Weltweit wandeln sich Fußballstadien immer mehr zu Entertainment- und Medientempeln. Neben ihrer Funktion als Sportstätte sind Fußballarenen längst als Mehrzweck-Immobilien konzipiert. Auftritte von Opernstars, Metal-Konzerte oder das Stadion als großer Biergarten samt Mega-Kino bei großen internationalen Sportevents wie Fußball-EM und -WM: das sind nur einige der weiteren Anwendungen.
Dazu müssen Stadien neu gedacht, bestehende Arenen erweitert werden. Jede dieser Umbauten ist eine Herausforderung, handelt es sich doch um Großprojekte, bei denen neben technischen und ökonomischen Aspekten auch Nachhaltigkeit oder Sicherheit beachtet werden müssen. Den europaweit und auch auf anderen Kontinenten sichtbaren Trend begleiten Branchenverbände wie die ESSMA, die European Stadium & Safety Management Association. Auf dem OVAB Digital Signage Summit Europe 2015 (vormals: OVAB Digital Signage Conference Munich) in München wird ESSMA Managing Director Dimitri Huygen eine Präsentation über den Langzeitrend und seine Auswirkungen geben.
Klar, dass ein Rekordmeister und Erstligist mit so großer Fan-Basis bei dem Trend von Beginn an mitspielt – seit Ende 2013 kann beispielsweise die neue LTE Infrastruktur genutzt werden, seit Anfang 2014 wude die Allianz Arena auch mit den ersten großen Screens ausgestattet. Partner im Projekt: FC Bayern-Sponsor Deutsche Telekom, der mit dem B2B-Produkt StadionVision große Fußballarenen fit für die zeitgemäße Mediennutzung macht.
Nun kann sich der FC Bayern über ein weiter modernisiertes Stadion freuen. So wurde das Lighting in und um das 75.000 Zuschauer fassende Stadion deutlich ausgebaut, das wir gestern an dieser Stelle vorgestelt haben: Der Verein verfügt damit inzwischen über Europas größtes und Deutschlands erstes Stadion mit einer flächendeckenden LED Außenbeleuchtung. Auch im Innenraum wird LED nun für Lighting genutzt. Und die Konkurrenz schläft nicht. Andere Bundesligisten nutzen den Saisonbeginn ebenfalls als Startdatum für ihre neu erblühten Fußballstadien, zuletzt etwa Bayer 04.
Doch während die Leverkusener jetzt rechnerisch auf eine Video Wall je Spieler auf dem Feld kommen – 11 Medienwände für 11 Kicker – schöpfen die Bayern aus dem Vollen: mehr als 70 Video Walls verteilen sich jetzt in der Allianz Arena.
Neben dem technischen Umbau hat der Erstligist auch auf Sponsorenseite Planungssicherheit. Denn die Deutsche Telekom hat ihren seit 2002 laufenden Hauptsponsorenvertrag mit dem FC Bayern München vorzeitig bis 2023 verlängert. Im Rahmen der neuen Vereinbarung wollen die Partner nach eigenem Bekenntnis „ihre enge Zusammenarbeit in den nächsten Jahren intensivieren und langfristig angelegte Kooperationsprojekte umsetzen und neue Produkte entwickeln, wie beispielsweise ein eigenes Mobilfunkangebot“.
Darüber hinaus übernimmt die Telekom in den kommenden Jahren auch den kompletten IT-Betrieb der Allianz Arena. „Digitalisierung ist heute zur Fan-Bindung, aber auch im Wettbewerb um die Erschließung neuer Märkte unabdingbar“, ist Michael Hagspihl, Geschäftsführer Privatkunden der Telekom Deutschland, überzeugt.
Das Stadion wird nun endgültig zur Multi Screen Area: Zusätzliche Informationen zum Spiel, Live Streams, Video-Wiedergaben oder Unterhaltungsangebote sowie interaktive Aktionen der FC Bayern-Partner werden auf den über 70 Video Walls sowie hunderten unterschiedlich großen Full HD Screens in der gesamten Allianz Arena und auf dem eigenen Smartphone oder Tablet über die neue FC Bayern München App zu empfangen sein.
Die Video Walls befinden sich sowohl an Wänden, wie auch abgehängt von Deckenbereichen. Die zumeist horizontal ausgerichteten Displays sind in verschiedenen Anordnungen zu finden – etwa als 4×4 Matrix oder in einer 2×2 Anordnung. Insgesamt, also einschließlich der Screens der Video Wände, wurden 758 Screens installiert. Auch auf den kleinen Screens geht es um das Runde, das sich – im Idealfall – das Eckige aussucht. Über StadiumVision Mobile werden vier Live-Streamingkanäle zur Verfügung gestellt, über die beispielsweise unterschiedliche Kameraperspektiven und Wiederholungen auf dem mobilen Endgerät möglich sind.
Dazu muss natürlich auch die Netzwerk-Infrastruktur passen. Immer mehr datenhungrige Anwendungen auf den Smartphones, Phablets und Tablets der Besucher sind einer der Gründe dafür. Über das stadionweite WLAN gehen die Nutzer online, nutzen soziale Netzwerke oder verfolgen live Streamings. Dies ist die Lösung: StadiumVision basierend auf Cisco Hardware. Der StadiumVision Director – die dafür genutzte Software – macht es möglich. Der Content wird darüber an die Digital Media Player (DMP) verteilt, die die Inhalte auf die Screens bringen. Teilweise versorgt ein Mediaplayer lediglich ein Display, teilweise eine ganze Video Wall. Das Netzwerk ist laut den Projektbeteiligten „in seiner Größenordnung weltweit einmalig“ und soll Grundlage für das „Stadion der Zukunft“ sein.
Hierzu hat die Telekom in neunmonatiger Planungs- und Bauzeit rund 115 km Glasfaserkabel verlegt und 940 WLAN Antennen im Stadionrund installiert. Die eigentlichen Aufbauarbeiten begannen im November 2014. Big Magenta ist Generalunternehmer und wickelte Projektleitung und Planung ab. Weitere Projektbeteiligte nennt der Konzern aus Bonn auf Nachfrage nicht.
Sicherlich dürfte aber Wilhelm&Wilhalm bei dem Projekt involviert sein. Die Münchner Spezialisten stellten vor wenigen Tagen das neue Bayern Team der Saison 2015/16 vor, sorgten bei der letzten Meisterfeier mit Projection Mapping für eine ansprechende Inszenierung und haben im vergangenen Jahr einen spannenden ersten Einblick über Installationen und Software in der 2012 geschaffenen Erlebniswelt des Vereins gegeben, die zurecht mit mehreren Awards prämiert wurde.
Wilhelm&Wilhalm ist in den vergangenen Jahren im Bereich Stadion und Digital Signage eine der bundesweit gefragten Adressen. Übrigens auch in Leverkusen: Im Jahr 2010 stattete W&W das TV-Studio der Bayarena aus.