass lebenslanges Lernen im Zusammenhang mit der Digitalisierung immer wichtiger wird (99%). Schule, Ausbildung und Studium reichen heute nicht mehr für das gesamte Berufsleben aus und müssen durch regelmäßige Fortbildungen im Arbeitsalltag ergänzt werden. Dieser Aussage stimmen 95% der Unternehmen zu. Die betriebliche Realität sieht laut den Ergebnissen der Studie in der Regel allerdings anders aus. Im Schnitt können Beschäftigte jährlich nur 2,3 Arbeitstage für Weiterbildungen aller Art nutzen. Dafür stehen jedem Mitarbeiter durchschnittlich 709 Euro zur Verfügung. Zum Vergleich: Ein Seminartag bei einem externen Anbieter kostet durchschnittlich etwa 450 bis 500 Euro. Jedes fünfte Unternehmen bildet gar nicht weiter (21%).
Mit einem Anteil von 57% hat die Mehrheit der Unternehmen keine Strategie für die Vermittlung digitaler Kompetenzen. Zu den Digitalkompetenzen zählen die individuellen Kompetenzen der Beschäftigten im Umgang mit digitalen Geräten wie Computern, Smartphones oder Tablets und bei der Nutzung digitaler Anwendungen wie Software oder Apps, aber auch Grundkenntnisse im Programmieren. Die Weiterbildungsstrategie sollte sich aus einer zentralen Digitalstrategie ableiten, raten die beiden Verbände dagegen.
Ein geeignetes Mittel dafür sind digitale Lernmethoden. Zwar sind acht von zehn Unternehmen (79%) gegenüber E-Learning aufgeschlossen. Allerdings nutzt nur jedes dritte Unternehmen (32%) auch digitale Lernangebote.
Vier von fünf Unternehmen fordern steuerliche Vergünstigungen für Weiterbildungsausgaben (81%). Zudem sollten Ausgaben für Schulungen auch für die Beschäftigten ohne Höchstgrenze steuerlich absetzbar sein (73%) und neue Modelle wie das so genannte Bildungssparen staatlich gefördert werden (59%). Bitkom und TÜV-Verband schlagen außerdem vor, in den Bundesländern Kompetenzzentren für digitale Weiterbildung und Arbeit 4.0 einzurichten.
Grundlage der Angaben ist eine repräsentative Umfrage von Bitkom Research im Auftrag des TÜV-Verbands und des Digitalverbands Bitkom unter 504 Unternehmen ab 10 Mitarbeitern in Deutschland. Befragt wurden Geschäftsführer und CEOs sowie Personalleiter und HR-Manager.
Bitkom vertritt mehr als 2.600 Unternehmen der digitalen Wirtschaft, davon gut 1.800 Direktmitglieder. Sie erzielen allein mit IT- und Telekommunikationsleistungen jährlich Umsätze von 190 Milliarden Euro, darunter Exporte in Höhe von 50 Milliarden Euro. Die Bitkom-Mitglieder beschäftigen in Deutschland mehr als 2 Millionen Mitarbeitende. Zu den Mitgliedern zählen 1.000 Mittelständler, mehr als 400 Start-ups und nahezu alle Global Player. Sie bieten Software, IT-Services, Telekommunikations- oder Internetdienste an, stellen Geräte und Bauteile her, sind im Bereich der digitalen Medien tätig oder in anderer Weise Teil der digitalen Wirtschaft. 80% der Unternehmen haben ihren Hauptsitz in Deutschland, jeweils 8% kommen aus Europa und den USA, 4% aus anderen Regionen.
Der VdTÜV vertritt die politischen und fachlichen Interessen seiner Mitglieder gegenüber Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Gewachsen aus einer über 130-jährigen Tradition, setzt sich der TÜV-Verband für technische Sicherheit und das Vertrauen in Produkte, Anlagen und Dienstleistungen durch unabhängige Prüfungen ein. Mit seinen Mitgliedern verfolgt er das Ziel, das hohe Niveau der technischen Sicherheit in unserer Gesellschaft zu wahren und sichere Rahmenbedingungen für den digitalen Wandel zu entwickeln. Die TÜV-Akademien zählen mit rund 20.000 Seminaren und mehr als 200.000 Teilnehmern pro Jahr zu den größten Weiterbildungsanbietern in Deutschland.