Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, gibt es beim weltgrößten Außenwerber JCDecaux offenbar weit gediehene Pläne, die europäischen Geschäfte von Clear Channel Outdoor zu übernehmen – ganz oder in Teilen. Der französische Konzern wolle sich die mit 2,5 Milliarden US-Dollar bewerteten europäischen Geschäfte von Clear Channel sichern und suche zudem nach Wegen, um die Wettbewerbshüter zufriedenzustellen, die einer zu starken Marktkonzentration entgegenwirken wollen, heißt es.
Für JCDecaux ist der Zeitpunkt zum Erwerb günstig: Denn die US-amerikanische Clear Channel Outdoor (CCO) möchte eine Schuldenlast von etwa 20,5 Milliarden US-Dollar reduzieren. Deshalb hat CCO die europäischen Geschäfte offenbar zum Verkauf gestellt – beziehungsweise würde sie gerne abgeben. In Europa ist CCO in Großbritannien, Frankreich, der Schweiz, Belgien, Schweden, Polen, der Türkei und dem Baltikum aktiv. Die Pläne könnten recht weit gediehen sein: Reuters berichtet, dass CCO die beiden Investmentbanken Citibank und Moelis & Co. mit dem Verkauf seiner europäischen Assets beauftragt habe.
Übernahmepläne: keine Dementis der Konzerne
Die beiden betroffenen Konzerne wollten sich auf Anfrage der Nachrichtenagentur nicht zu dem Bericht äußern. Investor Relations-Meldungen, die Bezug auf die Berichterstattung nehmen, gibt es ebenfalls keine. Und auch die beteiligten Investmentbanker schweigen sich bisher aus. Als Quelle nennt Reuters zwei mit dem Vorgang betraute Personen – Dementis gibt es von keiner Seite.
Möglicherweise kann JCDecaux sich große Filetstücke von CCOs Europa-Business sichern, ohne zugleich eigene Konzernteile oder Konzessionen abgeben zu müssen. Dem Co-CEO von JCDecaux, Jean-Francois Decaux, schreibt die Nachrichtenagentur dieses Zitat zu, dass zumindest eine berechtigte Hoffnung bei einem Übernahmevorhaben wiederspiegelt: „Die Wettbewerbsbehörden (in Europa) sind einer Konsolidierung in unserer Industrie gegenüber aufgeschlossener, als noch vor zehn Jahren.“
Nächster Schritt: Prüfung durch EU-Kommission
Für Zusammenschlüsse sehr großer Unternehmen ist zumeist die Fusionskontrolle der Europäischen Kommission zuständig. Das betrifft Firmen, die einen gewissen weltweiten Milliarden-Euro-Umsatz haben oder einen innerhalb der EU mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Betrag umsetzen. Sehr wahrscheinlich wird JCDecaux also in Kürze bei der EU anklopfen und um eine Prüfung beziehungsweise Genehmigung bitten.
Je nach Lage dürfte das Verfahren dann wohl zwischen 25 (Phase 1 der Untersuchung) und insgesamt maximal 90 Arbeitstagen dauern – dann wird entschieden, ob die Unternehmen zusammengehen, beziehungsweise ein Konzern eine andere Gesellschaft maßgeblich beherrscht. Auf Antrag kann unter Umständen auch eine nationale Aufsichtsbehörde anstelle der EU-Kommission die Prüfung durchführen. Dabei kooperiert die EU mit der Federal Trade Commission in den USA und weiteren US-Behörden, die sich um Fragen der Firmenzusammenschlüsse kümmern.