Branchenreport Lebensmittelhandel Teil IV, Seite 3

Was ist Ihre Vision für die Zukunft?

Christian Vaglio-Giors: Wir müssen realistisch sein – die meisten Unternehmen und Netzwerkbetreiber verlieren noch Geld. Wir sind noch in der frühen Phase des Mediums und müssen noch viele Screens ausrollen. Was wir heute haben, ist so gut wie nichts. Wir brauchen größere Netzwerke, wir benötigen Standards, wir müssen zentralisieren und die Buchungsprozesse vereinfachen.

Heute ist es für Media-Buyer fast unmöglich, Werbezeiten für eine nationale Kampagne in Digital-Signage-Netzwerken zu buchen. Dazu müssten die Media-Buyer zu 20 oder 30 Netzwerkbetreibern gehen. Das würde niemand machen.

Digital Signage wird als Medium im Media-Mix kaum wahrgenommen, ist jedoch am kompliziertesten zu buchen. Keine Chance. So lange nicht eine etablierte Buchungsplattform besteht, die für alle Marktteilnehmer offen ist und das ganze Angebot abdeckt, verdienen wir kein Geld. Und das gilt für die gesamte Branche.

Unser Traum ist es, dass Google kommt und eine solche Plattform anbietet. Die wissen, wie man mit einer Verkaufsplattform effizient Werbemittel verkauft. Aber das wird noch dauern. Also muss ein bestehender Marktteilnehmer die Initiative ergreifen. Hier sehe ich Neo Advertising – wenigstens in Europa.

Google würde aber einen großen Teil der Gewinne einstreichen!

Christian Vaglio-Giors: Falls sie zu viel einbehalten, würde es nicht funktionieren. Für einen Netzwerkbetreiber wären 20 % vertretbar. Das entspricht der Agenturprovision, die in den etablierten Mediengattungen bezahlt wird. Mehr ist nicht akzeptabel.

Wie viele Screens benötigt man in Europa, um die Gewinnschwelle zu erreichen?

Christian Vaglio-Giors: Wir sprechen da von etwa 50.000 Screens. Diese Größe ist notwendig, um Zugang zu internationalen und europäischen Budgets zu haben. Dazu braucht man mindestens drei große europäische Märkte, in denen man eine dominante Präsenz hat – die Schweiz gehört leider nicht dazu. Ein guter, aber sehr kleiner Markt – ein Testmarkt.

Wenn man in Deutschland und den Niederlanden – dem Markt mit den höchsten Werbe-Spendings per capita – und Frankreich oder Italien entsprechend vertreten ist, dann kommt man auch an die großen Budgets.

Wie wichtig ist es in diesem Zusammenhang schnell zu sein?

Christian Vaglio-Giors: Sehr wichtig, aber nicht nur wegen dem wachsenden Wettbewerb. Wie bereits erwähnt, liegt der Capex (Investitionsaufwand) sehr hoch und die Technologie hält nicht für die Ewigkeit. Nach fünf Jahren muss man die Screens austauschen. Ohne eine kritische Masse erzielt man nicht genug Umsatz pro Screen, somit kann man die Finanzierung der Screens nicht mehr zahlen und die Ersatzanschaffung steht schon wieder vor der Tür. Das ist unsere Herausforderung – die kritische Masse muss man schnell erreichen. Es ist ein harter Markt!

Wir bedanken uns für das Gespräch.
(osc)