Seit vielen Jahren beschäftigt sich invidis mit den Feinheiten von Digital Signage-Software – kürzlich besonders intensiv im invidis Jahrbuch 2024. Und obwohl – oder gerade weil – das Thema unglaublich facettenreich ist, hilft ein Blick auf die Basics, um die Grundvoraussetzungen für weitere Diskussionen zu schaffen.
Fangen wir mit einer Grunddefinition an: Digital Signage-Software-Lösungen ermöglichen es Nutzern, Inhalte wie Bilder, Videos und/oder Sound auf einem lokalen Gerät – Display, Projektor, Lautsprecher et cetera – abzuspielen. Klingt einfach, ist es aber nicht.
Im Alltag wird Digital Signage in einem breiten Spektrum von Anwendungsfällen eingesetzt, zum Beispiel:
- Einzelhandel: Promotion-Screens, interaktive Touchscreens für zusätzliche Produkte und Dienstleistungen, Werbeaktionen, Produktinformationen, Retail-Media-Netzwerke
- Quick-Service-Restaurants: Digitale Menütafeln, Bestellkioske, Drive-Thru-Displays, Nährwerte-Pflichtangaben
- Corporate: Mitarbeiterkommunikation, Raumbuchungsinformationen, Screens in Besprechungsräumen, Kantine, Wegeleitung Produktion: Mitarbeiterkommunikation, Produktionsdatenvisualisierung für eine höhere Effizienz
- DooH: Programmatic, Sonderformate (großformatige LEDs, Forced-Perspective-Screens, Retail Media)
Zusätzlich zu diesen verbreiteten Verticals bietet der Markt noch eine Reihe an Speziallösungen für besondere Einsatzzwecke. Hierzu zählen zum Beispiel Schulen, Control & Command Rooms und Live-Events.
Vom Software-Produkt zur Lösung
Bei kleineren Projekten werden Digital Signage- Produkte „Out-of-the-Box“ eingesetzt. Hier haben Benutzer begrenzte Konfigurationsmöglichkeiten. Für größere Netzwerke, ab zwanzig Displays an mehreren Standorten, ist die Digital Signage-Software eine Lösung, die entweder vom Software-Anbieter (ISV) oder vom Digital Signage-Integrator an die spezifischen Kundenanforderungen angepasst wird.
Digital Signage-Software besteht in der Regel aus zwei Komponenten. In größeren, verteilten Netzwerken wird eine dritte Komponente benötigt.
- Ein Server/Cloud-seitiges Content-Management-System (CMS)
- Lokal/Mediaplayer-seitige Playout-Software
- Remote-Device Management (RDM) – (hierzu gibt es in Kürze einen eigenen Artikel)
Das ist die grobe Einteilung, wobei bei allen drei Komponenten noch einmal weitere Details zu beachten sind.
Die Server/Cloud-Seite
Das Content Management bildet den Kern jeder CMS-Software. Hier werden
- Content-Ressourcen gespeichert und verwaltet.
- Inhalte an die spezifischen Anforderungen von Digital Signage angepasst (Composer-Tools und Templates).
- Playlists erstellt und für die einzelnen Player im Netzwerk bereitgestellt.
- Daten, Analysen und Trigger programmiert.
- das Mediaplayer-Netzwerk überwacht.
- Benutzer und Rollen definiert und verwaltet.
Benutzer greifen über eine Web- oder App-Oberfläche auf diese Funktionen zu. Während die Kernfunktionskategorien für die meisten Digital Signage-CMS gleich sind, gibt es große Unterschiede in der Funktionsweise dieser Komponenten im Detail.
Für viele Kunden ist es wichtig, dass sich das CMS an ihre spezifischen Bedürfnisse anpassen lässt, zum Beispiel was die Arbeitsabläufe, die Komplexität des Inhalts oder das Player-Netzwerk-Management angeht.
Verbindung zu ERP, PIM und DAM
Ein zentrales Element der Anpassung an Kundenbedürfnisse sind Integrationen mit bestehenden (Backend-)Systemen, zum Beispiel mit einem ERP für Informationen zur Produktverfügbarkeit, einem PIM (Product Information Management) für Produktinformationen, einem DAM (Digital Asset Management) für Medienressourcen oder spezifischen Daten- oder Analyse-Feeds.
Integrationen von externen Datenbanken werden über APIs realisiert. Hier trennt sich bei Digital Signage-Software die Spreu vom Weizen. Die Art und Weise, wie einfach APIs verwaltet werden können, ist eines der differenzierenden Merkmale zwischen verschiedenen Digital Signage-CMS.
Die Lokal/Mediaplayer-Seite
Für die meisten Digital Signage-Nutzer bleibt die Lokal- oder Mediaplayer-Seite der Software unsichtbar, mit Ausnahme des Konfigurationsbildschirms, der beim Koppeln/Registrieren des Geräts mit dem CMS oder bei der Anzeige von Fehlermeldungen verwendet wird – was bei guten Digital Signage-Softwaresystemen nicht der Fall sein sollte.
Der Hauptzweck der Playout-Software ist es, Inhalte auf einem Screen lokal anzuzeigen. Daher kommuniziert sie mit dem zentralen CMS, um den Inhalt der Playlist herunterzuladen und lokal zu speichern.
Betriebssysteme und CMS
Typische in Digital Signage eingesetzte Betriebssysteme – Windows, Linux, Android, Tizen, WebOS – nutzen unterschiedliche Technologien und Codecs zur Anzeige von Inhalten, deshalb muss die Player-Software auf jedes unterstützte Betriebssystem spezifisch zugeschnitten sein.
Während die meisten Digital Signage-Softwaresysteme lokale Browser zur Anzeige des Inhalts verwenden, bleibt die Komplexität hoch; vor allem da nicht nur die Browser zwischen den Betriebssystemen unterschiedlich sind, sondern auch die Browserfunktionen sich in den verschiedenen Versionen desselben Betriebssystems unterscheiden können.
Moderne Player-Softwarekomponenten passen den Inhalt auch automatisch an den angeschlossenen Screen an, zum Beispiel in Bezug auf Ausrichtung, Auflösung oder Rechnerleistung.
Den Überblick gewinnen
DS-Software-Produkte gibt es viele am Markt, doch Digital Signage-Endkunden suchen immer öfter nach Individuallösungen. Den Überblick zu behalten, ist schwierig. Aufgrund fehlender Standards sind die Kunden auf die Beratung durch Integratoren und Experten angewiesen.
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