Wer auf der Rückbank eines Taxis sitzt, hat Zeit und Muße. Warum dort also kein kombiniertes Entertainment- und Werbeprogramm anbieten? – Das ist der Grundgedanke des Projekts, das am 10. Dezember in Düsseldorf für drei Monate startet, bevor ab 2015 dann in sechs weiteren deutschen Städten und europäischen Metropolen der Roll out beginnen soll. Bis 2016 will Taxipad dann insgesamt 7.000 der kleinen Screens in deutschen Taxen verbaut haben. Prominent unterstützt wird Taxipad dabei durch Vodafone.
An der Hinterseite der Kopflehne des Beifahrersitzes lässt Taxipad kleine Tablets installieren, auf denen Werbungtreibende dann entsprechend über Exklusiv-Vermarkter United Digital Screens (UDS) buchen können. UDS erweitert damit sein Portfolio. Schon bisher ist UDS im Bereich Verkehrsmedien als Vermarkter engagiert, etwa als Kooperationspartner der mc R&D, die das Berliner Fenster sowie das Münchner Fenster in den jeweiligen U-Bahnnetzen betreibt.
Installiert hinter Kopfstützen von Taxen will Taxipad Fahrgästen ab dem morgigen Mittwoch während der Fahrt Tipps für und Informationen über die Stadt, in der sie sich gerade bewegen, ausliefern. Details zu Hotels, Restaurants, Kulturtipps, Flugpläne oder Messeinformationen sollen unter dem Motto „Entdecken Sie die Stadt“ einen Mehrwert für die Fahrgäste bieten. Umgekehrt können Werbungtreibende via Banner, Bewegtbild oder Location Based und Personalized Advertising werben.
Brandneu ist das Konzept allerdings nicht: Bereits in den letzten Jahren gab es eine Reihe ähnlicher DooH- und Digital Signage-Taxi-Projekte, auch in Deutschland. Vom Gros der oftmals ambitionierten Projekte aus der Digital Signage-Gründerzeit hat man nicht mehr viel gehört.
Erfolg und Scheitern: Taxi TV in Deutschland
Deren Geschäftsmodelle unterschieden sich in Details: Die einen warben im Fahrgastraum, andere auf dem Dach der Taxen. Der eine ausschließlich mit Screens, der andere in Kombination mit herkömmlichen Werbemitteln. So startete etwa im Sommer 2008 der Anbieter News Cab mit einem PC-System, das via UMTS die Inhalte auf die Screens im Taxi ausspielte. Dem Anbieter City Up, der ab Herbst 2011 den Vertrieb des Anbieters Taxi-TV übernommen hatte, und seinem gehörenden Schaufenster-Netzwerk ging im Laufe des Jahres 2011 die Puste aus – Ende April 2012 meldete City Up Insolvenz an.
Auch der Konzern Alcatel Lucent startete gemeinsam mit einem Partner ab Spätsommer 2010 ein Taxi-Netzwerk. Noch heute ist das 2000 gegründete Unternehmen TAXi-AD GmbH aktiv, dessen Werbeträger von sellmedia vermarktet werden. TAXi-AD ist weiterhin mit Werbung in und auf Taxen in mehreren Städten aktiv – allerdings waren die Screens in Taxen eine Episode, die beendet wurde. Neben Deutschland, der Schweiz, Türkei, UK und weiteren europäischen Ländern gibt es inzwischen auch TAXi-AD-Netzwerkpartner in Kanada, Brasilien, Kenia und Uganda. „Das Geschäft mit Screens in deutschen Taxen ist schwierig. Unter anderem hat das mit den erzielbaren Kontaktpreisen zu tun. Unser Projekt, gemeinsam mit dem Technologiepartner Alcatel Lucent, hat leider seinerzeit nicht den gewünschten Erfolg gehabt“, sagt Ralph Nelles, Geschäftsführer bei Taxi-Ad International, gegenüber invidis.de.
Digital Signage und DooH im und um das Taxi kann funktionieren – ist aber zumindest hierzulande ein Nischenthema. In manchen anderen Märkten haben sich Anbieter etabliert, die auch aktuell mit vergleichbaren Services aktiv sind. So hat Cabture in den Niederlanden ein entsprechendes Businessmodell aufgezogen (siehe Video unten). Der Anbieter installierte 10-Zoll Tablets von Samsung in Taxen.
Für Newcomer Taxipad aus Düsseldorf spricht zunächst einmal, dass er mit Vodafone einen großen Industriepartner aus dem Telco-Bereich vorweisen kann. Zudem hat man einen Exklusivvermarkter gefunden, der mit Werbung in Verkehrsnetzen erfahren ist. Weiterhin haben sich die Zeiten allgemein geändert: Die Digitalisierung schreitet zu tendenziell sinkenden Kosten weiter voran. Entsprechend ist auch bei Agenturen und Werbekunden heute sicherlich ein größeres Verständnis und auch ein größerer eigener Bedarf vorhanden, mit digitalem Bewegtbild zu werben.