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Umbau

Sharp reagiert auf Verlust - und verlegt Europazentrale

Zum Ende März abgelaufenen Geschäftsjahr 2011/12 konnte Sharp alles andere als gute Nachrichten präsentieren: Ein Verlust von umgerechnet 3,5 Milliarden Euro, der vor allem auf das LCD-Geschäft und LCD-Investitionsvorhaben zurückzuführen ist, wurde jüngst verkündet. Jetzt verlegen die Japaner ihre Europazentrale.
SDP-Anteile gehen nun doch nicht direkt an Foxconn: LCD-Produktionsstandort in Sakai (Foto: Sharp Corporation)
SDP-Anteile gehen nun doch nicht direkt an Foxconn: LCD-Produktionsstandort in Sakai (Foto: Sharp Corporation)

Das Solar- und vor allem das LCD-Geschäft bescherten Sharp ein schwieriges Jahr. Das in Osaka beheimatete Unternehmen musste 2011/12 insgesamt einen 3,5 Milliarden Euro hohen Verlust einstecken – nach einem Gewinn von 180 Millionen Euro im Vorjahr.

Die LCD-Sparte des Konzerns hat einige Baustellen zu bewerkstelligen

Zunächst wurde gemeinsam mit Sony die hochmoderne LCD-Fertigungsanlage in Sakai hochgezogen. Dort sollten monatlich über 575.000 LCD-Displays hergestellt werden, die aus ebenfalls in Sakai produzierten großen Glasplatten entstehen.

Allerdings ist die Auslastung – die für die effiziente, kostengünstige Produktion sorgen soll – aber immer noch nicht auf dem geplanten Stand. Nun zieht sich Sony zurück. Als neuer Partner wurde Ende März die taiwanesische Hon Hai-Gruppe gewonnen – besser bekannt als Foxconn. Hon Hai wird sich wie Sharp mit 46,5 % der Anteile an der Produktionsgesellschaft in Sakai beteiligen; Sony hält – noch – etwa 7 % an der Fertigungsstätte. Künftig wollen die Taiwanesen etwa die Hälfte der dort produzierten LCD-Panels abnehmen.

Die Fertigung für mobile LCD-Displays konzentriert Sharp jetzt in der Produktionsstraße Nr. 2 im Standort Kameyama, wo zuvor große LCD-Panels die Werkshallen verließen.

Zusammengenommen kostet diese Restrukturierung bisher gut 1,1 Million Euro.

Aber auch außerhalb Japans will der Konzern effektiver werden und steuert um. Dazu gehört wohl auch eine Umstrukturierung der Vertriebsorganisation. Bisher ist die Sharp Electronics (Europe) G.m.b.H. in Hamburg angesiedelt. Laut Bundesanzeiger ist sie Eigentümerin der russischen Tochter und maßgeblich beteiligt an der schwedischen Sharp. Zudem bestanden laut letztem veröffentlichten Jahresabschluss Niederlassungen in Irland, Großbritannien, Italien, Polen, Frankreich, Österreich, der Tschechischen Republik, der Slowakei und Ungarn.

Aktueller und künftiger Sharp-CEO in Europa: Paul Molyneux (Foto: Sharp Electronics (Europe))
Aktueller und künftiger Sharp-CEO in Europa: Paul Molyneux (Foto: Sharp Electronics (Europe))

Die Konzernmutter Sharp Corporation hat Ende April beschlossen, die Sharp Electronics (Europe) Limited (SEE) zu gründen. Sitz der 100-prozentigen Tochter SEE wird nicht Hamburg sein, sondern London. Laut Plan soll die Gesellschaft bereits am 7. Mai 2012 gegründet werden, um zum 31. Mai ihre Tätigkeit aufnehmen. Zweck der Gesellschaft soll die Steuerung und Verwaltung aller europäischen Beteiligungen sein.

Startet die neue Europa-Holding mit einem bescheidenen Grundkapital von 100 Euro, soll das Grundkapital Ende September 2012 etwa 252.000 Euro betragen. Man wolle das Management in Europa durch Gründung und Betrieb der SEE verbessern, lässt das Board der Sharp Corporation verlautbaren. Die unterschiedlichen Sprachen und Kulturen werden als ein bisheriger Stolperstein für die einheitliche europäische Strategie erwähnt.

Allerdings scheint der Umbau in Europa eine gewisse Kontinuität zu beinhalten: Chef der neuen Sharp Electronics (Europe) Ltd. soll Paul Molyneux werden. Der künftige SEE-CEO Molyneux ist auch Geschäftsführer der hamburgischen Sharp Electronics (Europe) G.m.b.H. Absehbar scheint, dass die deutsche Sharp-Tochter an Bedeutung innerhalb des Konzerns verlieren wird. Momentan sind etwa 4.226 Mitarbeiter bei der Sharp Electronics (Europe) beschäftigt.

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