Ende März wird es soweit sein: Dann kann Takashi Okuda den Betrag von 10,4 Milliarden Yen verbuchen, der über die Ausgabe neuer Anteile in die Kassen des Konzerns fließen wird. Für den Sharp-Präsidenten dürfte das vergangene Jahr schwierig gewesen sein. Der angeschlagene japanische Konzern musste im Jahr 2012 eine Horrornachricht nach der nächsten verkünden – und verarbeiten. Doch ausgerechnet zum Ende des so düsteren Jubiläumsjahres gab es den ersten Durchbruch: den Einstieg von Qualcomm und die angedachte Kooperation mit der Qualcomm-Tochter Pixtronix.
War das schon einen guten Sake wert, hätte am gestrigen Mittwoch allerdings eine Magnum-Flasche Reiswein fällig gewesen sein müssen. Sharp muss jedoch immer noch sparen, so dass es zu keinem großen Gelage gekommen sein dürfte. Dennoch: Der Einstieg von Samsung, der umgerechnet etwa 112 Millionen US Dollar beziehungsweise etwa 86 Millionen Euro frische Mittel in die Kasse bringt, ist vor allem ein deutliches Zeichen dafür, dass Samsung an die Zukunft von Sharps IGZO glaubt. Und Patente sind derzeit immer noch das einzige wirklich nachhaltige Pfund der Japaner.
Laufendes Geschäftsjahr weiterhin schwierig
Ende März 2013 wird das aktuelle Geschäftsjahr für Sharp zu Ende gehen. Dann sind wieder unschöne Zahlen zu erwarten – da wird auch der Einstieg von Samsung noch keinen nennenswerten Niederschlag finden. Das gibt Sharp in einem längeren Statement für Analysten und Anleger auch zu. Zuletzt war von Verlusten von etwa 4,3 Milliarden Euro im 100. Jahr der Firmengeschichte die Rede gewesen. Spannend dürfte die Zeit um das Monatsende auch werden, weil dann die letzten Einzahlungen von Hon Hai und Foxconn fällig werden. Insgesamt vier Holdings, die dem Konglomerat zugerechnet werden, haben sich an Sharp beteiligt – eine bisher eher unglückliche Allianz. Denn Hon Hai Precision Industry Co. Ltd., FOXCONN TECHNOLOGY Co. Ltd., FOXCONN (FAR EAST) Limited und Q-Run Holdings Limited hatten Anfang 2012 noch Preise von 550 Yen pro Aktie ausgehandelt. Aufgrund des Aktienkursturzes gab es mehrfach Versuche nachzuverhandeln.
Zum Vergleich: Samsung steigt nun zum Kurs von 290 Yen ein, also fast zum halben Einstandspreis wie Hon Hai/ Foxconn. Richtig günstig war der Einstieg allerdings für Qualcomm: 164 Yen je Anteilsschein wurden noch vor weniger als drei Monaten vereinbart. Ein Hinweis darauf, dass nicht nur die Kapitalmärkte, sondern auch Marktteilnehmer aus der Display- und verwandten Industrien wieder an Sharp glauben – und dafür auch mehr springen lassen wollen. Samsungs Kapitalanteil wird 3,04% betragen – bei Stimmrechten von 3,08%
Steigende Bewertung – Sharp ist wieder gefragt
Neben IGZO will man in Japan auf MEMS-Displays der neuen Generation setzen, heißt es auf der Investoren-Website von Sharp. Sicherlich ist davon auszugehen, dass Samsung sich mit IGZO eine Technologie für mobile Geräte und Tablets sichern will. Wie berichtet, wurde auch Apple Interesse an IGZO-Panels für iPad und Co. nachgesagt. IGZO (indium gallium zinc oxide) ermöglicht laut Sharp eine deutlich höhere Elektronenbeweglichkeit, steigert das Öffnungsverhältnis für eine bessere Lichtdurchlässigkeit und erreicht eine höhere Auflösung in Pixel pro Zoll (ppi) als amorphes Silizium, das bisher als aktive Schicht in LCD-Bildschirmen verwendet wird.
Jetzt wird Samsung nach dem Einstieg zum fünftgrößten Aktionär bei Sharp aufsteigen, wie aus aktuellen Investoren-Unterlagen hervorgeht (siehe Grafik rechts oben). Samsung, Qualcomm und die Beteiligungsgesellschaft der Sharp-Mitarbeiter sind die einzigen branchennahen Unternehmen, die unter den zehn größten Anteilseignern auftauchen. Die restlichen sieben Großaktionäre stammen aus dem Bereich Versicherungen, Banken, Pensionskassen. Der Anteil der Japan Trustee Services Bank, Ltd. ist als Treuhandvermögen (Trust Account) gekennzeichnet – möglicherweise handelt es sich dabei um die geparkten Hon Hai/ Foxconn-Anteile.