Der größte deutsche E-Commerce-Händler wird ab jetzt keine Fotoshootings mehr machen, sondern stattdessen AI-generierte Modelbilder verwenden. Der hauseigene Virtual-Content-Creator „Movex“ erstellt ein Model nach den eigenen Wünschen, schneidert ihnen die ausgewählten Kleiderstücke an den Leib und generiert in Minuten ein Modelbild. Nötig ist dafür nur ein einziges Produktbild des Kleidungsstücks.
„Auf dieser Basis erzeugen wir KI-generierte Modelbilder, die zuvor ausschließlich als statisches Produktbild im Shop erschienen wären. Das Besondere: Die erstellten Darstellungen erreichen eine so hohe Qualität, dass sie täuschend echt wirken“, sagt Dajana Heinze aus dem Digital Content Management von Otto.
Das Ende teurer Fotoshootings
Otto will damit in Zukunft bis zu 60 Prozent Produktionskosten einsparen. Mit der Effizienzsteigerung will sich der Händler einen deutlichen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Und nicht nur das: Otto gibt seinem Shop damit ein einheitliches Look & Feel, kann aber seine Models unendlich divers gestalten – vorausgesetzt die AI dahinter wurde auf Diversität trainiert.
Für die Entwicklung des Tools ließ Otto die hauseigene AI-Intelligenz spielen: Movex entstammt Ottos Consulting- und Tech-Tochter One.O, die auch Kunden außerhalb der Otto Group in AI-Fragen berät. Gut möglich, dass das Grundmodell von Movex auch als Produkt an andere Modehändler und -marken verkauft wird.
In Zukunft sollen Videos möglich werden
Ottos Schritt rief prompt Spekulationen über das Ende der Modelfotografie hervor. Zumindest im kommerziellen Bereich, der früher als Brot-und-Butter-Geschäft des Modelberufs galt, ist das ein realistisches Zukunftsszenario. Unter Umständen ist dieses Ende schneller da als erwartet. Vor einem Jahr noch erregte die spanische Fast-Fashion-Marke Mango mit einer komplett AI-generierten Kampagne ziemliche Aufmerksamkeit. Eine ganze Kollektion hatte damals noch niemand ohne reales Model vorgestellt.
Einen ganzen Onlineshop mit AI zu gestalten aber, ist nochmal ein anderes Ausmaß. Perspektivisch soll auf die klassische Modelbildproduktion auch die AI-gestützte Videoproduktion folgen. Auch für den Möbelbereich sieht Otto großes Potenzial.
