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Werberechte in Zürich

Clear Channel schnappt APG|SGA einige Werberechte weg

Der APG|SGA entsteht in Zürich ab 2017 durch den Mitbewerber Clear Channel deutlich mehr Konkurrenz: Clear Channel hat das Gros der Werberechte an den Haltestellen der Verkehrsbetriebe der Stadt Zürich (VBZ) erhalten - insgesamt 1.200 Plakatstellen. Die APG wirft Clear Channel indirekt Preisdumping vor.
Ab 2017 wird Werbung an den Haltestellen überwiegend von Clear Channel vermarktet - VBZ Tram in Sonderlackierung (Foto: VBZ)
Ab 2017 wird Werbung an den Haltestellen überwiegend von Clear Channel vermarktet – VBZ Tram in Sonderlackierung (Foto: VBZ)

Werberechtskonzessionen in Zürich sind so begehrt wie ein anonymes Nummernkonto bei Gonet & Cie in Genf. Wie bei jedem Geschäft sind auch erstklassige Anlagen nicht dauerhaft zu jedem Preis sinnvoll.

Letzteres findet zumindest die APG|SGA. Diese wird in Zürich auch nach Januar 2017 nach eigenen Angaben noch insgesamt 4.000 analoge sowie digitale Werbeträger vermarkten – aber von den 1.200 Plakatstellen der VBZ nur einen sehr kleinen Teil.

Das Gros der Werberechte an den Tram- und Bushaltestellen geht nämlich an die Konkurrenz von Clear Channel Schweiz. Ab Januar 2017 gilt die Konzession für fünf Jahre.

Die VBZ hatten im Sommer dieses Jahres die Vermarktung ihrer 788 Plakatstellen mit insgesamt 1.200 Werbeflächen neu ausgeschrieben. „Der nach den Regeln des öffentlichen Beschaffungswesens durchgeführte Bieterwettbewerb führt ab dem Jahr 2017 zu einer deutlichen Verbesserung der Einnahmen von bisher 5,5 Millionen auf 11 Millionen Franken pro Jahr“, so die Verkehrsbetriebe.

Was auf der Einnahmenseite schön und gut für die öffentliche Hand ist – die zusätzlichen Mittel kommen nach Darstellung der VBZ vollumfänglich dem öffentlichen Verkehr und den beteiligten Partnern zugute – müssen die Vermarkter der Außenwerbestandorte allerdings erst einmal wieder einspielen.

Auch die APG|SGA hatte sich für die einzelnen Lose beworben, den Zuschlag aber nur für einen kleinen Anteil erhalten. CEO Markus Ehrle spricht deutlich aus, wie sein Unternehmen den Ausgang des Bieterverfahrens bewertet.“Wir hätten die langjährige Partnerschaft mit den VBZ gerne zu wirtschaftlichen Konditionen weitergeführt und bedauern den Entscheid der VBZ. Aus ökonomischen Aspekten waren wir nicht bereit, jeden Preis zu bezahlen. Ganz offensichtlich und für uns völlig unverständlich hat unser Mitbewerber ein Angebot unterbreitet, welches über unseren heutigen effektiven Umsätzen liegt“, so Ehrle in einer Pressemitteilung.

Den impliziten Dumping-Vorwurf kontert der Wettbewerber. „Clear Channel ist bei ihrer Kalkulation von aktuellen marktkonformen Preisen für die Werbeflächen ausgegangen“, so Vice President Central Europe und CEO von Clear Channel Schweiz, gegenüber invidis. „Die VBZ-Werbeflächen wurden erstmals ausgeschrieben, weshalb davon auszugehen ist, dass der bisherige Anbieter aufgrund seiner dominanten Stellung von günstigeren Konditionen profitieren konnte.“ Die VBZ habe sich nun für eine öffentliche Ausschreibung entschieden, wodurch mehr Wettbewerb entstehe. Damit erhalte die VBZ einen höheren Anteil der Erlöse und könne ihre Erträge optimieren.

Für Clear Channel bedeutet der Ausschreibungsgewinn in jedem Fall, dass man den werbungtreibenden Kunden in einer der wichtigsten Schweizer Städte nun ein deutlich größeres Angebot an Outdoor Werbeträgern machen kann. Jürg Rötheli bewertet den Ausgang des Verfahrens deshalb als große Chance für sein Unternehmen. „Nach dem Gewinn der Ausschreibung der Digitalbildschirme und den Leuchtdrehsäulen der Stadt Zürich ist dies ein weiterer Meilenstein in der Realisierung unserer Strategie, unseren Kunden die attraktivsten und massgeschneiderte Werbelösungen anzubieten“, so Rötheli in einer Pressemitteilung.

Clear Channel hatte sich auf 17 der insgesamt 19 Lose beworben, und diese 17 Lose jeweils gezogen.

Auf den Gesamtmarkt der analogen und digitalen Außenwerbung in der Schweiz bezogen dürften das gewachsene Portfolio bei Clear Channel nicht direkt zu einer großen Marktverschiebung führen.

Allerdings könnte von dem Preiswettbewerb ein Signal an Werbungtreibende und vor allem die öffentlichen Hand ausgehen, das keinem in der Branche besonders gut gefiele: Schließlich könnten sich weitere Städte oder kommunale Betriebe nicht mehr mit den bislang garantierten Werbe-Erlösen zufrieden geben. Und Markenartikler könnten auf die Idee kommen, dass die Spannen, mit denen die Außenwerber kalkulieren zu groß wären.

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