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Displayhersteller

Harte Einschnitte - Loewe kämpft ums Überleben

Gutes Image, aber schlechte Lage: Loewe durchläuft eine schmerzhafte Umstrukturierung. Ein Fünftel der Belegschaft muss gehen, die letzten drei Geschäftsjahre waren rot – jetzt hat auch Aufsichtsratschef Hecker aufgegeben. Kommen die Kronacher wieder auf die Beine?
Kleiner B2B-Bereich - Display im Hotel Le Bristol, Paris(Foto: Loewe AG)
Kleiner B2B-Bereich – Display im Hotel Le Bristol, Paris(Foto: Loewe AG)

Die schmerzhafte Umstrukturierung bei der Loewe AG hat nun auch Auswirkungen auf hohe Unternehmenskreise: Aufsichtsratschef Dr. Rainer Hecker ist Mitte März 2013 abgetreten. Michael Blatz, seit Ende 2012 Aufsichtsratsmitglied und langjähriger Partner der Unternehmensberatung Roland Berger führt das Gremium bis zur nächsten Hauptversammlung im Frühsommer 2013. Damit wurde in Kronach ein weiteres Kapitel in der langen – und zuletzt trüben – Unternehmensgeschichte abgeschlossen. Hecker war 1982 als Geschäftsführer zu Loewe gekommen, wurde 1990 Vorsitzender der Geschäftsführung. Mitte der 80er Jahre übernahm er zusammen mit Geschäftsführungskollegen die Mehrheit der Anteile an Loewe. Mit dem Börsengang des Unternehmens 1999 wurde er Vorstandsvorsitzender der Loewe AG und blieb dies bis zu seinem Wechsel in den Aufsichtsrat 2008.

Auch wenn Rainer Hecker dem Unternehmen freundschaftlich und beratend erhalten bleibt: Die 1923 von den Brüdern Dr. Siegmund und David Ludwig in Berlin gegründete Firma Loewe ist nicht mehr der Innovationstreiber und die begehrte Marke, die sie noch vor einigen Jahren war. Bei der weltweit ersten öffentlichen Fernsehübertragung 1931 hatte Loewe die Nase vorn. Und mit dem sich erst langsam am Horizont abzeichnenden Wirtschaftswunder begann 1948 die Produktion am Standort Kronach. Die konsequente Umstellung von Röhrentechnologie hin zu LCD-Displays erfolgte nach Analystenmeinung allerdings zu spät. Loewe erhielt allerdings immer wieder auch zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen – allein in diesem Jahr beim iF gold award 2013 und dem German Design Award 2013.

Umsatz und Ebit weisen nach Süden (Grafik: Loewe AG)
Umsatz und Ebit weisen nach Süden (Grafik: Loewe AG)

Hersteller aus den Tigerstaaten haben Loewe überholt

Die Probleme liegen nicht zuletzt am Standard: Made in Germany ist den Kunden zu teuer geworden und die Display-Hersteller aus den Tigerstaaten haben längst das Premiumsegment des Consumer-Marktes erreicht. Ob das kleine Business-Geschäft beim Kronacher Produzenten eine Zukunft hat, ist derzeit unklar. Loewes Geschäftsjahre 2010 und 2011 verliefen negativ (siehe Grafik) – für 2012 muss Loewe bei einem gesunkenen Umsatz von rund 250 Millionen Euro vor Zinsen und Steuern (Ebit) einen Verlust von 29 Millionen Euro ausweisen. Grund hierfür seien vor allem Rückstellungen für den am Standort Kronach eingeleiteten Personalabbau, hieß es in einer Ad hoc-Meldung der Gesellschaft. Loewe habe entsprechend den Bilanzierungsvorschriften damit Ausgaben, die erst 2013 getätigt werden, noch im Jahresabschluss 2012 berücksichtigt. Insgesamt 180 der derzeit rund 1000 Mitarbeiter sind noch im März bei Loewe beschäftigt – und müssen ab April in eine Transfergesellschaft wechseln. Betriebsrat und IG Metall haben sich mit dem Unternehmen darauf verständigt.

Banken spielen bis 2014 mit

Ein strategischer Schwenk zeichnet sich bisher ab – und der geht wohl zulasten des Displaygeschäfts: Die Audiosparte soll gestärkt werden. Zugleich wurden die Modellreihen bei den Flachbildschirmen von fünf auf vier ausgedünnt. Mindestens bis zum Frühjahr 2014 wollen auch die Banken mitspielen, heißt es. Ein Sanierungstarifvertrag läuft bis Ende 2014, der Einsparungen bei Löhnen und Gehältern bringen wird. Investieren in Technologie will man aber, bekennt der neue Loewe-Vorstandsvorsitzende Matthias Harsch. Nach den zum Jahreswechsel in den Markt eingeführten TV-Gerätelinien Loewe Reference ID und Loewe Individual werde im Sommer eine weitere neue TV-Gerätelinie folgen. Ob all diese Maßnahmen zu einem nachhaltigen Turnaround führen werden, ist derzeit schwer einzuschätzen.

Die wesentlichen Anteilseigner bei der Loewe AG sind die kriselnde Sharp Corporation mit 28,83 %, Vorstand und Organe der Gesellschaft sowie deren Familienangehörige mit 14,00 % sowie der französische Storage- und Netzwerkspezialist LaCie S.A. mit 11,17 %. Der Streubesitz beträgt 46,00 % am Kapital der Loewe AG. Nach den Ankündigungen über die neuen Sparmaßnahmen stiegen die Bewertungen des Unternehmens an der Börse. Die in der Vergangenheit mehrfach in Anlegerkreisen kursierenden Spekulationen über einen Apple-Einstieg wurden wiederholt von Loewe dementiert.

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